Fichtelgebirge Riesiger Investitionsstau an Schulen

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Nicht nur das Flachdach des Otto-Hahn-Gymnasiums müsste dringend erneuert werden. Die gesamte Schule bedarf einer Generalsanierung. Foto: Bäumler Quelle: Unbekannt

Die meisten Gebäude müssten dringend saniert werden, damit die Schäden nicht noch größer werden. Doch dem Landkreis fehlt dazu das Geld.

 
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Wunsiedel - Der Altbau der Wirtschaftsschule, im Volksmund liebevoll Kaffeemühle genannt, ist das Paradebeispiel für eine gelungene Generalsanierung. Das historische Gebäude versprüht nach wie vor den Charme eines Bauwerks, in dem viele Generationen Schüler ihr Rüstzeug für das Leben bekamen. Dennoch ist die Ausstattung so modern wie an fast keiner anderen Schule im Landkreis. Hightech in altem Gemäuer.

Doch bevor die Schule in ein Schmuckstück verwandelt worden ist, standen Lehrer und Schüler buchstäblich im Regen. Das Dach war so undicht, dass das Wasser von der Decke tropfte.

Dies könnte in manch anderer Schule auch demnächst der Fall sein. Während in der Festspielstadt die Gebäude weitgehend saniert sind, ist vor allem in Marktredwitz, aber auch in Selb, einiges im Argen. Landrat Dr. Karl Döhler beziffert in einem Gespräch mit der Frankenpost den Investitionsstau an den Schulhäusern grob auf bis zu 50 Millionen Euro. Das Problem: Der Landkreis steckt in der Konsolidierung seiner Finanzen. "Die meisten unserer Schulen sind zwischen 1959 und 1970 gebaut worden." Dummerweise waren in dieser Zeit Flachdächer ultramodern. Mittlerweile sind diese meist undicht und verursachen Kosten.

Beispiel Otto-Hahn-Gymnasium in Marktredwitz. "Hier müssen wir immer wieder flicken, weil Wasser eindringt", sagt Döhler. Doch das ist nur eines von vielen baulichen Problemen. Die Sanitäranlagen, die Elektrik, die Lüftung und, und, und. Ein Trakt des Gebäudes ist wegen eines Wasserschadens zwar schon saniert worden, doch in dem Riesenbau, der in mehreren Abschnitten 1959, 1964 und 1977 entstanden ist, gibt es eine Menge Baustellen. Einige Jahre ist nach Ansicht der Bauexperten im Landratsamt ein Durchwursteln noch möglich. Doch irgendwann werden die Schäden Ausmaße annehmen, dass es richtig teuer wird. "Es stellt sich die Frage, ob es wirklich sinnvoll ist, jedes Jahr ein bisschen was auszubessern. Eigentlich ist eine Generalsanierung nötig." Zusammen mit den ebenfalls maroden Jahnturnhallen kämen dafür Kosten in Höhe von mehr als neun Millionen Euro zusammen.

Beispiel Fichtelgebirgsrealschule Marktredwitz. In dem aus dem Jahr 1970 stammenden Gebäude sind nicht nur die Fenster "energetisch eine Katastrophe". Auch hier bereiten die Flachdächer und die Elektrik den Verantwortlichen Kopfzerbrechen. "Eine Generalsanierung wäre hier dringend notwendig, wenn nicht gar ein Neubau", sagt Döhler. Welche Lösung zum Zug kommen könnte, ist eine reine Kostenfrage. Möglich ist aber auch, dass erstmal gar nichts geschieht. Denn eine Generalsanierung, die das Landratsamt mit 16,5 Millionen Euro Kosten beziffert, erscheint angesichts der Landkreisfinanzen nahezu utopisch.

Beispiel Selb: Hier muss dringend die Zweifachturnhalle des Walter-Gropius-Gymnasiums saniert werden. "Das WGG ist schon eine spezielle Schule. Sie ist zwar in den 90ern generalsaniert worden, doch vor allem die Dächer beschäftigen uns regelmäßig aufs Neue", sagt Döhler. Auch der Technikerbau in der Fachschule für Produktdesign in der Weißenbacher Straße bedarf der Generalsanierung samt einer neuen Heizung. Die Kosten dürften hier um die 2,5 Millionen Euro liegen.

In Wunsiedel schließlich steht der dritte Bauabschnitt der Generalsanierung der Wirtschaftsschule an. Hierbei geht es um den Ausbau des Dachgeschosses der angrenzenden Berufsschule. In dem Bau sollen Fach- und Klassenräume entstehen. Die Investition ist auf 1,7 Millionen Euro kalkuliert.

Alles in allem rechnen die Experten im Landratsamt mit Kosten für die vordringlichsten Arbeiten von gut 35 Millionen Euro. Mit diesem Geld könnten die Schulgebäude soweit auf Vordermann gebracht werden, damit sie eine Generation lang keine Probleme mehr bereiten. Die von Döhler veranschlagten 50 Millionen Euro beinhalten noch die möglichen Kostensteigerungen.

Der Landrat will angesichts der horrenden Zahlen dennoch nichts unversucht lassen, um die Sorgenkinder unter den Schulen doch noch sinnvoll sanieren zu können. Am liebsten wäre es ihm, wenn dies noch in seiner Amtszeit, also bis 2020, geschehen könnte. Realistisch ist dies allerdings rein logistisch nicht. "Denn im Marktredwitzer Schulzentrum könnten die Realschule und das OHG ohnehin nicht gleichzeitig generalsaniert werden."

Falls der Landkreis eine hohe Förderung erhält, könnten die Arbeiten - im Idealfall - bis in etwa zehn Jahren erledigt sein. "Immerhin müssen wir für die Planung und Organisation eine Menge Personal und Zeit einkalkulieren", so Döhler.

Vorab werden die Verantwortlichen in Landratsamt und in den Schulen viele Fragen klären: Wie groß ist der Raumbedarf für die Schulen? Welche langfristige Lösung bietet sich für die Fach- und Berufsoberschule an, die derzeit in der Berufsschule und im OHG Räume belegt? Doch selbst wenn darauf die richtigen Antworten gefunden werden, ist der Landkreis immer noch auf das finanzielle Wohlwollen des Freistaates Bayern angewiesen. Denn ohne diesem wird es auch in Zukunft lediglich einen knapp bemessenen Bauunterhalt geben. Spötter sprechen von Flickwerk.

Die meisten unserer Schulen sind zwischen 1959 und 1970 gebaut worden.

Dr. Karl Döhler

Wunsiedler Grundschule feiert am Samstag

Die Stadt Wunsiedel hat es angepackt und ihre eigene Schule saniert: Die Grundschule ist bereits fertig, die Freude der Kinder und der Lehrer war groß, als sie nach den Osterferien in "ihre" sanierte Schule umziehen konnten. "Alle miteinander sind stolz auf das modern und fröhlich gestaltete Gebäude. Es erfüllt alle Sicherheitsstandards und ist bestens ausgestattet", heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Am Samstag, 13. Juni , findet von 10.30 Uhr an in der Aula der Grundschule der offizielle Festakt zur Einweihung statt. Um 12 Uhr beginnt dann der "Tag der offenen Tür" und von 13 bis 17 Uhr findet das Grundschulfest statt. In den Räumen der Mittelschule läuft noch die Sanierung.

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