Fichtelgebirge "Satire ist kein Freibrief für Beleidigungen"

Alina Juravel
Mittelalterliches Treiben herrscht vom 8. bis zum 12. August auf dem Katharinenberg in Wunsiedel: Dann wird dort das Festival "Collis Clamat" ausgerichtet. Feuerschwanz tritt als Hauptakt am heutigen Mittwoch auf. Ein Video-Interview mit Feuerschwanz gibt es unter www.frankenpost.de . Foto: Veranstalter

Bei "Collis Clamat" tritt Feuerschwanz als Hauptakt auf. Im Interview verraten zwei Band-Mitglieder, was es mit Sexismus-Vorwürfen auf sich hat und worüber sie nie lachen würden.

 
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Mit Feuerschwanz habt ihr den Comedy-Mittelalter-Rock gewissermaßen erfunden. Wo kam diese Idee her?

Auftritt

Feuerschwanz tritt am Mittwoch um 21.30 Uhr bei "Collis Clamat" auf. Karten gibt es nur an der Abendkasse.

Peter Henrici: Als ich die Band vor 15 Jahren gründete, war die Mittelalter-Szene noch sehr ernst, alles war schwarz, da war nicht wirklich viel Platz für Klamauk. Und da dachte ich: Warum sollen Humor und Mittelalter nicht zusammenpassen? Es wäre doch witzig, in dieser Szene zu sein und sich mal nicht so ernst zu nehmen. Das war die Grundidee.

Wie kam diese Grundidee an?

Peter Henrici: Es hat nicht sofort und auch nicht mit allen funktioniert. Viele Veranstalter haben uns erst als ein reines Spaßprojekt, aber nicht unbedingt als Band angesehen. Es hat einen längeren Anlauf gebraucht. Aber ich habe weiter gemacht. Und hey, jetzt stehen wir hier und bringen bald unser achtes Album auf den Markt.

Glaubt ihr, dass euch andere Bands als ernsthafte Musiker wahrnehmen oder eher als Komödianten?

Peter Henrici: Es hat sehr lange gedauert, aber wir haben mittlerweile sehr viele Rückmeldungen bekommen. Zum Beispiel von Subway to Sally. Ihr Texter hat uns sogar als "einzige Innovation der letzten Jahre" bezeichnet.

Ben Metzner: Gerade als eine Band, die gerne Comedy macht, muss man technisch echt gut sein. Man muss sein Zeug besonders korrekt spielen, denn wenn man Witze macht und dabei schlecht spielt, wird man sofort als Depp abgestempelt.

Ihr nehmt beim Texten kein Blatt vor den Mund. Woher nehmt ihr die Ideen für die Songs?

Ben Metzner: Gute Texte haben immer etwas mit eigenen Gefühlen zu tun. Egal, was man gerade empfindet, verliebt, traurig oder wütend ist. Wenn man dann einen Text darüber schreibt, kann der Hörer im Idealfall zwischen den Zeilen erkennen, was sich der Künstler dabei gedacht hat. Wenn man völlig ohne Emotion schreibt, kommen nur leere Worthülsen dabei raus. Die wichtigste Aussage in unseren Texten ist sowieso diese: Habt Spaß im Leben!

Eure Texte sind dabei ziemlich sarkastisch und ihr macht über viele Themen Witze. Darf Satire alles, solange die Pointe gut ist?

Peter Henrici: Satire darf ziemlich viel, aber nicht alles. Gute Satire regt zum Nachdenken an, sie darf auch provozieren, den Finger in die Wunde legen. Satire ist aber kein Freibrief für Beleidigungen. Es gibt durchaus Themen, über die wir uns nicht lustig machen würden.

Welche Themen wären es?

Peter Henrici: Holocaust zum Beispiel. Es ist asozial, sich über so etwas lustig zu machen. Man kann hinterher nicht einfach sagen: Hör mal, das war Satire.

Es gab bei euch da einen Vorfall im Jahr 2015: Ein Festival in Osnabrück hat euch wieder ausgeladen, nachdem eine Studentenvertretung eure Texte für sexistisch und frauenfeindlich befunden hat. Was ist an den Vorwürfen dran?

Ben Metzner: Wir haben mit viel Bedauern und Unverständnis auf das Auftrittsverbot reagiert. An den Vorwürfen war nie etwas dran. Unsere Show ist seit eh und je nur lustig gemeint. Wir machen Witze über Frauen, aber wir machen genauso Witze über Männer. Jeder kriegt sein Fett weg, das ist nur fair.

Peter Henrici: Unser Auftreten ist stets so überzogen gezeichnet, dass die Satire darin eigentlich unmöglich zu übersehen ist. Die Damen und Herren in Osnabrück haben sich anscheinend nicht sehr viel mit uns beschäftigt, sich aber schnell eine Meinung gebildet. Unsere Bandkollegin Johanna fand die Vorwürfe auch absurd. Auch sehr viele weibliche Fans standen auf unserer Seite. Und von Frauen bestätigt zu bekommen, dass tatsächlich die anderen ein bisschen spinnen, war schon hilfreich.

Kam nach der Konzertabsage noch irgendein Nachspiel? Wäre es nicht sinnvoll gewesen, mit der Studentenvertretung ein Gespräch zu suchen?

Ben Metzner: Es hat sich nichts ergeben, keiner von ihnen wollte mit uns reden. Das hat uns schon sehr erschreckt, dass es tatsächlich junge Menschen gibt, die so eine Verbohrtheit haben, und dass die das dann auch schaffen, eine Band auszuladen.

Ihr seid am Mittwoch auf dem Wunsiedler Katharinenberg und tretet bei "Collis Clamat" auf.

Peter Henrici: Oh ja, wir haben schon viel von diesem Katapult dort gehört. Da freuen wir uns besonders darauf.

Dabei seid ihr schon bei Festivals wie "Wacken" oder "Summer Breeze" aufgetreten. Im Vergleich dazu ist das "Collis Clamat" deutlich kleiner. Was macht den Reiz der kleinen Open Airs für euch aus?

Ben Metzner: Dass wir als Headliner spielen dürfen (lacht).

Das Gespräch führte Alina Juravel

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