Selb/Baku Abgeschobener sofort verhaftet

Rainer Maier
In Handschellen führte die aserbaidschanische Polizei den am Freitag aus Selb abgeschobenen Said Jamalov ab. Foto: privat

Der Familienvater aus Aserbaidschan, der Selb am Freitag verlassen musste, wird nahe Baku von der Polizei in Gewahrsam genommen. Familie und Helfer sorgen sich.

 
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Selb/Baku - Verzweifelt klingt Elçin Asadzada in der Sprachnachricht, die Udo Benker-Wienands seinen Vorstandskollegen vom Verein Zuflucht in Selb vorspielt. "Mein Vater ist rausgegangen zum Brotkaufen, da hat ihn die Polizei mitgenommen." Seit zwei Tagen, also seit Montag, habe die Familie nichts mehr von Said Jamalov gehört. "Wir können nicht rausgehen", fährt Elçin Asadzada fort. "Wir haben Angst, dass die Polizei uns auch mitnimmt."

Am Freitag war die sechsköpfige Familie unter Umständen, die viele für menschenunwürdig halten, mitten in der Nacht aus ihrer Wohnung in der Gemeinschaftsunterkunft in Selb-Erkersreuth geholt und zum Abschiebeflug nach München gebracht worden (wir berichteten). Der frühere Polizist Said Jamalov hatte in Deutschland Asyl beantragt. Er werde in seiner Heimat verfolgt, seit er die Korruption im Polizeiapparat des Staates zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer angeprangert habe. Der Antrag wurde Mitte Januar in letzter Instanz abgelehnt.

Said Jamalov wurde am Dienstag im aserbaidschanischen Polizeigewahrsam 33 Jahre alt. Seine Frau und die vier Kinder sorgen sich sehr um ihn. Auch die Helfer vom Verein Zuflucht in Selb sind bestürzt. Und zornig. "Said wusste, was passieren würde. Deshalb hat er verzweifelt versucht, seine Abschiebung zu verhindern", sagt Vorsitzender Dieter Baumgärtel. Er könne sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die deutschen Behörden durch eine offenbar falsche Beurteilung im Asylverfahren an der misslichen Lage der Familie mitschuldig gemacht haben.

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