Inzwischen bin ich ein Maler, der auch schauspielert, und nicht mehr ein Schauspieler, der auch malt", stellte Armin Mueller-Stahl kürzlich fest. Aber diese Einschätzung greift viel zu kurz, denn eigentlich ist er ja Musiker. Und Autor. Als Außenstehender glaubt man, der heute vor achtzig Jahren im ostpreußischen Tilsit geborene Sohn eines Bankangestellten könne nach Belieben wechseln zwischen den Begabungen. Tatsächlich ist der Künstler wohl immer alles, gleichzeitig. "Das einzige und richtige Gesamtkunstwerk", wie Regisseur Jürgen Flimm feststellte. Das Zitat steht im Vorwort von Volker Skierkas neuem, sehr persönlichem Buch über den Freund: "Armin Mueller-Stahl. Die Biografie" (Langen/Müller, 260 Seiten, gebunden, 22,95 Euro). Mueller-Stahl, den immer ein Hauch von Melancholie umgibt, wollte ursprünglich Geiger werden. Dennoch wechselte er zur Schauspielerei und flog prompt wegen "mangelnder Begabung" von der Schauspielschule. Die Intendantin Helene Weigel sah etwas genauer hin und engagierte den 22-Jährigen. Fast 25 Jahre war er am Berliner Theater am Schiffbauerdamm und später an der Volksbühne; in Film und Fernsehen avancierte er zum Publikumsliebling der DDR. Besonders fruchtbar war die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Frank Beyer; mit ihm drehte er 1974 den Film "Jakob der Lügner", der als bester ausländischer Film für einen Oscar nominiert wurde. Diese Ehre wurde Mueller-Stahl 1997 auch persönlich zuteil für seine Darstellung eines überforderten Vaters in "Shine - Der Weg ins Licht". Zu diesem Zeitpunkt war er längst am Ziel seiner, wie Skierka es nennt, "fortwährenden Wanderschaft Richtung Westen" angelangt; denn Westdeutschland, wohin er 1980 nach dem Bruch mit dem DDR-System gegangen war, war nur eine Zwischenstation. Ende der Achtziger wagte der 59-Jährige, der kaum Englisch sprach, den Sprung in die USA. Von da ist er inzwischen wenigstens teilweise zurückgekehrt: beruflich - Mueller-Stahl stellte unter anderem höchst eindrucksvoll Thomas Mann dar im erfolgreichen TV-Dreiteiler "Die Manns. Ein Jahrhundertroman"; und privat - die Familie lebt abwechselnd in Los Angeles und an der Ostsee. Von hier aus tritt er immer häufiger als bildender Künstler auf. "Beim Zeichnen", sagt er, "ist man selbst der Regisseur. Zeichnen ist für mich viel leichter als schauspielern."