Kunst und Kultur "Witze über die Bahn gehen gar nicht mehr"

Nach Hof kommt Kabarettist Matthias Egersdörfer am Freitag mit dem Auto, er fährt aber auch oft Zug. Ein Gespräch übers Reisen auf der Schiene.

 
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Herr Egersdörfer, Sie sind mal wieder in Hof. Ist das Kunstkaufhaus nicht mittlerweile zu klein für Sie?

Der Termin

Kabarettist Matthias Egersdörfer geht mit der Band Fast zu Fürth, in der er als Sänger auf der Bühne steht, auf "Fürchtet euch nicht Tour 2018". An diesem Freitag um 20 Uhr kommt er ins Kunstkaufhaus nach Hof. Karten gibt es im Kunstkaufhaus oder über www.culticks.com

Mit Fast zu Fürth füllen wir noch keine Stadien und gehen dorthin, wo man uns gut behandelt und wir uns wohlfühlen.

Reisen Sie mit dem Zug an?

Nein, diesmal mit dem Auto, weil ich nach einem Entspannungstee nach dem Auftritt noch heim will (Egersdörfer lebt in Fürth, Anm. d. Red.)

Eigentlich sind Sie aber leidenschaftlicher Zugfahrer, nach Ankunft am Zielort machen Sie ein Selbstbildnis von sich, ein Selfie, und laden es bei Facebook hoch. Das hat mittlerweile schon Kultstatus. Vorteilhaft sehen Sie dabei nicht immer aus, oder?

Meine Kunst ist nicht die der Fotografie. Da gehe ich das Risiko ein, keinen Schönheitswettbewerb zu gewinnen.

Mal ehrlich, ist der Service der Deutschen Bahn nicht wirklich schlecht?

Kommen Sie, Bahnwitze gehen gar nicht mehr. Wenn man schon mal in Südamerika Zug gefahren ist, wird man es zu schätzen wissen, wie wir hier reisen.

Selbst erlebt?

Davon gelesen und gehört.

Wie nehmen Sie das Zugfahren derzeit wahr?

In letzter Zeit ist es immer ziemlich voll, es wird - gefühlt - immer voller im Zug. Das ist nicht so angenehm, aber scheinbar begreifen es immer mehr Leute, wie schön Zugfahren ist, für mich die schönste Art des Reisens. Mit dem Auto im Stau zu stehen und sich nicht bewegen zu können finde ich furchtbar.

Sie reisen sicher Erste Klasse?

Zweite. Manchmal habe ich Gutscheine für die erste.

Wo gibts denn Gutscheine?

Ich habe doch die Bahncard 100, da fällt immer mal was ab. Im Moment ist es in der zweiten Klasse aber oft leerer als in der ersten.

Wie viel Input fürs Programm saugt man aus einer Zugfahrt?

Im Bordrestaurant kann man Menschen schon in ihren vermeintlich privaten Situationen beobachten. Aber eigentlich bin ich da gar nicht so oft, ich meditiere meistens irgendwo einsam und allein vor mich hin.

Die Bahn hat Satiriker Jan Böhmermann jüngst aus dem Zug befreit, muss man fast sagen, weil er in den falschen Zug gestiegen war und damit einen Auftritt verpasst hätte ...

... meine Frau hat‘s mir erzählt, ja.

Ihre schönste Zuggeschichte?

Dass in Göttingen immer noch der Brezenmann zusteigt.

Sind Bahnhöfe nicht alle gleich?

Würde ich nicht sagen. Es gibt offene, verschlossene, angenehme.

Ist Hof angenehm?

Wie schon gesagt, nach Hof komme ich meist mit dem Band-Bus. Deswegen kann ich über den Hauptbahnhof nicht viel sagen. Wuppertal kann ich aber empfehlen, schönes 80er-Jahre-Flair, natürlich Berlin - und Lauf in meiner Heimat ist sehr schlicht, aber schön.

Wirken Bahnhöfe nicht immer ein bisschen kriminell?

Das beginnt 150 Meter weg vom Bahnhof, ist so meine Erkenntnis, da beginnt der Drogenverkauf. Der Bahnhof selbst beginnt ja entweder gerade zu verwahrlosen oder ist schon ganz scheußlich.

Mit ähnlichem Leid müssen Sie sich auch im Franken-Dadord auseinandersetzen, in dem Sie den lässigen Schatz von der Spurensicherung spielen. Könnten Sie eigentlich auch den Kommissar Fleischer spielen?

Eine kühne Frage. Ich denke, der Andreas Leopold Schadt hat einen gewissen Frohsinn, ob er den ganz unterdrücken kann ... na ja, es ist ihm zuzutrauen, er ist ein großer Schauspieler. Aber ob ich den freundlich-kecken Witz des Herrn Schadt hinbekommen würde?

Das Gespräch führte Sören Göpel

Autor