Hof - Die vorhandenen Stühle in der Galerie im Theresienstein reichten nicht aus, um alle Besucher - 50 Menschen und einen Hund - unterzubringen. Gekommen waren auch zwei, die im Buch, das vorgestellt wurde, eine wichtige Rolle spielen: "Herr und Frau Schmidt", die Gründer des Jean-Paul-Museums in Joditz. Zu dem, was sie kenn- und auszeichnet, zählt nach Ansicht des Autors "eine Tendenz zum Kauz".

Eben deshalb sind sie für Helmut Schödel interessant. Der aus Wien angereiste gebürtige Hofer des Jahrgangs 1950 hat als Journalist Karriere gemacht. Autor für Die Zeit ist er gewesen, für die Süddeutsche Zeitung und die Wochenzeitung Der Freitag schreibt er noch immer. Menschen sind sein Thema, bevorzugt seltsame, schräge. Prominente, aber auch gänzlich unbekannte macht er zu Hauptfiguren seiner "Reportagen für morgen", von denen 23 Stück in dem Buch "Der Wind ist ein Wiener" gesammelt sind.

Vier davon, funkelnd zwischen Melancholie und Komik, las er beim Kunstverein vor. Zuerst die über Helmut Berger, den Weltstar aus der Visconti-Zeit, der sich als alter Mann mit knapper Rente ans dolce vita erinnert und davon träumt, an einer Überdosis zu sterben: "Es könnte auch Liebe sein." Dann die über Herrn Boris, einen Juwelenbetrüger, und die über Herrn Günther, den Butler ("Dienen ist doch keine Sünde"), der den Autor "Herrn Schöttl" nennt, weil er in der "Banalie" des Namens Schödel keinen Sinn zu entdecken vermag. Manchmal schenkt er dem Gast "ein Lächeln aufs Haus".

Die Geschichte über die Schmidts aus Joditz, Karin und Eberhard, durfte zum Abschluss nicht fehlen. "Jetzt hammers", sagte der Autor erleichtert, als ihn der Beifall umrauschte. Und freute sich, dass niemand vom "Lesungenschlaf" übermannt worden war. Außer dem Hund.

-----

Helmut Schödel: Der Wind ist ein Wiener. Verlag Müry Salzmann, 176 Seiten, gebunden, 19 Euro.

Las im Kunstverein Hof: Helmut Schödel. Foto: H. Kauper