Wunsiedel Leise kommt der Tod ins Haus

Bei jeder Wohnungsöffnung mit Verletzten prüft die Feuerwehr die CO-Konzentration mit einem Messgerät, um eine Vergiftung auszuschließen. Dominik Koppmann, der Gerätewart der Marktredwitzer Feuerwehr, zeigt, wie die Licht-und Ton-Alarme solcher Messgeräte funktionieren. Foto: Florian Miedl

Kohlenmonoxid riecht nach nichts. Es ist unsichtbar - doch hochgefährlich. Noch bis zum Sonntag läuft deswegen die erste CO-Präventions-Kampagne der Feuerwehr.

 
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Wunsiedel - Ende Januar musste ein Ehepaar aus der Region sterben, weil die Gastherme im Bad nicht richtig funktioniert hat. Der Tod kam schnell und jede Hilfe zu spät. Und das ist kein Einzelfall. Knapp 4000 Menschen in Deutschland werden jährlich mit einer Kohlenmonoxid-Vergiftung in die Krankenhäuser eingeliefert. Einige Hundert sterben, und Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, hat das "Deutsche Ärzteblatt" ermittelt. Und die Ärzte sind nicht die Einzigen, die dieses Thema in den Mittelpunkt rücken. Unter dem Titel "CO macht k.o" hat jetzt eine Initiative eine Aufklärungskampagne gestartet. Federführend dabei sind der Deutsche Feuerwehrverband, der Verband der Ärztlichen Leiter im Rettungsdienst und einige Hersteller von CO-Warnmeldern "Das ist sehr sinnvoll. Wir unterstützen die Informationskampagne auf unserer Homepage und über Facebook", kommentiert der Wunsiedler Kreisbrandrat Wieland Schletz die Aktion im Gespräch mit der Frankenpost.

Auch in Shisha-Bars lauert die Gefahr

Immer wieder kommt es zu Vergiftungen mit Kohlenmonoxid in Shisha-Bars, dort wird Wasserpfeife geraucht. "Deswegen hat die Stadt Marktredwitz es zur Auflage gemacht, dass in solchen Bars mindestens zwei CO-Melder vorhanden sein müssen", erklärt der Marktredwitzer Stadtbrandinspektor Maximilian Seiler im Gespräch mit der Frankenpost . Eine allgemeine Verpflichtung für solche Melder gibt es in Deutschland nicht, allerdings können die Städte das zur Auflage für die Bars machen. Beim Verbrennen der Kohle auf dem Wasserpfeifen-Kopf kann das Gas freigesetzt werden und strömt in die Raumluft. Tückisch ist, dass erste Vergiftungszeichen wie Übelkeit und Kopfschmerzen von den Betroffenen oft auf Tabak- oder Alkoholgenuss zurückgeführt werden.

Wo lauern die Gefahren sich zu vergiften?

Eine Gastherme im Bad, eine Etagenheizung, ein Kachel- oder Kaminofen und sogar die Zentralheizung im Keller können theoretisch das tödliche Gas erzeugen. Grundsätzlich kann Kohlenmonoxid bei jeder unvollständigen Verbrennung - zum Beispiel von Gas, Holz, Öl oder Kohle - entstehen. Das passiert, wenn Sauerstoff fehlt, die Abluft nicht richtig abzieht und der Brennprozess so gestört ist. Bekommt jemand zum Beispiel neue dichte Fenster, dann kann es sein, dass der Sauerstoff für eine optimale Verbrennung im Ofen nicht mehr ohne zusätzliches Lüften ausreicht.

"Dunstabzugshauben sind aktuell das größte Übel", sagt Kaminkehrer Frank Marschall. Warum?

"Eine Dunstabzugshaube mit einer Abluftverbindung ins Freie kann einen starken Unterdruck erzeugen. Die Abgase der Feuerungsanlage werden so in die Wohnräume statt durch den Kamin nach außen gezogen", beschreibt Frank Marschall den möglichen verhängnisvollen Prozess. Der Selber ist bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger für den Kehrbezirk Arzberg und kontrolliert jährlich viele verschiedene Anlagen.

Wie schnell stirbt ein Mensch, wenn er Kohlenmonoxid einatmet?

Wie sich das Kohlenmonoxid auswirkt, hängt ganz allein von der Höhe der Konzentration ab. Bei geringen Mengen bekommt man Kopfschmerzen, es kann einem übel oder schwindlig werden. Bei hoher Konzentration genügen zwei Atemzüge, um ohnmächtig zu werden und zwei Minuten später kann schon der Tod eintreten." Obwohl Marschall seit 37 Jahren Kaminkehrer ist und tagtäglich Heizanlagen kontrolliert, hatte er noch nie eine Kohlenmonoxid-Vergiftung. Solche Störungen sind selten, aber wenn sie eintreten, dann ist das Risiko für Leib und Leben groß. "Einem guten Bekannten von mir ist das vor vielen Jahren einmal passiert. Ihm wurden im Keller die Beine weich, und ganz schnell wurde er ohnmächtig. Dass seine Frau zu Hause war, hat ihn gerettet", erzählt Marschall.

Was können Bürger tun, um das Risiko einer Vergiftung zu minimieren?

"Das Wichtigste ist die regelmäßige Wartung der Feuerungsanlagen", erklärt Frank Marschall. Jeder, der einen Brenner austauscht oder einen neuen Ofen in Betrieb nimmt, sollte sich mit dem zuständigen Kaminkehrer in Verbindung setzen, der alles prüft. "Nach der Bayerischen Bauordnung haben die Hauseigentümer die Pflicht, neue Feuerstätten abnehmen zu lassen", informiert der Experte. "Grillen in Innenräumen ist hochgefährlich", warnt Kreisbrandrat Schletz und betont, dass das gar nicht so selten sei.

Kann man sich noch mehr Sicherheit verschaffen?

"Es gibt Kohlenmonoxid-Warner, das sind kleine Geräte, so ähnlich wie Rauchmelder, die man sich an die Wand schrauben kann", erklärt Schletz. "Für wenig Geld kann man sich so relativ einfach Sicherheit kaufen." Sobald ein bestimmter Grenzwert überschritten wird, löst das Gerät einen Alarm aus. Sollte das passieren, rät der Feuerwehrexperte dazu, Fenster und Türen zu öffnen, das Haus zu verlassen und die Feuerwehr zu verständigen.

Wie schützen sich die Profis von Feuerwehr und Rettungsdienst vor dem Gas?

"Unsere Mitarbeiter vom Rettungsdienst können oft einmal die Ersten an einem Unglücksort sein, deswegen sind kleine mobile CO-Melder, die sie an der Jacke tragen inzwischen Standard", erklärt Thomas Ulbrich, BRK-Kreisgeschäftsführer, gegenüber der Frankenpost. Alle Feuerwehren, die Atemschutzträger haben oder sich um Wohnungsöffnungen kümmern, tragen ebenfalls Messgeräte mit sich. So können beim Einsatz einen CO-Austritt sofort erkennen. Die Geräte sind allerdings hochspezialisiert und können auch noch verschiedene andere Gase feststellen.

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Weitere Information rund um die Aktionswoche der Initiative zur Prävention für CO-Vergiftungen gibt es im Internet:

www.co-macht-ko.de

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