Hamburg - Schlicht unmöglich, das Gespräch am Nachbartisch zu überhören, beim Brunch in einem beliebten veganen Restaurant auf St. Pauli. In lauter, selbstbewusster Tonlage verkündet eine Stimme: "Rob, du musst da zwingend mehr ,schwarze' Komponenten in deinen Mix einbringen. Ohne R'n'B wird das Ganze nicht funktionieren. Gelingt dir das, kannst du gern wieder bei mir anklopfen." Ein A&R-Manager suchte offenbar nach "Frischfleisch" für seine Plattenfirma. So geht eben Netzwerken - ein nicht genug hervor zu hebender Part, bei Europas größtem Indoor-Festival für neue Pop-Musik jeglicher Art. Allerorten sitzen und stehen Grüppchen zusammen - schließlich hatten sich 5500 Fachbesucher aus 65 Nationen akkreditiert. Gerade erklärt ein englisch sprechender Studiobetreiber Mitarbeitern einer internationalen Plattenfirma, dass man für das offerierte Album geschlagene zwei Jahre am Sound gefeilt habe. Drei Meter entfernt wird der Vizechef eines weltweit operierenden US-amerikanischen Metal-Labels gesichtet - obwohl seine Musik eine der wenigen Rock- und Pop-Richtungen darstellt, die zum Festival in St. Pauli nur geringe Beachtung findet. Networking überwindet halt spielend Genre-Grenzen. Und fand in 300 Workshops und Konferenzen sowie ungezählten Gesprächen von Mittwoch bis Sonntag früh in Hamburg seine Bestimmung.