Fichtelgebirge „Die Sportart muss zu mir passen“

Doris Gimmel qualifiziert sich in 20 Jahren für rund 20 Trendsportarten. Die Marktredwitzerin empfiehlt jedem, eine Bewegungsform zu wählen, die Spaß macht.

 
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Welche Fitnesstrends boomen gerade in der Region?

Zum Beispiel Jumping, das Springen auf kleinen Trampolinen. Es ist effektiver als Joggen und schont die Gelenke. Ebenfalls beliebt ist TRX-Fitness mit Schlingen, auch Sling-Training genannt. Hände oder Füße hängen in zwei Griffen, die an Haken befestigt sind. In dieser Haltung werden die Übungen ausgeführt. Drinnen oder draußen möglich ist Cross Fit, ein intensives Zirkeltraining. Überwiegend durchtrainierte Männer ackern zum Beispiel mit Lkw-Reifen oder Kettle-Balls, extrem schweren Kugel-Hanteln. Ebenso wie beim Functional Training ist die Idee des Trimm-dich-Pfads neu aufgepeppt worden: Zwischen Jogging-Phasen gibt es Kraftübungen. Ein weiteres Ganzkörper-Workout ist Calisthenics. An Gerüsten oder Leitern machen Sportler in rhythmischer Abfolge Kraftübungen. Faszientraining wiederum verbessert die Beweglichkeit und ist für jeden geeignet, der seine Muskulatur besser nutzen möchte: Ziel ist, verklebtes Bindegewebe wieder elastischer zu machen.

Welche Bewegungsformen sind denn schon seit längerer Zeit erfolgreich?

Zumba setzt sich seit zehn Jahren auf dem Fitness-Markt durch. Hauptsächlich Frauen mögen dieses tänzerische Ausdauertraining zu lateinamerikanischen Rhythmen wie Rumba, Merengue und Salsa. Schon seit 20 Jahren im Gesundheitssport etabliert sind Flexibars. Die Resonanzschwingung dieser Stäbe stärkt die Tiefenmuskulatur.

Was wird der nächste Renner in den Fitness-Tempeln der Region?

Ich tippe auf Aerial-Yoga - Großstadt-Studios haben es schon im Programm. Die Asanas, also die Körperstellungen im Yoga, werden hier mit trapezförmigen Tüchern ausgeführt, die an Haken hängen. Wer körperliche Einschränkungen hat, dem hilft das, die Übungen gut zu bewältigen. Könner hängen sich freier rein und halten die Asanas auf diese Weise noch länger. Aus den USA kommt außerdem gerade das Barre-Workout. Ziel ist, an Ballettstangen die Aufrichtung und Beweglichkeit zu verbessern. Das Ganze geht Richtung Yoga oder Pilates.

Was ist eigentlich aus dem guten, alten Aerobic geworden?

Zwar gibt es kaum noch Kurse unter diesem Titel - aber viele Bewegungsformen basieren bis heute auf den Aerobic-Prinzip Ausdauer-Bewegung mit Musik - zum Beispiel Step-Aerobic, Zumba oder Jumping.

Ständig wirbt die Branche mit neuen Trends und neuen Namen - gibt es auch Fitness-Flops?

Ja, zum Beispiel hat sich Hoopmania, eine Hula-Hoop-Workout mit Gewichten, nicht durchgesetzt. Gerade wird das Animal-Flow-Workout gepuscht: Kursteilnehmer bewegen sich wie Tiere durch die Halle. Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Erwachsene Lust dazu haben. Auch der Slashpipes-Hype wird aus Kostengründen nicht auf die Region überschwappen. Ziel ist, die Dynamik von Wasserbewegungen für ein Stabilisierungs-Training zu nutzen. Dazu verwendet man 40 bis 120 Zentimeter lange Röhren, die mit Wasser gefüllt sind. Doch die Slashpipes sind teuer - eine kostet 60 bis 140 Euro.

Wenn jemand nur Nordic-Walking macht, sonst aber kein Fitnesstraining - ist das auch in Ordnung?

Walken ist gut für die Ausdauer. Es fehlen jedoch die Komponenten Kraft, Beweglichkeit und Koordination. Vernachlässige ich die, kann sich das im Alter rächen. Selbst Triathleten brauchen einen Ausgleich, zum Beispiel Faszientraining oder Yoga.

Welche Sportarten empfehlen Sie einem Supersportler, welche einem gut Trainierten, einem halbwegs Fitten, einem kaum Trainierten und einem Couch-Potatoe?

Zum Supersportler passt Cross Fit, zum gut Trainierten TRX oder Spinning, also Ausdauersport auf stationären Fahrrädern mit Musik. Wer einigermaßen fit ist, für den eignen sich Jumping oder Zumba. Zu kaum Trainierten passt Aqua Training, Walking oder Pilates. Wer bisher rein gar nichts gemacht hat, sollte mit einem Gesundheits- oder Rückenschul-Kurs der Krankenkassen langsam beginnen. Auch Nordic Walking ist dann geeignet.

Welche Sportart mögen Sie selbst, welche nicht?

Es gibt keinen einzigen Sport, den ich nicht mag - mir gefällt wirklich jede Form der Bewegung. Nur Schach kann ich überhaupt nicht leiden. Ich empfehle jedem, sich Sportarten auszusuchen, die ihm Spaß machen - egal, ob diese gerade in Mode sind oder nicht. Die Bewegungsform muss passen, sonst bleibt man nicht lange dabei. Es nutzt nichts, irgendwelchen Trends hinterherzulaufen - weder in der Mode noch im Sport.

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