Im Gegensatz zur Hitze eines Elektroofens ist die des Holzofens für den Körper wesentlich verträglicher. Dies sagt Professor Rainer Schöffel, und der muss es schließlich wissen. Auch er ist seit Jahren ein Saunist und mit den Eigenheiten der Wunsiedler Variante bestens vertraut. Wie seine Schwitzbrüder vertraut er auf die Spezialaufgüsse, die irgendwo gut versteckt auf dem Gelände lagern: Slibowitz, Apfel- oder Birnenbrand. Nein, betrunken werde davon niemand, sagt Schöffel. Nur manchmal sei es schon vorgekommen, dass offenbar jemand eine Flasche gefunden und den Inhalt vertilgt habe, bevor er seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt werden konnte. Aber auch dies nehmen die Saunisten mit einem gelassenen Lächeln zur Kenntnis. Irgendjemand schleppt immer eine hochprozentige Mischung für den Saunagang an.
Das Schwitzen bekommt den Männern - und natürlich den Frauen, die am Donnerstag an der Reihe sind - bestens. "Ich bin tatsächlich kaum noch krank, seit ich regelmäßig hier bin", sagt Menkhoff. Dies können Schöffel und Günter Stöhr, ebenfalls ein alter Sauna-Haudegen, nur bestätigen. Letztgenannter ist seit 45 Jahren aktiver Saunist. Der einstige Verwaltungsleiter der Luisenburg-Festspiele hat schon viele Intendanten, Schauspieler und Bürgermeister kommen und gehen sehen. "In der Sauna bin ich noch immer."
Nach dem Schwitzen gilt es, sich möglichst schockartig abzukühlen. Dies stärkt die Abwehrkräfte und hält auch den Geist frisch. Wer dazu nicht nur die Dusche nutzen will, der steigt in die Röslau. Naturtreppen führen in das Flüsschen, das Erfrischung verspricht. Nach 19.30 Uhr können die Saunisten im Adamskostüm auch in das dann geschlossene angrenzende Freibad springen. Wichtig ist den Männern und Frauen, dass es urig ist. Mehr braucht es nicht zum perfekten Saunaglück.
Außer vielleicht Debreziner-Würstchen oder die legendäre Tebartz-Platte. Dabei handelt es sich um Limburger-Käse, der, wie Professor Schöffel verrät, in Kreuzform aufliegt. Gut, das kann man finden, wie man will. Aber vielleicht würde der mit dieser Kreation gewürdigte Limburger Skandal-Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sogar darüber lachen. Allzu ernst soll es in der Wunsiedler Natursauna-Welt nicht zugehen. Auch wenn Präsident Michael Menkhoff sein Amt durchaus mit der nötigen Leidenschaft betreibt. So organisiert er Arbeitseinsätze - zum Beispiel um einen Sichtschutz-Zaun zu bauen - oder das jährliche Saunafest. Wenn er seinen Blick so schweifen lässt, auf die rustikalen Bauten, das mit einfacher Dachpappe gedeckte Dach, den Holzverschlag, die Uralt-Waage à la 60er-Jahre und die Männer, die so cool auf den Stühlen oder der Bierbank sitzen wie einst John Wayne vor dem Duell im Saloon, dann fehlt nicht mehr viel zu der Erkenntnis, dass hinter einer unscheinbaren Holztür einer der schönsten Plätze des Fichtelgebirges liegt.