Was mag das sein? Autorin des so betitelten Romans ist Olga Grjasnowa; vor ein paar Tagen erst stellte sie ihn erstmals beim Erlanger Poetenfest der Öffentlichkeit vor (wir berichteten). 1984 in Baku, der Hauptstadt der früheren Sowjetrepublik Aserbaidschan, geboren, kam sie als Kind nach Deutschland. 2012 gab sie mit "Der Russe ist einer, der Birken liebt" ein vielbeachtetes Debüt. Leyla, die Heldin ihres neuen Buchs, ist eine Ballett-Tänzerin. Eben noch hatte sie am Bolschoi-Theater eine große Zukunft vor sich, doch jäh stoppte ein Sturz ihre Karriere. Nun führt sie in Berlin eine Scheinehe mit Altay, einem Psychiater, der Männer liebt. Leyla ihrerseits ist Frauen zugetan, und als sie in einer Bar der dort jobbenden Jonoun begegnet, entwickelt sich eine so komplizierte wie prickelnde Dreierkiste. Der erste Teil des leichtfüßig erzählten Romans (Hanser, 267 Seiten, 19,80 Euro) spielt in Berlin, der zweite in Baku, wo Leyla wegen Teilnahme an illegalen Autorennen im Gefängnis landet. Hier wie dort richtet die Autorin einen ironischen Blick auf politische und gesellschaftliche Verhältnisse. Von der "juristischen Unschärfe der Ehe" ist die Rede, als Altay einmal die Dinge auflistet, die er an seiner Ehefrau liebt. Später hört Leyla von ihrer Schwiegermutter, dass "die Ehe jeden unglücklich macht", weshalb die wichtigste Aufgabe eines jeden Menschen darin bestehe, die Ehe zu verkraften. Leyla und Altay gelingt dies nicht. "Wir" - und dabei wird Jonoun ausdrücklich einbezogen - "sind gescheitert", heißt es am Ende. Besonders geglückt ist an diesem Roman die Umschlag-Gestaltung, die ein Motiv aus dem "Codex Seraphinianus" aufgreift: Ein Paar, das, Liebe machend, nackt auf der Matratze liegt, verwandelt sich in ein Krokodil. Jener Codex, 1981 erstmals erschienen, ist eine illustrierte Enzyklopädie imaginärer Dinge; Fans schätzen ihn als verrücktestes Buch aller Zeiten.