Mit fünf Texten von Imre Kertész, dem Literatur-Nobelpreisträger des Jahres 2002, macht wieder einmal der Berliner Transit-Verlag, dessen Inhaber auch an ihrem Zweitwohnsitz in Förbau bei Schwarzenbach/Saale an der Produktion von Büchern arbeiten, auf sich aufmerksam. Den Schwerpunkt des Bandes „Opfer und Henker“ bildet das Fragment einer längeren Erzählung, das Ende der 50er Jahre unter dem Titel „Ich, der Henker“ als erste große literarische Arbeit des Autors entstand. In einer eigens für die Transit-Ausgabe geschriebenen Vorbemerkung teilt der in Budapest und Berlin lebende Ungar mit, er habe sich seinerzeit an den schwülstigen und voller Paradoxien steckenden Bekenntnissen der Nazi-Kriegsverbrecher orientiert. Und weiter: „Schließlich begann ich eines schönen Tages doch lieber den ‚Roman eines Schicksallosen‘ zu schreiben.“ Das Fragment wurde sehr viel später in den Roman „Fiasko“ integriert.

Auch von Hubert Fichte (1935 bis 1986), der durch autobiografisch inspirierte Romane aus dem Milieu der Homosexuellen bekannt wurde, hat der Transit Verlag eine ganz frühe Arbeit publiziert – diese sogar zum ersten Mal. Fichte verfasste die kleine „St.-Pauli-Geschichte“ handschriftlich für einen Freund, abgedruckt wird sie nun sowohl als Faksimile wie auch als Transkription. Neben einer Reihe von Fotos enthält das Buch ein umfangreiches Nachwort des renommierten Literaturkritikers Wilfried F. Schoeller. Daraus geht unter anderem hervor, dass ein seinerzeit berühmter Schriftsteller, Hans Henny Jahnn, Fichtes Mentor „und Verführer“ war.

Zu den Neuerscheinungen bei Transit zählt ferner ein höchst lesenswerter Roman. Er heißt „Wie ein Stein im Geröll“ und gilt als katalanischer Klassiker der Gegenwart. Die 1949 geborene Autorin Maria Barbal wollte damit „einem der vielen namenlosen Menschen, die wie ein Stein im Geröll der Geschichte mitgerissen wurden, eine Stimme geben“. Auf kaum mehr als hundert Seiten wird ein ganzes langes Leben geschildert – das von Verlusten geprägte Dasein einer Frau, deren privates Glück durch den Terror der Faschisten während des Bürgerkriegs zerstört wird.

Barbal beschreibt die Stationen der Tragödie, in der auch eine große Liebesgeschichte steckt, ohne jede Larmoyanz in einem poetischen Realismus, der das Fremde und zugleich Vertraute der geschilderten Lebenswelt nachvollziehbar macht. In der Heimat der Autorin erlebte der 1985 erstmals erschienene Roman 50 Auflagen und wurde ein Bestseller.

Imre Kertész: Opfer und Henker. 88 Seiten, 14,80 Euro.

Hubert Fichte: St.-Pauli-Geschichte. 64 Seiten, 14,80 Euro.

Maria Barbal: Wie ein Stein im Geröll. 127 Seiten, 14,90 Euro. – Alle im Transit-Verlag.