Fichtelgebirge Die Suche nach dem Endlager läuft an

Teresa Dapp

Deutschland braucht ein Endlager für den strahlenden Abfall. Nun gibt es einen Gesetzentwurf für die mühsame Suche nach einem geeigneten Ort.

 
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Berlin - "Endlager" und "Gorleben", die beiden Begriffe standen jahrzehntelang für Kämpfe zwischen Atomkraftgegnern und der Politik. Nun soll alles anders werden: Transparent, ergebnisoffen und streng wissenschaftlich will der Bund bis 2031 nach einem Ort suchen, an dem hoch radioaktiver Atommüll eine Million Jahre lang möglichst sicher lagern kann. Am Mittwoch stellten Union, SPD und Grüne einen Gesetzentwurf vor, der nun innerhalb weniger Wochen durchs Parlament soll.

Wie soll die Suche nach einem Endlager ablaufen?

Es gilt das Prinzip der "weißen Landkarte". Erst mal kommt jeder Ort infrage. Dann fliegen Gebiete aus dem Rennen, die ungeeignet sind - etwa, weil Erdbeben-Gefahr besteht oder es Bergbau-Schäden gibt. Im nächsten Schritt werden Gebiete ausgewählt, die Mindestanforderungen entsprechen. Zum Beispiel muss das Gebirge, in dem das Endlager entstehen soll, massiv genug sein. Anhand weiterer Kriterien, etwa der Nähe zu Wohngebieten oder des Überschwemmungsrisikos, werden dann die besten Standorte bestimmt. Die Bürger sollen während der gesamten Zeit eingebunden sein und mitreden dürfen.

Wer entscheidet über den Standort?

Bundestag und Bundesrat müssen die eingehende Untersuchung einiger Standorte beschließen. Nach diesen Untersuchungen folgt eine weitere Runde in Bundestag und Bundesrat, um festzulegen, wo der Müll letztlich hinkommt. Es entscheidet also der Gesetzgeber anhand von wissenschaftlichen Erkenntnissen - die kommunale Planungshoheit müsse dafür ausgehebelt werden, sagt Umweltministerin Barbara Hendricks, SPD. Ziel ist, das bis 2031 zu schaffen - ein Endlager könnte dann Mitte des Jahrhunderts fertig sein. Viele Experten halten den Zeitplan aber für unrealistisch.

Ist die Entscheidung endgültig?

So ist es gedacht. Trotzdem soll der Müll 500 Jahre lang "rückholbar" sein, falls es Probleme gibt. Grund dafür sind unter anderem schlechte Erfahrungen mit dem ehemaligen Salzbergwerk Asse, wo schwach- und mittelradioaktive Abfälle eingelagert wurden. Es drang aber Grundwasser ein - deswegen sollen die 125 000 Fässer mit Atommüll wieder herausgeholt werden.

Welche Standorte kommen infrage?

Die hoch radioaktiven Atom-Abfälle sollen tief in einem Bergwerk entsorgt werden. Als geologische Formationen kommen Salz, Ton und kristallines Gestein wie Granit infrage. Solche Gebiete gibt es mehrere in Deutschland, besonders viele liegen in Niedersachsen.

Was ist mit Gorleben?

Der jahrzehntelange Krach um Gorleben war der Grund dafür, die Enlager-Suche überhaupt neu zu starten. In das Erkundungsbergwerk wurde viel Geld gesteckt, über keinen anderen Standort weiß man so viel - Kritiker fürchten daher eine Vor-Festlegung auf Gorleben. Lange hatte die sogenannte Veränderungssperre verhindert, dass im Salzstock gebohrt wird, wodurch er als Endlager unbrauchbar hätte werden können. Diese "Sonderbehandlung" hat jetzt ein Ende.

Wie geht es jetzt weiter?

Der Gesetzentwurf muss durchs parlamentarische Verfahren. Das soll in den kommenden Wochen passieren. Der Bundesrat muss formal eigentlich nicht zustimmen, soll das aber trotzdem tun. Wenn das Gesetz durch ist, kann die lange Suche beginnen.


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