Hamburg - «Ich bin schockiert über die Vorwürfe. Vor allem, weil der Hintergrund völlig außer Acht gelassen wird», sagte die Sprachwissenschaftlerin der Wochenzeitung «Die Zeit» (Ausgabe 10/2019). «Ich habe auf der Grundlage von Workshops mit einer Arbeitsgruppe der ARD 2017 ein internes Papier geschrieben.» Die Idee sei gewesen, einzelne Begriffe in der ARD-Kommunikation zu analysieren und Alternativen aufzuzeigen. «Es war für nichts anderes gedacht als für die interne Verwendung.»

Die Plattform «netzpolitik.org» hatte das «Framing Manual» vor rund zehn Tagen ins Internet gestellt. Kritiker warfen der ARD nach Bekanntwerden des Framing-Papiers vor, sie versuche die Diskussion über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu manipulieren und gebe Mitarbeitern Sprachregelungen vor. «Das Papier wird instrumentalisiert für eine politische Skandalisierung», sagte Wehling der «Zeit». In der Diskussion darüber würden Inhalte aus dem Kontext gerissen. «So werden seit zwei Wochen aus einem knapp 90 Seiten langen Dokument nur drei, vier Stichworte debattiert. Da entstehen selbstverständlich Missverständnisse.»

Kritische Anmerkungen hatte es in der Diskussion über das «Framing Manual» auch zu Wehling selbst gegeben, etwa zu ihrem Berkeley International Framing Institute. Wehling hat an der US-Universität Berkeley in Linguistik promoviert und arbeitet dort als Wissenschaftlerin. Das Institut hat mit der Uni aber nichts zu tun. «Ich weiß, derzeit kursieren viele verrückte Theorien. Aber alle meine Kunden wissen, das Berkeley International Framing Institute ist meine Marke, unter der ich Beratungen anbiete», erklärte Wehling im Interview. «Ein Institut mit Räumlichkeiten hat es nie gegeben und das wurde auch nie suggeriert.» Zu der Kritik sagte Wehling: «Es hat mich fassungslos gemacht, als Wissenschaftlerin, Beraterin und Mensch auf einmal solchen Angriffen ausgesetzt zu sein.»