Fichtelgebirge Landkreis hat Radler im Blick

 Quelle: Unbekannt

Bis in wenigen Jahren soll im Fichtelgebirge ein dichtes Netz an Wegen geknüpft sein. Davon profitiert nicht nur das Klima, sondern auch die Wirtschaft.

 
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Wunsiedel - Ein Fahrrad-Rad mit Reifen und Speichen könnte bald schon sinnbildlich für den Landkreis Wunsiedel stehen. In etwa so wird bis in einigen Jahren tatsächlich das Radwege-Netz in der Region aussehen. Damit könnten zwei Visionen Realität werden: Schon vor Jahren haben Fahrrad-Experten wie zweiter Landrat Roland Schöffel, der stellvertretende ADFC-Vorsitzende Manfred Söllner oder der Leiter der Entwicklungsagentur Fichtelgebirge, Thomas Edelmann, von einem Fichtelgebirgs-Radweg geträumt. Dieser soll in einer Schleife um das innere Fichtelgebirge führen, so wie derzeit der Sechsämter-Radweg. Und auch Claudia Bierbaums Vision von einem Radwegenetz, das auch für Berufspendler attraktiv ist, würde Wirklichkeit. Die in der Entwicklungsagentur für den Fahrradverkehr Zuständige will ein feines Radwegenetz knüpfen, das von innen nach außen alle Orte miteinander verbindet. "Dies wären dann die Speichen", sagt die Fachfrau in einem Gespräch mit der Frankenpost .

Tatsächlich hat der Landkreis schon vor einigen Jahren ein Herz für Radfahrer gezeigt. Dies liegt, wie Roland Schöffel vermutet, daran, dass viele wichtige Entscheider ein Herz fürs Radln haben. Im vergangen Jahr hat der Landkreis in Zusammenarbeit mit allen Kommunen ein ambitioniertes Radwegekonzept erarbeitet. Auf 82 Seiten listet es mehr als 100 Maßnahmen für 200 Kilometer Strecke auf, die notwendig sind, um die Lücken im Netz zu schließen und Hindernisse zu beseitigen. Claudia Bierbaum soll mit den Städten und Gemeinden möglichst viel verwirklichen und helfen, Fördertöpfe anzuzapfen. "Hier geht es in erster Linie nicht um touristische Radwege, sondern um den Alltagsverkehr. Wir wollen erreichen, dass möglichst viele Menschen das Fahrrad nutzen, um zum Beispiel an den Arbeitsplatz zu kommen." Dies sei ein guter Beitrag, den Kohlendioxid-Ausstoß zu reduzieren.

Darüber hinaus will der Landkreis das Netz der touristischen Edel-Radwege ausbauen. Dass dies keine Luxusprojekte sind, beweist der Erfolg des Brückenradwegs, der heuer fünf Jahre alt wird. Er lockt Fahrradfahrer von weither und hat sogar Menschen animiert, ein Gewerbe zu gründen. So wie Susanne Klughardt, die ausschließlich wegen des Brückenradwegs das Hofcafé "Kleehof Stubn" eröffnet hat. "Wir haben eigentlich eine Landwirtschaft, sind aber nach der Eröffnung des Radweges immer wieder angesprochen worden, dass ein Café auf unserem Hof ideal wäre." Die Klughardts haben einige Zeit überlegt und schließlich eine leer stehende Scheune zu einem Café umgebaut. Die Neu-Gastronomen sind nicht enttäuscht worden. "Es hat sich herumgesprochen, dass es hier hervorragende Torten und Kuchen gibt", sagte dazu Manfred Söllner. Nicht nur bei klassischem Radfahrwetter sind Gaststube und Biergartgen beliebt bei den Radfahrern. Wie Susanne Klughardt sagt, kommen "sicherlich 70 Prozent aller Fahrradfahrer mit einem E-Bike".

Laut Roland Schöffel hatten er und die Mitglieder des Bürgerforums Wunsiedel bereits vor 20 Jahren die Idee, die aufgelassenen Bahnlinien für einen Radweg durch den Landkreis zu nutzen. "Dank Thomas Edelmann und seinem Mitarbeiter Tobias Köhler ist die Idee Wirklichkeit geworden. Ich sehe den Brückenradweg als Türöffner für weitere Planungen." Schöffel, der kürzlich zusammen mit Claudia Bierbaum den Radfahrer-Kongress in Mannheim besucht hat, berichtete unter anderem von Studien zum Ausgabeverhalten von Radtouristen. Diese ließen mehr Geld in der Region als jene, die mit dem Auto unterwegs seien. Daher hofft er auf gute Zuschüsse für die Projekte, die verwirklicht werden oder noch "in der Pipeline" sind. "Das ist die beste Art von Wirtschafts- und Tourismusförderung."

Dass Radfahrer tatsächlich gerne mal etwas mehr ausgeben, bestätigte auch Manfred Söllner vom ADFC. Er sieht den Brückenradweg zudem als ideale Strecke für Familien."

Zu den vorhandenen Wegen - im Süden des Landkreises gibt es noch den Wallenstein-Radweg - sollen in einigen Jahren der Eger-Radweg und die Perlen-Route kommen. Der Eger-Radweg ist zwar ausgeschildert, entspricht aber an vielen Stellen nicht heutigen Standards. Wie der zuständige Mitarbeiter im Landratsamt, Tobias Köhler, sagte, wird noch heuer das Stück von Weißenstadt in Richtung Franken und das von Röslau nach Neudes gebaut. Weitere folgen in den kommenden Jahren. Ziel ist es, eines Tages die Lücke zwischen Main- und Elbe-Radweg zu schließen.

Die Perlen-Route soll eine Verbindung des Brückenradwegs und des Saale-Radwegs ab Oberkotzau ermöglichen. In diesem Jahr finden die Arbeiten hinter den Kulissen statt. Dabei geht es um die Wegführung und Förderanträge. Kommendes Jahr rollen die Bagger für die ersten Kilometer Wegstrecke an.

Wie Manfred Söllner sagte, ist ein weiteres Ziel, den Raum Marktredwitz noch besser an Wunsiedel und damit an den Brückenradweg anzubinden. Derzeit scheitere der ursprünglich geplante Radweg, der nur wenige Steigungen aufgewiesen hätte, an Grundstücksbesitzern. Eine Alternativroute sei aber bereits in Planung.

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