Fichtelgebirge Elf Monate im Urlaub

Alina Juravel

Ein Ehepaar aus dem Fichtelgebirge reist derzeit um die Welt und darf kostenlos in noblen Unterkünften schlafen. Eine Drohne ermöglicht den beiden diesen Luxus.

 
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Röslau - Nadine Gleissner und Franz Russ machen gerade das, wovon viele ihr Leben lang träumen: Sie reisen um die Welt. Elf Monate haben sich die beiden dafür Zeit genommen. "Insgesamt wollen wir 13 Länder auf allen Kontinenten verteilt bereisen", sagt Nadine Gleissner. Die 30-Jährige, die aus Röslau kommt und in Ingolstadt als Lehrerin arbeitet, hat sich zusammen mit ihrem gleichaltrigen Ehemann einen Lebenstraum erfüllt. Seit August dieses Jahres ziehen die beiden durch ferne Länder und halten ihre Abenteuer in einem Internet-Blog fest.

Was zuerst als eine reine Auszeit vom Job begonnen hat, hat sich mittlerweile zu einer lukrativen Geschäftsidee entwickelt: "Wir dürfen mittlerweile kostenlos in noblen Unterkünften übernachten, bekommen tolle Rabatte für Tagesausflüge und sind auch schon mit einem gesponserten Auto durch Uganda gefahren", erzählt Franz Russ, der zu Hause als Ingenieur arbeitet. Doch warum bekommen sie diese Dinge umsonst? Was unterscheidet die beiden von anderen Touristen? Die ganzen Annehmlichkeiten hat das Ehepaar tatsächlich seinem Hobby zu verdanken: "Wir machen gerne Luftaufnahmen mit einer Drohne, weil das meiste aus dieser Perspektive einfach noch besser aussieht", sagt die Röslauerin.

Das Konzept ihrer Reise sieht nun so aus: Die beiden machen hochklassige Luftaufnahmen von Unterkünften und Ausflugmöglichkeiten in der Nähe. Die Fotos und Videos stellen sie dann den Hotel-Besitzern als kostenlose Werbemittel zur Verfügung. Im Gegenzug dürfen sie bei ihnen umsonst übernachten oder bei verschiedenen Trips mitmachen. Wie Franz Russ erzählt, kosten manche Unterkünfte, in denen sie umsonst bleiben dürfen, normalerweise bis zu 500 Dollar pro Nacht. Auch Autoverleiher sind bereits auf das Ehepaar aus Röslau aufmerksam geworden: "In Uganda haben wir für drei Wochen einen Jeep gesponsert bekommen, für den Autoverleih haben wir dafür ein kurzes Promo-Video mit der Drohne gedreht", erzählt Nadine Gleissner. Das Konzept sei also eine Win-win-Situation für beide Seiten.

Mit schönen Drohnen-Fotos sich kostenlose Übernachtungen zu ergattern, auf diese Idee sind die beiden schon vor ihrer Reise gekommen. "Am Anfang kam es aber nicht wirklich gut an. In einem Hotel in Belize hat man uns im Gegenzug für Drohnenfotos nur eine kostenlose Limonade angeboten", erzählt die 30-Jährige. Doch die beiden wollten nicht aufgeben und haben immer wieder bei verschiedenen Hotels auf ihrer Reiseroute nachgefragt. "Bis es dann in Mexico schließlich geklappt hat, das war Ende Oktober", erinnert sich Franz Russ. Von da an ging es dann auf einmal richtig schnell. Anfang November durfte das Ehepaar luxuriöse Ferienwohnungen in Belize fotografieren und dort anschließend vier Nächte mit Blick aufs Meer verbringen. "Der Besitzer hat uns weiterempfohlen und wir bekamen weitere Aufträge von teuren Hotels", erzählt der 30-Jährige.

Mittlerweile kann das Ehepaar auf ihrem Blog viele gute Bewertungen von noblen Unterkünften vorweisen und ihr gelungenes Arbeitsmaterial auch anderen Unternehmen zeigen. "Unsere Drohnenfotos und Videos sind einfach gut und die Firmen wissen gleich, was sie erwartet, deswegen läuft es bei uns derzeit auch so rund", ist sich Franz Russ sicher.

Jeden Tag in teuren Hotels schlafen - das klappt jedoch trotzdem noch nicht. "Wir brauchen mindestens zwei bis drei Nächte an einem Ort, bis wir ein Hotel anfragen können, sonst ist das Wetter-Risiko und der Aufwand zu hoch, gute Bilder zu machen", erklärt der Drohnen-Fotograf. Bis diese Dinge geklärt sind, nehmen sich die beiden eine günstige Unterkunft oder zelten auch in der freien Natur. Auch sonst ist die Weltreise nicht gerade ein Schnäppchen, wie seine Ehefrau beteuert: "Die Eintritte in die Nationalparks sind relativ teuer und wir müssen ja auch Flugtickets bezahlen, um von Land zu Land zu kommen."

Für ihren elfmonatigen Trip haben sich die beiden ein Sabbat-Jahr genommen. Das bedeutet: Ein Jahr Auszeit vom Job, ohne kündigen zu müssen. "Wir haben vor zwei Jahren angefangen, für zwei Drittel unseres Gehaltes zu arbeiten und so bekommen wir auch während des Sabbat-Jahres zwei Drittel des Geldes weiter", erklärt Nadine Gleissner. Nach der Auszeit dürfen die beiden wieder bei vollem Gehalt in ihre Jobs einsteigen.

Bis es so weit ist, möchte das Ehepaar aber noch viel sehen. Derzeit befinden sich die beiden in Tansania. Anschließend geht es für Silvester nach Dubai. Dann nach Japan, Philippinen, Australien, Polynesien und die Cookinseln. "Wir sind noch lange nicht reisemüde", sagen die beiden. Ein bisschen Wehmut überkommt die zwei trotzdem, gerade jetzt: "Weil wir Weihnachten ohne unsere Familie verbringen werden." Umso mehr freuen sich die beiden darauf, nächstes Jahr am Heiligabend wieder im Kreise ihrer Liebsten zu sein - zu Hause im Fichtelgebirge.

Blog

Auf ihrem Internet-Blog www.ourdays.de führen Nadine Gleissner und ihr Ehemann Franz Russ eine Art digitales Tagebuch. Hier berichtet das Paar regelmäßig von seiner Weltreise. Außerdem zeigen die beiden dort ihre Drohnenfotos und Videos.

Zusätzlich betreiben die Weltenbummler einen Instagram-Account:

www.instagram.com/ourdays.de

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