Wunsiedel Verwirrung um Nummer für den Notfall

Kein Durchkommen bei der Servicenummer der Kassenärztlichen Vereinigung 116117 gab es in einem Fall in einer Gemeinde im Fichtelgebirge. Foto: Bäumler Quelle: Unbekannt

Immer wieder müssen Patienten ins Klinikum fahren, da sie den ärztlichen Bereitschaftsdienst nicht erreichen. Das zuständige Unternehmen weist die Vorwürfe zurück.

 
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Wunsiedel - Die Frau ist verzweifelt. Von jetzt auf gleich kann sie nicht mehr richtig sehen. Es ist Freitagnachmittag in einer Gemeinde im Landkreis. Die Patientin eilt zu ihrem Hausarzt. Der erkennt sofort, dass hier die Behandlung durch einen Augenarzt notwendig ist und bittet seine Sprechstundenhilfe die Nummer 116117 zu wählen, um zu erfahren, welcher Kollege in der Nähe Notdienst hat. Doch am anderen Ende der Leitung hebt niemand ab. Und als die Arzthelferin kurz darauf noch einmal anruft, kommt die Durchsage: Diese Nummer ist unbekannt.

Die 116117 ist die bundeseinheitliche Nummer des Notfalldienstes der kassenärztlichen Vereinigung. Wer hier anruft, erhält Auskunft über die Ärzte, die Bereitschaft haben, egal, ob Allgemein- oder Fachmediziner. Der Dienst ist demnach vor allem zu jenen Zeiten hilfreich, in denen Praxen normalerweise geschlossen haben - an Wochenenden, Feiertagen, am Mittwoch- oder Freitagnachmittag sowie vom späten Nachmittag bis anderntags in den Morgenstunden.

In Bayern regelt das Tochterunternehmen der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB), Gedikom, mit Hauptsitz in Bayreuth den Telefonservice. "Wir haben zwei Callcenter, eines in Bayreuth und eines in München, die sieben Tage die Woche, rund um die Uhr besetzt sind", sagt auf Nachfrage der Frankenpost Birgit Grain,Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern. Dass wie in dem oben beschriebenen Fall eine Stunde lang niemand den Hörer abhebt, könne eigentlich nicht sein. "Denn wenn in Bayreuth alle Kollegen sprechen, wird der Anruf automatisch nach München weitergeleitet oder umgekehrt." Allerdings sei es schon vorgekommen, dass jemand die Vorwahl oder nur die 116 oder die 117 gewählt habe. Dann käme keine Verbindung zustande.

Die Mitarbeiter der Callcenter haben laut Birgit Grain eine medizinische Ausbildung, sind meist Arzthelferinnen oder Krankenpfleger. Geht ein Anruf ein, erkennt das Geoinformationssystem am Arbeitsplatz die Herkunft des Kunden. Gleichzeitig sieht der Disponent, so die Fachbezeichnung, am Computer die diensthabenden Ärzte oder Bereitschaftspraxen. "Schon am Telefon klären die Mitarbeiter die wichtigsten Fragen, denn es könnte möglich sein, dass der Anrufer einen Notarzt benötigt. Auch diesen Blaulichteinsatz würden wir dann sofort einleiten." Im Normalfall erfragt der Gedikom-Mitarbeiter schon während des Gespräches die wichtigsten Informationen und kann den Patienten entweder zum nächstgelegenen Mediziner lotsen oder einen Hausbesuch organisieren. Die 116117 ist für medizinische Fälle gedacht, in denen ein Patient normalerweise seinen Haus- oder Facharzt aufsuchen würde. Das können heftige Grippe, Durchfall oder Magenbeschwerden sein, die er von einem Arzt abklären lassen will. "Hierfür hat die Kassenärztliche Vereinigung den Bereitschaftsdienst eingerichtet, da die Behandlung nicht bis zum nächsten Tag warten kann."

Der Bereitschaftsdienst ist eigentlich als erste Anlaufstelle für nicht lebensbedrohliche Fälle gedacht. Die Notfallambulanz der Kliniken ist dafür an sich die falsche Adresse. "Jeder, der mit einem weniger schlimmen Leiden in die Notaufnahme des Krankenhauses geht, blockiert hier womöglich Kapazitäten für wirklich dringende Fälle", gibt Birgit Grain zu bedenken.

Im Falle des Augenproblems der Frau aus der Gemeinde im Landkreis hat die Behandlung ebenfalls nicht warten können. Da die Arzthelferin auch nach mehrmaligen Versuchen nicht herausfinden konnte, welcher Augenarzt in der weiteren Region Bereitschaft hatte, schickte sie die Patientin ins Klinikum nach Marktredwitz. "Es ist unglücklich, dass auch die Rettungsleitstelle nicht über die Bereitschaftsdienste informiert ist", sagt die Mitarbeiterin der Arztpraxis.

Birgit Grain von der Kassenärztlichen Vereinigung hält den Fall aus dem Landkreis Wunsiedel für "eigentlich so gut wie unmöglich". Sie rät der Frau, sich an die KVB oder an das Serviceunternehmen Gedikom zu wenden. "Wir haben ein Beschwerdemanagement, da gehen wir dem konkreten Fall auf den Grund und geben natürlich auch die entsprechende Antwort an die Betroffene weiter."

Ebenfalls noch nie etwas von Problemen mit der Bereitschaftsdienst-Nummer hat der Ärztesprecher in Wunsiedel, Alexander Fuchs, gehört. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass bei der 116117 immer sofort abgenommen und auch kompetent geholfen wird."

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