Fichtelgebirge Neuer Preis kommt aus Wunsiedel

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Zum ersten Mal vergeben die Hofer Filmtage den "Granit", einen Preis für den besten Dokumentarfilm. Die Skulptur erschafft Mohamed Naguib am Fortbildungszentrum.

 
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Wunsiedel - Einmal im Jahr ist Hof der Nabel der Welt, bei den Internationalen Filmtagen Ende Oktober. Heuer steht erstmals das Fichtelgebirge und das Europäische Fortbildungszentrum für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk in Wunsiedel mit im Mittelpunkt. Am 24. Oktober vergibt die Festivalleitung einen neuen Preis für den besten Dokumentarfilm, den "Granit".

Genauso wie das Festival ist der "Granit" international, geschaffen vom ägyptischen Bildhauer Mohamed Naguib aus Selber Granit in Wunsiedel. Zwei Monate verbrachte der 34-jährige Künstler als Stipendiat am Fortbildungszentrum und setzte sich mit dem wichtigsten Gestein des Fichtelgebirges auseinander. Und nicht nur der Rohstoff für den Preis kommt aus dem Fichtelgebirge, auch die Finanziers. Die Stifterfamilie Hermann und Bertl Müller stammt aus Asch bei Selb, bevor sie nach dem Zweiten Weltkrieg eine zweite Heimat in Hof fand.

Mohamed Naguibs Skulptur ist ein Werk, das seinen ganz besonderen individuellen Stil mehr als deutlich zeigt. "Die Skulptur ist ein Symbol für Hypatia. Sie war die letzte Philosophin in Alexandria im frühen Christentum und sie musste für ihre Überzeugungen sterben", erklärt Naguib. Religiöse, christliche Fanatiker ermordeten die hochgebildete Frau auf äußerst grausame Weise. Seiner Meinung nach ist die Figur der Hypatia ideal, um die schwierigen Umstände darzustellen, die das Leben von Dokumentarfilmern ausmachen.

Ein Hauptthema in Naguibs Werken ist die Kunst und Kultur der Alten Ägypter. Diese Epoche sei die ursprüngliche Quelle aller späteren Kulturen, so der Künstler. Der Bildhauer studierte nach seinem Schulabschluss in Ägypten an der Akademie der Künste in Alexandria und promovierte anschließend.

Er schätzt die ägyptische Kunst voller Symbole und wiederkehrender Motive und greift sie in seinen Werken auf. Ihn beeindruckt die Gleichzeitigkeit der Widersprüche von Einfachheit und Komplexität. "Meine Skulpturen sind einfach in der Form, doch gleichzeitig zeigen sie viele Details und Motive", beschreibt der Künstler sein Werk und eine Parallele zur ägyptischen Kultur. Naguib arbeitet mit verschiedenen Steinen, Marmor, Holz und Bronze. Für ihn ist das Material Mittel zum Zweck, doch oft steigere es seine Kreativität.

Neben dem Preisgeld von 7500 Euro bekommt der beste Filmemacher heuer das Original der Hypatia. In den kommenden Jahren müssen sich die Preisträger mit Kopien begnügen. "Wir haben einen Abdruck davon gemacht und die nächsten Jahre werden Wunsiedler Schüler Kopien davon in Übertragungstechnik erstellen", sagt Erwin Hornauer. Er leitet das Europäische Fortbildungszentrum und bildet dort junge Steinmetze aus. Rund eine Woche wird ein Schüler den Stein in mühevoller Handarbeit bearbeiten und formen, erklärt Hornauer. Er ist stolz, dass "Granit aus dem Fichtelgebirge" diesen Preis verkörpern darf.

Der Schulleiter freut sich sehr, dass Wunsiedler Steinfachschüler künftig jedes Jahr ihren Beitrag zu den Hofer Filmtagen leisten und den Granit aus dem Fichtelgebirge in die Welt hinaustragen. Eine weitere Besonderheit liege bei dem Kunstwerk im Stein selbst. "Dieser spezielle Granit wird nicht mehr abgebaut", erklärt Hornauer. Im Fortbildungszentrum habe man schon ab und zu einen Preis gestaltet, doch noch nie eine Auszeichnung, die so im Fokus der Öffentlichkeit stehen wird.

"10 000 Euro spenden wir dann künftig jedes Jahr insgesamt für diesen Preis", betont Dr. Gisela Strunz, die Vorsitzende der Hofer Hermann- und-Bertl-Müller-Stiftung. Davon bekommt der Preisträger 7500 Euro, mit dem Rest des Geldes werden verschiedenen Nebenkosten zum Beispiel für die Jury gedeckt. Strunz betont den enormen Stellenwert der Internationalen Hofer Filmtage und ihre große Bedeutung für das Kulturleben. "Mit diesem Preis werten wir das Festival noch einmal auf und stützen es", beschreibt Strunz die Motivation der Hermann-und-Bertl-Müller-Stiftung für ihr Engagement.

Im Jahr 1995 gründete Bertl Müller die Stiftung zum Gedenken an ihren verstorbenen Mann Hermann mit dem Ziel, Kunst, Kultur, Denkmalpflege und den Tierschutz in der Stadt zu fördern. Außerdem soll mit dem Geld der Stiftung auch die Ascher Kultur gepflegt werden. Bertl und Hermann Müller stammen aus Asch bei Selb und wurden nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben. Bertl Müller ist 1915 in Asch unter dem Namen Zatschker geboren. In Hof baute sich das junge, kinderlos gebliebene Ehepaar ein sehr erfolgreiches Unternehmen im Textilsektor auf. Seit der Gründung der Stiftung förderten die Müllers nach ihrem Tod viele Projekte, von einer neuen Abteilung "Flucht und Vertreibung" im Museum Bayerisches Vogtland bis über neue Spielplätze in Hof.

Die Skulptur ist ein Symbol für die Philosophin Hypatia, sie musste für ihre Überzeugungen sterben.

Mohamed Naguib, Bildhauer

Warum heißt ein Filmpreis ausgerechnet "Granit"?

Die Festivalleitung beschreibt die Idee zum Preistitel so: Der Name "Granit" entstand aus der Überlegung heraus, dass Dokumentarfilmemacher häufig großen Belastungen ausgesetzt sind, lange Recherche- und Vorbereitungszeiten haben, oft lange auf die richtige Einstellung warten müssen und leicht in Gefahrensituationen kommen, kurz gesagt "hart wie Granit sein müssen". Zudem ist Granit eine typische Gesteinsart der Region rund um Hof. Das erste Mal überreicht das Internationale Hofer Filmfestival die schwere Figur und das Preisgeld von 7500 Euro am Samstag, 24. Oktober, um 19.30 Uhr im Hofer Scala-Kino. Von da an wird es jedes Jahr einen internationalen Preisträger geben, der sich ein Kunstwerk aus Fichtelgebirgsgranit mitnehmen darf.

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