Schulz hieß Götz George, als er zur Welt kam, heute vor 75 Jahren. Schulz heißen viele; George weit weniger. Einen bedeutenden Dichter dieses Namens gab es, und schon einmal einen grandiosen Schauspieler - einen der populärsten in der Nazizeit. Heinrich George, Götz' Vater, stand kolossal fleischig, ungehobelt und genialisch begabt den braunen Machthabern zu nahe, um nicht von ihnen unheilbar infiziert zu werden. 52-jährig starb er, von den siegreichen Sowjets in Sachsenhausen interniert. Über zwanzig Jahre älter als er damals ist heute der Sohn - der sich nach langem Sträuben herbeiließ, vor der Fernsehkamera in die Rolle des Vaters zu schlüpfen: Am morgigen Mittwoch ist George als George in "George" zu bestaunen (ARD, 21.45 Uhr) - mit einer darstellerischen Glanzleistung, was sogar Artur Brauner nicht leugnet. Gleichwohl äußerte der 94-jährige Filmproduzent als Überlebender des Holocaust sich "sehr verärgert": Denn das von Joachim A. Lang, einem studierten Historiker, inszenierte Dokudrama trage verharmlosend dazu bei, den Mitläufer und Propagandisten als Bühnen- und Leinwandstar unangemessen zu rehabilitieren. Ebenso wenig harmlos eine andere, freilich friedlichere Vaterfigur, die Götz George vor zehn Jahren bravourös spielte und mit der er immer mal wieder auf die Bildschirme kommt: In "Mein Vater" von Regisseur Andreas Kleinert (dem Hofer Filmpreisträger von 1999) lässt er sich kompromisslos hinab in den Abgrund der Vergesslichkeit, indem er die Stationen der Alzheimer-Demenz mit schauerlicher Intensität nachvollzieht. 1946, als Heinrich George, den er kaum kannte, im Lager verhungerte, war er erst acht. "Naiv" sei sein Erzeuger gewesen, meint der Schauspieler, die braunen Verstrickungen würden "überschätzt". In Gedanken habe er ihn als Papa und als Künstler "immer auf Händen getragen". Den historischen Rest scheint Götz George, den wohl keiner für einen Alzheimer-Fall hält, altersmild vergessen zu haben.