Pulver ist schwarz, / Blut ist rot, / golden flackert die Flamme." Worin die Farben der zu erschaffenden deutschen Republik wurzelten, hielt der Dichter Ferdinand Freiligrath, glühend vor Kampfgeist, im Umsturzjahr 1848 für ausgemacht: "Das ist das alte Reichspanier." Heraldiker wissen, dass der emphatische Poet damit zwar falsch lag. Doch mit der Freiheit, die den März-Revolutionären als gesellschaftliches Ideal vorschwebte, hatte die Kombination durchaus zu tun. Schwarz-Rot-Gold: Die "deutschen Farben" verdanken sich den Lützower Jägern, die während der Kämpfe gegen Napoleon als Freiwilligenkorps ins Feld zogen; an den schwarz gefärbten Zivilröcken der Truppe prangten samten rote Aufschläge und Goldknöpfe. Später sammelten sich viele der Jäger in der Jenaer Burschenschaft und machten die Uniform zu ihrer Kluft. Unter einer schwarz-rot-goldenen Fahne versammelten sich erstmals hoffnungstrunken die Studenten des Wartburgfests von 1817: Um die Einheit der Nation war es auch ihnen zu tun, um "Freiheit! Ehre! Vaterland!" 1848 deklarierte die Bundesversammlung in Frankfurt die Trikolore zu Bundesfarben. Ein Gleiches tat, heute vor neunzig Jahren, die Weimarer Nationalversammlung: Sie bestimmte sie zu den Reichsfarben des ersten republikanischen Nationalstaats auf deutschem Boden. Zuvor hatten andere gegolten: Schwarz, Weiß und Rot - die übernahm, nach erbittertem "Farbenstreit", das 1871 gegründete Kaiserreich vom Norddeutschen Bund, der darin wiederum die Farben Preußens (Schwarz/Weiß) mit jenen der Hanse (Weiß/Rot) amalgamiert hatte. 1933 lösten die Nationalsozialisten damit die schwarz-rot-goldene Fahne vorübergehend ab; als Symbol für Demokratie und Selbstbestimmung war sie ihnen verhasst. Nach dem zweiten Weltkrieg indes, vor fünfzig Jahren, kehrte die Bundesrepublik wie die DDR zu Schwarz-Rot-Gold zurück. So sind die deutschen Farben auch Symbol für die Zerspaltung Deutschlands; und freilich mehr noch für die Einheit.