Fichtelgebirge "Löwe" ab sofort in neuen Händen

Von Herbert Scharf

Es waren spannende 35 Minuten im Landgericht Hof bei Versteigerung des "Goldenen Löwen" in Dörflas. Wer mitsteigern wollte, musste früh aufstehen. Für 8.30 Uhr war der Termin angesetzt - behelfsmäßig wegen der Umbauarbeiten im Container C 1, was im krassen Gegensatz zum denkmalgeschützten "Löwen" stand.

 
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Marktredwitz/Hof - Das Aufgebot zur Versteigerung war vorher in der Frankenpost und per Aushang im Wunsiedler Amtsgericht bekanntgegeben worden. Es war der erste Versteigerungstermin, betrieben von der Sparkasse Hochfranken. Ursprünglicher Besitzer war die Familie Märklstetter, die früher auch Eigentümer der Marktredwitzer Kaiserhof-Brauerei war.

Noch am vergangenen Wochenende hatte Wirtin Maria Ruml, die den "Löwen" mit ihrem Mann betreibt, regen Besuch von möglichen Interessenten, die sich vor dem Versteigerungstermin das Gebäude noch einmal genauer ansehen wollten. Privatleute, aber auch eine Brauerei aus der Region zeigten Interesse. Kein Wunder, denn der Wert des zumindest an der Front stattlichen denkmalgeschützten Gebäudes war laut einem Gutachten sehr niedrig angesetzt - mit 30 000 Euro ein absolutes Schnäppchen.

So günstig der Kaufpreis auf den ersten Blick aussieht, so sehr relativiert ein Blick in das Wertgutachten aus dem Jahr 2014, erstellt von Wolf Hartenstein aus Wunsiedel, den vermeintlich günstigen Preis. Denn der Gutachter hatte in seinem Werk wenig Gutes an der Substanz des Brauereigasthofes gelassen.

Unter der Rubrik "Schäden" schreibt der Gutachter von Fenstern, durch die der Wind pfeift. Er listet "atypische Teilsanierung ohne Systematik", eine Verformung an der Dachkonstruktion, Brandschutzmängel an den Decken, fehlende Abdichtungen gegen aufsteigende Feuchtigkeit, unsystematische Haustechnik, unzureichende Wärmedämmungen und undichte Stellen im Dach als Mängel auf. Die Obergeschosse werden als "Sanierungsfall" bezeichnet.

Bereits im Jahr 2010, so der Gutachter, seien Sanierungskosten von rund 2,1 Millionen Euro ermittelt worden. Außerdem seien Gebäudeteile durch eindringendes Wasser geschädigt worden. Damit kommt der Gutachter auf einen Verkehrswert von 30 000 Euro für das gesamte Gebäude. Die Grundstücksgröße insgesamt beträgt 549 Quadratmeter.

Zu Beginn des öffentlichen Termins im Container des Landgerichts war auf den Zuschauerstühlen kein Platz mehr frei. Das Thema interessierte. Für die Stadt Marktredwitz war Oberbürgermeister Oliver Weigel zusammen mit Stadtkämmerer Markus Brand und Otto Nachtmann von der Stadtverwaltung gekommen. Die Familie Märklstetter war vertreten, das Ehepaar Reinhard und Krystina Stegert, Nachbarn aus Dörflas, Brauereichef Otto Nothhaft, und auch Maria und Adrian Ruml, die den "Löwen" derzeit mit großem Erfolg betreiben, interessierten sich, wie es damit weitergeht. Für den Historischen Club war Friedl Haubner gekommen. Werner Seikert vertrat die Sparkasse Hochfranken.

Pünktlich um 8.30 Uhr eröffnete Rechtspfleger Fries die Versteigerung und verlas die rechtlichen Hinweise. Als Besitzer war Johannes Märklstetter eingetragen. "Ein Anspruch auf Gewährleistung findet nicht statt", informierte der Rechtspfleger, verwies aber auch darauf, dass der Ersteigerer das Anwesen "absolut lastenfrei", also auch ohne eingetragene Wohnrechte und sonstige Vereinbarungen übernimmt.

Noch am Montagfrüh war deshalb eine ellenlange Liste mit Gegenständen wie Küchengeräte, Brauereitische, Musikanlagen, Kühlschränke, Geschirr, Biergläser und zwei Bilder mit Erinnerungswert eingereicht worden, die aus der Versteigerung herausgenommen werden sollten.

Die Familie Reinhard und Krystina Stegert gab als erste ein Gebot ab und bot 53 000 Euro. Maximilian Märklstetter, Bruder von Johannes Märklstetter, legte nach und bot 53 250 Euro, um das Anwesen in der Familie zu halten. Nach einiger Wartezeit überbot Kämmerer Markus Brand und erhöhte auf 55 000 Euro. Die Bieter mussten sich ausweisen und ihre Bonität nachweisen.

Die Spannung stieg. 9.03 Uhr hatte der Rechtspfleger als Ende der Bieterzeit festgesetzt. Da sattelte die Familie Stegert noch einen Tausender drauf. Sie bekam den Zuschlag für 56 000 Euro. Johannes Märkstetter zeigte sich als fairer Verlierer. "Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß damit", gratulierte er dem Ehepaar Stegert.

Mit dem Zuschlag an das Ehepaar ist auch Oberbürgermeister Oliver Weigel rundum zufrieden. Denn Krystina und Reinhard Stegert haben bereits ein dem Verfall preisgegebenes Juwel von Alt-Marktredwitz vor dem Verfall gerettet und zu neuem Glanz verholfen. In mühevoller Arbeit, auch mit Unterstützung der Oberfranken-Stiftung, hat das Ehepaar die Geyer-Villa an der Thölauer Straße fachgerecht renoviert. Reinhard Stegert, der schon gar nicht mehr mit einem Zuschlag gerechnet hatte, ist zufrieden: "Wir haben ganz einfach Spaß daran, so schöne alte Gebäude zu erhalten", sagt er.

Und auch das Pächter-Ehepaar Maria und Adrian Ruml ist erleichtert, dass es mit der Zukunft des Gebäudes nach einiger Zeit der Unsicherheit wieder rosiger aussieht.

Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß damit.

Johannes Märklstetter zu den

neuen Eigentümern

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