Bayreuth - Bei MTV begeisterte sie das Publikum mit ihrer schlagfertigen Art. Als Schriftstellerin schlägt Sarah Kuttner nachdenklichere Töne an, und auch das gelingt ihr mit durchschlagendem Erfolg: Die Bestseller-Autorin kommt am Samstag, 22. Februar, ins Bayreuther Zentrum.

Frau Kuttner, am Mittwochabend lief die erste Extra3-Sendung mit Ihnen als Moderatorin im NDR-Fernsehen. Wie war’s?

Das war sehr entspannt mit einem super Team vor Ort. Obwohl ich auch sagen muss, dass ich schon ein bisschen nervös war. Ich war eben sehr lange nicht mehr in einem Fernsehstudio. Früher hätte ich das wohl auf der linken Arschbacke abgesessen, aber dieses Mal habe ich gemerkt, dass da schon ein bisschen Unsicherheit in mir war. Das Studiopublikum, mit dem ich gedreht habe, war dann aber wirklich klasse und alles hat super funktioniert. Am Anfang kam ich mir etwas steif vor, aber das ist okay. Ich schaue mir aus diesem Grund meine eigenen Sendungen im Nachgang nie wirklich ganz an. Das würde nur falsche Eitelkeiten befördern. Ich verlasse mich da immer auf mein Gefühl. Das hat bis jetzt immer gut funktioniert, genau wie beim Casting zu der NDR-Sendung.

War ein Casting bei Ihrer Vita denn überhaupt nötig?

Ich dachte mir als Erstes auch: Ey, ihr wisst doch, wer ich bin und was ich so mache. Aber ein Casting ist völlig okay. Es ist total verständlich, dass die Produktion wissen möchte, wie ich im Studio wirke und ob ich in die Sendung passe.

Dass Sie lustig und schlagfertig sind, wissen die Zuschauer seit Ihrer Zeit bei MTV. Seit vielen Jahren packen Sie als Autorin aber auch ernste Themen an.

Ja, weil ich finde, dass Humor und Ernsthaftigkeit sich nicht ausschließen müssen.

Und was ist mit Humor und Trauer? In Ihrem Buch "Kurt" stirbt das kleine Kind einer Patchworkfamilie.

Auch Humor und Trauer müssen sich nicht zwangsläufig ausschließen. Ich finde es falsch, dass viele Trauernde meinen, sie müssen sie sich für alles Frohe und Leichte verweigern. Natürlich muss da Zeit zum Trauern sein, zum Weinen - es gibt nichts Schlimmeres, als einen geliebten Menschen zu verlieren. Aber links und rechts geht das Leben weiter und, das finde ich, darf selbst in solchen Situationen auch komische, lustige und ja, leichte Momente haben.

Wie kamen Sie als Autorin zu dieser Einschätzung?

Es klingt komisch, aber ich mag Themen, die wehtun. Ich denke gerne darüber nach. Vor allem über das, was da nebenbei passiert. Zum Beispiel: Trauer ist erst einmal ein schlimmes Gefühl. In meinem Buch trauert aber der leibliche Vater des Kindes anders als seine neue Frau, die eben nicht die leibliche Mutter ist. Das birgt nur einen von vielen Konflikten, die es in solchen Situationen nun mal gibt und über die es sich lohnt nachzudenken und natürlich dann auch darüber zu schreiben.

Wann haben Sie selbst zuletzt getrauert?

Ich bin in einem Alter, in dem der Tod nicht unbedingt altersbedingt im eigenen Umfeld Einzug hält, aber er ist eben doch einfach da. Man hat schon viel erlebt: Liebe Menschen sterben an Krankheiten, man kommt in Kontakt mit dem Tod. Kürzlich habe ich für einige Monate eine Freundin bei mir zu Hause einziehen lassen, deren Ehemann durch eine Krankheit verstorben war. Diese Leidenszeit meiner Freundin hat mich natürlich nicht kaltgelassen.

Wie hilft man in solchen Situationen als Freundin am besten?

In dem Moment war es für meine Freundin wichtig, einen Ort zu haben, wo sie hingehört, und der war eben bei mir. Morgens ist es nach einem solchen Verlust am schlimmsten, weil man sich in der Nacht etwas aus dem Spiel nehmen kann. Am Morgen kommt dann die Wucht der Trauer mit voller Kraft zurück. Alleine sollte dann keiner sein. Wir haben uns einen Alltag aufgebaut, das hilft ein bisschen - und wenn es nur die erste Runde mit dem Hund ist.