Hof - "Es ist ein Ritterschlag", kommentiert Roland Spranger seine zweite Nominierung für den Friedrich-Glauser-Preis, "denn das Feld der Autoren ist stark, sowohl quantitativ als auch qualitativ. Dabeisein ist alles." Auf die Shortlist der fünf Kandidaten, die sich heuer gegen etwa 180 Mitbewerber durchgesetzt haben, ist er mit seiner Krimi-Kurzgeschichte "C" gekommen, die in der Anthologie "Tatort Franken No. 6" bei Ars Vivendi erschienen ist. Die Autorengruppe "Syndikat" verleiht den Preis, wie er erläutert, jährlich während des Festivals "Criminale" an einen Autor, der sich besonders um den Krimi verdient gemacht hat. Die "Criminale" ist alljährlich das größte Treffen von Krimi-Autoren in Europa und findet - "wie ein großer Wanderzirkus" - jedes Jahr an einem anderen "Tatort" statt.

Den Ritterschlag übrigens erhält der 52-jährige Hofer Autor nun nach 2013 schon zum zweiten Mal; damals gewann er den Preis mit seinem Roman "Kriegsgebiete" - unter 333 Einreichungen. An die Verleihung in Bern erinnert er sich noch genau: "Sie ist ein bisschen so aufgebaut wie eine Oscar-Verleihung: mit Musik, mit Moderatoren, mit Vorstellung der Nominierten und kurzen Lesungen ihrer Texte."

Dass er nicht der einzige Franke unter den Nominierten ist, sieht er positiv. "Ich freue mich wirklich, dass auch die Geschichte ,Das nackte Licht' von Friederike Schmöe aus Coburg nominiert wurde", sagt er und betont: "Das Schöne ist: Es gibt erstaunlich wenig Konkurrenzdenken unter Autoren - zumindest ist das unter fränkischen Autoren und Krimi-Autoren der Fall." Es werde, im Gegenteil, manchmal auch zusammengearbeitet; so sei eine seiner Geschichten in Schmöes Anthologie "Kerwaleichen" erschienen.

Um den Glauser-Preis für Kurzkrimis bewerben sich - anders als in den Kategorien Roman, Kinder- und Jugendkrimi und Debüt, wo das Vorschlagsrecht bei den Verlagen liegt - die Autoren selbst. Spranger: "Da schickt natürlich jeder die Geschichte hin, von der er denkt, dass es seine beste ist." So sei es auch bei ihm. "Ich habe ,C' ausgesucht, weil ich denke, besser kann ich momentan nicht schreiben. Die Story hat Qualität, und bei Lesungen stelle ich fest, dass sich die Leute ihr nur schwer entziehen können." Seine Kurzgeschichte "C" geht übrigens auf eine Polizeibericht-Meldung in der Frankenpost zurück: Eine Frau, high von Crystal Meth, baut auf dem Weg nach Tschechien auf der Autobahn bei Selb einen Unfall und begeht Fahrerflucht. Sie ruft ihren Freund an, der sie und ihr demoliertes Autor in Asch auf einem Parkplatz abholt und dabei gleich noch Drogen mitnehmen will ... "Der Anfang beruht auf einer wahren Begebenheit", bestätigt der Autor, "wie es aber weitergeht und endet, die Charaktere und ihr Innenleben beruhen auf meiner Fiktion."

Die Qual der Auswahl unter den Bewerbern hat in jeder Kategorie eine fünfköpfige Jury. Dass das eine Menge Arbeit für die Juroren ist, weiß der Hofer Schriftsteller aus eigener Erfahrung, denn als Preisträger des Vorjahres fragte man ihn, ob er 2014 in der Jury mitarbeiten wolle. "Das war schon ein spannendes Erlebnis, den deutschen Krimi einmal ein Jahr lang zu verfolgen und zu beobachten." Bei einem Jury-Wochenende bringen die Juroren ihre Meinungen zu den Krimis zusammen und entscheiden, wer nominiert werden soll.

Für die Nominierung von Roland Sprangers Kurzgeschichte "C" fand die Jury übrigens folgende Begründung: "In filmischen Szenen jagt
Roland Spranger sein White-Trash-Paar durch einen actionreichen Plot auf das unausweichliche Ende zu. Eine dichte Sprache und authentische Figuren verleihen der düsteren Gangsterballade Glanz und Größe. Bonnie und Clyde auf dem Lidl-Parkplatz bei Asch."

Spranger indes ist literarisch in verschiedenen Genres unterwegs. "Unterschiedliche Geschichten brauchen unterschiedliche Formate", sagt er. Neben Kurzgeschichten - "2015 habe ich acht veröffentlicht" - und Romanen sind es vor allem Theaterstücke, mit denen er sich einen Namen gemacht hat. Das begann vor 30 Jahren, als er zunächst für seine Theatergruppe "Larpurlahr" schrieb ("für die Stücke hat sich aber niemand interessiert"), nahm aber erst 1999 mit "Tiefseefische" Fahrt auf. "Da ging es richtig los", bestätigt er. Es folgten der Roman "ThRAX" (2002), mehrere Theaterstücke, die an verschiedenen deutschen Theatern uraufgeführt wurden, und natürlich seine "Kriegsgebiete " - Spranger: "Das war eine Erfolgsgeschichte!"

In der Region machte er zuletzt vor einem Jahr von sich reden, als "Hungerleider", ein Auftragsstück des Theaters Hof zum Thema Heimat, uraufgeführt wurde. "Als ich mich intensiver mit dem Thema beschäftigte, hätte ich mir das auch gar nicht anders vorstellen können als als Theaterstück." Zudem wurde 2015 sein Klassenzimmerstück "Affe auf Lava" erstmals gespielt. Aktuell schreibt der fleißige Schriftsteller, der als Betreuer in Wohneinrichtungen für geistig Behinderte arbeitet, an einem Roman und an einem Stück für das Theater Hof, das im Frühjahr 2017 Premiere hat. Darüber verrät Roland Spranger nur so viel: "Das wird eine spannende Geschichte, auf die ich mich sehr freue."

Ein bisschen wie eine Oscar-Verleihung.

Roland Spranger über die

Glauser-Preisverleihung

Das war eine Erfolgsgeschichte.

Roland Spranger über "Kriegsgebiete"

Der Glauser-Preis

Der kurz auch Glauser genannte Friedrich-Glauser-Preis ist neben dem Deutschen Krimi-Preis der wohl wichtigste Krimipreis im deutschsprachigen Raum. Benannt ist er nach dem Schweizer Schriftsteller Friedrich Glauser (1896 bis 1938), der als erster deutschsprachiger Krimiautor gilt.

Der Preis wird seit 1987 alljährlich vom "Syndikat" verliehen, der 1985 gegründeten, fast 700 Mitglieder

(Stand August 2011) zählenden Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur. Verliehen wird der Glauser-Preis mittlerweile in fünf Kategorien:

Bester Roman - Glauser Autorenpreis sowie Glauser Ehrenpreis - Auszeichnung für besondere Verdienste, beide seit 1987:

Hansjörg-Martin-Preis - Bester Kinder- oder Jugendkrimi seit 2000;

Debüt - Bester Erstlingsroman und

Beste Krimi-Kurzgeschichte, beide seit 2002. Quelle: Wikipedia

Der Hofer Autor Roland

Spranger gewann den

Friedrich-Glauser-Preis 2013 für seinen Roman "Kriegsgebiete".

Der Glauser-Preis 2016 wird

im Rahmen des Krimi-Festivals

"Criminale" (17. bis 24. April) am 23. April in Marburg verliehen. Der Glauser Ehrenpreis geht an Jürgen Kehrer ("Wilsberg") "in Würdigung seines Engagements für die deutschsprachige Kriminalliteratur und für sein bisheriges literarisches Gesamtwerk im Bereich der Kriminalliteratur".

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www.die-criminale.de