Wunsiedel Bürgerinitiativen lehnen Trassen ab

Die Bürgerinitiativen wollen keine neuen Leitungen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand Quelle: Unbekannt

Die BIs Brand und "Seußen wehrt sich" fordern die heimischen Politiker auf, den Kreistagsbeschluss umzusetzen. Die Einspruchsfrist gegen die HGÜ-Leitung läuft ab.

 
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Wunsiedel - Die Bürgerinitiativen "Seußen wehrt sich" und Brand drängen auf Taten. In einem Brief an die Bürgermeister des Landkreises, Bundestagsabgeordneten Dr. Hans-Peter Friedrich, Landtagsabgeordneten Martin Schöffel und Landrat Dr. Karl Döhler mahnen sie die Umseztung eines Kreistagsbeschlusses vom März an. Damals hat sich das Gremium eindeutig gegen den Bau der Gleichstrom-Hochspannungsleitungen (HGÜ-Trasse) ausgesprochen. Allerdings laufe bereits in einer Woche, am 16. Oktober, die Einspruchsfrist ab.

In einem Brief an die oben genannten Politiker schreiben die Mitglieder der Bürgerinitiativen, dass sie sich intensiv mit den am 4. August von der Bundesnetzagentur zur Konsultation veröffentlichten Plänen zum Netzausbau befasst haben. Nun sehen sie auch die regionale Politik am Zug, fristgerecht die Konsultation gegen den Netzentwicklungsplan einzureichen.

Die Bürgerinitiativen wehren sich allerdings nicht nur gegen die HGÜ-Leitung, sondern auch gegen einen Neubau des Ostbayernrings. Wie der Sprecher der Initiative "Seußen wert sich", Jörg Marth, schreibt, hat die Initiative zwei Schreiben formuliert, die die Politik gerne übernehmen könne.

Die BIs sehen Ost-Oberfranken doppelt belastet: "Durch die bestehenden 110-beziehungsweise 220- Kilovolt-Leitungen des Ostbayernringes trägt die Region schon eine große Last. Eine Ertüchtigung und eine weitere HGÜ Leitung sind den Bürgern nicht mehr zuzumuten. Die geplanten Maßnahmen greifen massiv in die Schutzgüter Mensch und Umwelt ein." Aufgeführt wird in dem Schreiben unter anderem, dass es sich beim Fichtelgebirge um eine seismisch aktive Zone handelt, so habe es 2014 ein Beben der Stärke 4,5 auf der Richterskala gegeben. Auch sei der felsigen Untergrund (Granit/Redwitzite) für den Bau einer erdverkabelten HGÜ-Leitung nicht in Betracht zu ziehen. Schützenswerte FFH-Gebiete und Wasserschutzgebiete würden tangiert.

Die BI weist ferner darauf hin, dass die gesundheitlichen Auswirkungen einer Gleichstrom-Höchstspannungs-Leitung noch nicht erforscht seien. "Langzeitwirkungen auf Mensch und Tier sind in keinster Weise geklärt. Statistiken weisen sogar auf einen Zusammenhang zwischen Leukämie und Hochspannungsleitungen hin. Bei einer Jahre zurückliegenden britischen Studie wurden die Gesundheitsdaten von 35 000 Kindern untersucht, die an Krebs erkrankt waren. Man stellte fest, wie weit sie von Hochspannungsleitungen entfernt leben und kam zu dem Ergebnis, dass die Gefahrenzone 100 Meter beträgt. In diesem Gefahrenbereich verdoppelt sich das Risiko an Leukämie zu erkranken." Aktuell habe die Bundesregierung in Auftrag gegeben, die Gesundheitsrisiken der neuen Stromtrassen zu untersuchen.

In der Stellungnahme verweisen die BIs auch darauf, dass die E-Mobilität im Szenariorahmen, der der Netzausbauplanung zugrunde liege, nicht richtig berücksichtigt sei. "Durch die zu erwartende regionale Verteilung der Elektro-Autos steht in ganz Bayern in wenigen Jahren flächendeckend genügend Kapazität zur Pufferung von Last- und Produktionsspitzen zur Verfügung. Gemäß dem Netzbetreiber Tennet ist bei entsprechender Speicherkapazität der sogenannte SüdOstLink nicht erforderlich." Es gebe Modelle des Forschungsministeriums, die Batterien von Fahrzeugen für die Netzentlastung berücksichtigen.

Berücksichtigt werden müssten auch Gaskraftwerke, fordern die BIs. In Wunsiedel werde bald ein Gaskraftwerkbau gebaut. Vom Dezember 2018 könne dies den Strombedarf von 40 000 Haushalten decken. In Arzberg solle laut Wirtschaftsministerin Ilse Aigner ein Gaskraftwerk gebaut werden.

Die Leitungsgegner sehen die Verantwortung für den geplanten Bau der Leitungen bei der Politik, da weder die Bundesnetzagentur noch die Netzbetreiber einen Bedarf festgestellt hätten. "Die Verstärkung des Ostbayernrings war als Maßnahme geplant, um Strom aus der Region Grafenrheinfeld nach Ostbayern zu lenken. Allerdings ist Redwitz noch nicht mit der Region Grafenrheinfeld verbunden und wird es voraussichtlich auch nicht werden." Nach dem Bau des Gaskraftwerkes in Wunsiedel und dem geplanten Gaskraftwerk in Arzberg sei auch dieser Lückenschluss und die Verstärkung der vorhandenen Leitung nicht erforderlich.

In Deutschland brauche man diesen Ausbau nicht. "Allerdings scheint es für den europaweiten Stromhandel nötig zu sein." Dieser Ausbau belaste die Bürger. "Wir zahlen diesen unnötigen Ausbau mit steigenden Netzentgelten. Ausländische Energieempfänger entrichten keine Netzentgelte an die Bundesrepublik Deutschland. Es soll nicht der Windstrom aus dem Norden Deutschlands in den Süden Deutschlands fließen, sondern überwiegend Kohlestrom aus den umliegenden Ländern", heißt es in dem Schreiben. Im Netzentwicklungsplan stehe in den Vorbemerkungen, dass der NEP ein wesentlicher Baustein der deutschen Energiewende sei. "Sinnvoll wäre es in die Forschung von Speichermöglichkeiten für die erneuerbaren Energien zu investieren. Eine dezentrale Energieversorgung sollte das Ziel sein."

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