Zu den angeblich wegen der Asylbewerber laufend steigenden Kriminalität kann sich Roth zumindest bis zum Jahr 2017 äußern. "Die Statistik zeigt ganz klar, dass die Kriminalität sinkt. Selbst die Grenzöffnung konnte daran nichts ändern." Dass im Jahr 2017 rund 200 Fallzahlen mehr zu verzeichnen gewesen sind, begründet Roth mit den Erfolgen der damaligen Polizeiinspektion Fahndung. Meist handelt es sich um Drogendelikte in Zusammenhang mit dem grenzüberschreitenden Drogenhandel.
Zurück zur Hetze in den sozialen Netzwerken. Wie sollen Bürger auf derartige Kommentare reagieren? Sandra Windisch von der Projektstelle gegen Rechtsextremismus hat Verständnis dafür, dass nicht jeder seine Freizeit opfern will, um gegen Rassismus anzukämpfen. "Derartige Auseinandersetzungen können schnell entgleisen. Niemand ist gezwungen, sich damit auseinander zu setzen. Gut ist es aber, wenn man auf Hass-Kommentare zumindest antwortet, dass man anderer Ansicht ist." Es sei eben leider eine der Strategien rechter Gruppierungen, so zu tun, als vertreten sie die wahre Stimme des Volkes. Wenn dann niemand gegen rassistische Posts angehe, stütze dies eine derartige Argumentation.
Dass Menschen angesichts der gesellschaftlichen Umwälzungen, zu der auch die Migration gehört, Ängste entwickeln, will Sandra Windisch nicht verurteilen. "Nein, es ist nun mal eine Tatsache, dass die Asylpolitik eines der schwierigsten Themen ist. Auch ist klar, dass nicht jeder Flüchtling ein Unschuldslamm ist." Als beste "Therapie", die diffusen Ängste vor Migranten zu überwinden, hält die Pädagogin den persönlichen Kontakt.
Auch der Leiter der Polizeiinspektion Marktredwitz-Selb, Robert Roth, hält es für wichtig, einen klaren Kopf zu bewahren und sich zum Beispiel über die tatsächliche Kriminalitätsstatistik zu informieren. "Es gibt sicherlich das Phänomen, dass in den sozialen Medien immer wieder ein und derselbe Fall hochkocht. Irgendwann glaubt man, dass man regelrecht von Ausländerkriminalität umgeben ist, obwohl dies objektiv überhaupt nicht stimmt."
Natürlich wird es stets Stimmen geben, die sagen, dass die Medien politisch gesteuert sind und die Polizei ebenfalls Taten von Flüchtlingen absichtlich verschweigt. Sandra Windisch: "Es hat schon immer Verschwörungstheoretiker gegeben. Ich glaube, das müssen die Medien und die Polizei einfach aushalten."