Den nach Georg Büchner benannten wichtigsten deutschen Literaturpreis erhielt er posthum: Siebzehn Tage vor der Verleihung, am 4. Oktober 2006, war der rumäniendeutsche Dichter Oskar Pastior im Alter von 78 Jahren während der Frankfurter Buchmesse gestorben. Damals arbeitete er zusammen mit seiner engen Freundin Herta Müller an einem Buch, das von seinem Zwangsaufenthalt in einem sowjetischen Arbeitslager von 1945 bis 1949 erzählen sollte. Nach seinem Tod schrieb Müller das Buch allein. Kurz nachdem es 2009 unter dem Titel "Atemschaukel" erschienen war, wurde ihr der Nobelpreis für Literatur zugesprochen. An Oskar Pastior erinnert jetzt eine Doppel-CD, die unter dem Titel "Lesen gehn ..." bei Hörbuch Hamburg erschienen ist. Auf der ersten Scheibe liest der große Sprachartist und -analytiker, Wortklauber und -musiker selbst eine Reihe seiner Gedichte - insgesamt 54 Stück -, auf der zweiten kommen Freunde und Kollegen zu Wort, unter ihnen auch Ernest Wichner, der Leiter des Literaturhauses Berlin, Schwiegersohn des Hofer Schriftstellers Claus Henneberg und Weggefährte Oskar Pastiors. An diesem zweiten Teil gefällt besonders, dass er neben Texten des Autors, dessen Humor - etwa in dem Gedicht "schneuzt euch heut feucht!" - oft an Ernst Jandl erinnert, auch Kommentierendes bietet. So legt Urs Allemann sehr unterhaltsam den Bauplan eines "Gedichtgedichts" frei, Péter Esterházy wird von Pastiors Sprachspielen zu der Feststellung veranlasst, dass der Sinn der Wörter vielleicht nicht deren Wichtigstes ist, Herta Müller erzählt, wie sich ihr - "ohne zu wollen" - die Wörter des Gedichts "Tas Illusiun ..." übersetzen, und von Ernest Wichner ist zu erfahren, dass Pastior Biografisches "partikelweise in seinen Texten versenkte". So ist das Hörbuch eine schöne Annäherung und Hommage an den Dichter, der zu den größten des 20. Jahrhunderts zählte und übrigens auch einmal mit einer Lesung in Hof zu Gast gewesen ist.