Barcelona - Medien und Fans feiern Javier Sierra schon seit Jahren als "Dan Brown Spaniens". Der Schriftsteller gewann nun den diesjährigen Planeta-Preis - die mit 601 000 Euro am besten dotierte literarische Auszeichnung der spanischsprachigen Welt, die seit 65 Jahren für den besten unveröffentlichten Roman in spanischer Sprache verliehen wird. Der frühere Radio- und TV-Moderator bekam die silberne Trophäe und den Prämienscheck für seinen bisher unveröffentlichten Kriminalroman "El Fuego Invisible" (Das unsichtbare Feuer) in der Nacht zum Montag in Barcelona überreicht.

Der gelernte Journalist Sierra ist einer der erfolgreichsten Autoren der jüngeren Generation in Spanien. Mit seinem auch auf Deutsch erschienenen historischen Roman "Das geheime Abendmahl" schaffte er es 2006 als erster spanischer Schriftsteller überhaupt in die Top Ten der Bestsellerliste der "New York Times".
Das Buch wurde weltweit mehr als drei Millionen Mal verkauft. Die Zeitung "El País" nannte Sierra den "König des Verschwörungs-Thrillers".

Bei der Annahme des Preises sagte Sierra, das unsichtbare Feuer sei für ihn "die Kraft der Wörter". Seine Geburtsstadt Teruel im Nordosten Spaniens sei mit rund 25 000 Einwohnern sehr klein.

"Als ich ein Kind war, gab es dort nichts, es passierte nichts. Keine Konferenzen, nichts. Deshalb musste ich mir die Antworten in den Bücherhallen suchen, in den Büchern von Jules Verne und von Emilio Salgari, und auch bei Tim und Struppi."

Die Werke Sierras wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Damit wird er in Spanien nur von Carlos Ruíz Zafón übertroffen.

"Das unsichtbare Feuer" handelt von einem jungen Wissenschaftler aus Dublin, der sich während einer Spanien-Reise einer Expertengruppe anschließt, die sich auf die Suche nach dem Heiligen Gral macht. "Ich bin sicher, dass es den Heiligen Gral gibt. Etwas, dass größer als das Leben ist", sagte der Autor in der Nacht zum Montag.

Sierra veröffentlichte in Spanien seit 1998 acht Romane sowie mehrere Sachbücher und Essays. Er reist viel und arbeitet seit Jahren mit Experten aus verschiedenen Ländern zusammen, um über Rätsel der Vergangenheit und ein angebliches "Goldenes Zeitalter" der Menschheit zu recherchieren.

Zurzeit arbeitet er für das spanische Fernsehen an einer Doku-Serie mit dem Arbeitstitel "Es gibt andere Welten, aber sie sind in dieser Welt."

Zu den Vergleichen mit dem Thriller-Autor Dan Brown sagte Sierra in einem Interview 2014: "Ich träume davon, dass man Dan Brown irgendwann mal den US-amerikanischen Javier Sierra nennen wird."

Nach dem Literaturnobelpreis ist der Premio Planeta die weltweit zweithöchstdotierte Literaturauszeichnung. Seit 1952 vergibt ihn der Verlag Editorial Planeta jedes Jahr für den besten unveröffentlichten Roman in spanischer Sprache.

Eine Besonderheit: Die Autoren müssen die Manuskripte unter Pseudonym einreichen, so dass auch unbekannte Autoren eine Chance haben - und auch siegreich waren. Zu den Gewinnern gehören aber auch große Namen wie der spätere Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa (1993).

Für die 66. Ausgabe des Wettbewerbs waren 634 bisher unveröffentlichte Romane eingereicht worden - so viele wie noch nie zuvor in der Geschichte des Premio Planeta. Die Spanierin Cristina López Barrio gewann den mit 150 000 Euro dotierten zweiten Preis für ihren Roman "Niebla en Tánger" (Nebel in Tanger).