Wunsiedel Schluss mit Schwammer-Jammer

Pilze selbst sammeln kann gefährlich werden: Am besten nimmt man an einer Pilzwanderung mit einem Experten teil. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

Es war kein guter Saisonstart für Sammler in der Region. Die beliebten Pilze machten sich rar. Doch innerhalb kürzester Zeit ändert sich die Lage.

 
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Wunsiedel - Die Verzweiflung war groß bei den Pilz-Liebhabern im Fichtelgebirge. Während viele mehr oder weniger geduldig abwarteten und einige sehnsüchtig von Pilz-Omelett und Co. träumten, waren wieder andere schon kurz davor, Regentänze einzustudieren. Denn die Schwammer wollten einfach nicht wachsen. Es war die lang anhaltende Trockenheit, die den Pilzen zu schaffen machte und die die Sammler schon fast in eine "Schwammer-Depression" stürzte.

Auch Pilzexperte Walter Hollering, Vorsitzender des LBV Wunsiedel, hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben. Wer ihn noch vor einer Woche auf die Pilzsaison 2018 ansprach, der erhielt als Antwort ein schon fast entmutigtes "Da gibt es nichts zu erzählen". Denn es sah wirklich nicht gut aus in diesem Jahr: Viele Sammler kehrten mit sehr überschaubarer Beute aus dem Wald zurück, andere blickten sogar in komplett leere Körbe. Walter Hollering erklärte: "Dieser Sommer war viel zu trocken. Deshalb konnten nur sehr wenige Pilze wachsen. Sie brauchen Niederschlag - wir müssen jetzt abwarten, was das Wetter treibt."

Das Warten hat sich nun auch wirklich gelohnt. Tatsächlich kam endlich die Erlösung, auf die jeder Pilz-Liebhaber so sehnlich gewartet hatte: Es regnete. Und dieser Regen setzte nun endlich Glückshormone bei den Schwammer-Freunden frei: Jetzt konnten Steinpilz und Co. endlich in den Wäldern des Fichtelgebirges sprießen - oder doch nicht?

Ja, es ist wirklich wahr, bestätigt Walter Hollering. Er war am Wochenende mit einer Gruppe auf Pilz-Exkursion. "Die Situation in unseren Wäldern hat sich um 100 Prozent geändert", freut er sich. "Die Menge an Pilzen ist momentan noch deutlich unterdurchschnittlich, aber es wird besser. In den nächsten Tagen werden wir beim Normalwert anlangen."

Das Pilzglück fanden Hollering und seine Gruppe aber nicht in den Tiefen des Waldes, sondern direkt an den Wegrändern. "Hier konnten die Pilze am besten wachsen", erklärt der Experte. "Die Pilze erhalten hier am meisten Wasser. Im Waldinneren bleibt das Regenwasser im Gegensatz dazu oft in den Baumkronen hängen - zu den Pilzen am Waldboden dringt dann zu wenig durch."

Die Suche nach Birkenpilz und Rotkappe blieb bei Hollering und seiner Gruppe somit völlig erfolglos: Keinen einzigen der beliebten Speisepilze fanden sie. Auch die Pfifferlings-Ausbeute war klein: Lediglich ein Exemplar fand den Weg in den Sammelkorb. Den "bösen Zwilling" des Speisepilzes traf er dagegen zahlreicher an, berichtet Hollering: "Von den falschen Pfifferlingen haben wir viele gefunden. Man unterscheidet sie von den essbaren durch ihre rötlichere Färbung und durch den lappigen Charakter."

Außer den falschen Pfifferlingen entdeckte Hollering eine Menge von Krauser Glucke, auch Fette Henne genannt. Auch dafür hat der Experte eine Erklärung: "Diese Pilze sind momentan zahlreich vertreten, da sie am besten mit der Trockenheit klarkommen, die wir heuer hatten. Der Grund ist einfach: Sie wachsen am Fuß von geschwächten Kiefern und profitieren vom Wasserhaushalt des Baumes. So bleibt ihnen genug zum Überleben."

Andere Pilze, die keine solche schlaue Überlebensstrategie besitzen, siedeln sich eben am Wegrand an. Hier lauern zahlreiche essbare Schwammer - unter anderem der Flockenstielige Hexen-Röhrling, auch Schusterpilz genannt. "Oben sieht der Pilz einer Marone ähnlich. Der Stiel und das Fleisch sind rot, und beim Anschneiden wird er tintenblau. Der Schusterpilz ist ein ausgezeichneter Speisepilz", sagt Hollering.

Auch der allseits bekannte und bei den meisten Sammlern höchst begehrte Steinpilz ist am Wegrand anzutreffen. Nicht nur Hollering fand ihn - auch andere begeisterte Sammler berichten stolz von ihrem Schwammer-Glück. Ein langjähriger Pilz-Liebhaber schwärmt: "Ich habe sehr viele Steinpilze gefunden. Kleine und auch größere - und alle waren wunderschön und kerngesund!" Die Schwammer-Saison läuft also - wenn auch mit kleiner Verzögerung.

Marina Richtmann

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