Wunsiedel Bürgermeister ärgert sich über Schulleiter

Angriff in der Schule: Die Lehrerin kam zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus. Foto: Fabian Sommer

Eigentlich ist es ein schönes Schulfest in Wunsiedel. Doch einer geht anschließend mit ungutem Gefühl nach Hause.

 
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Wunsiedel - Für Wilfried Kukla ist es schlicht eine Frage des Anstandes. Wenn der dritte Bürgermeister und Grünen-Stadtrat als offizieller Vertreter der Festspielstadt Wunsiedel eine Veranstaltung oder einen Verein besucht, wird er in aller Regel begrüßt. Am Samstag beim Schulfest der Jean-Paul-Grundschule wartete er vergeblich auf einen Gruß und fühlte sich und vor allem auch die Stadt Wunsiedel übergangen. "Mir ist die Schule wichtig, daher habe ich extra eine nette Gesellschaft bei ,Mittag am Markt’ verlassen, mich in Schale geworfen und bin zur Grundschule geeilt", sagt Kukla im Gespräch mit der Frankenpost. Als er Schulleiter Roland Günther informierte, dass er als dritter Bürgermeister hier sei, habe er von diesem eine seltsame Antwort erhalten. Günther soll gesagt haben, er habe "befürchtet", dass die Stadt Kukla schicke.

Kurz darauf fand laut Kukla die offizielle Begrüßung statt. "Dabei bin ich mit keinem Wort erwähnt worden." Ihm gehe es nicht um seine Person, allerdings gebiete es seiner Meinung nach der Anstand, dass der Vertreter des Sachaufwandträgers, also der Stadt, begrüßt werde. "Die Stadt hat zurecht viel Geld in die Modernisierung der Schule gesteckt. Alle Stadträte wollen eine optimale Lernatmosphäre für die Kinder." Für Kukla sei es eine seltsame Situation gewesen, als Günther seine Begrüßungsrede gehalten habe. "Ich bin dagestanden wie ein Schulbub. Die Gäste müssen doch wissen, dass ein Vertreter der Stadt anwesend ist."

Das sieht Roland Günther ein wenig anders. "Ich habe explizit lediglich den Elternbeirat als Veranstalter des Grundschulfestes begrüßt und ansonsten meine Grüße an alle weiteren Gäste gerichtet." Hierin sei Wilfried Kukla natürlich mit eingeschlossen gewesen. Bisher sei bei dem Fest eine Begrüßung überhaupt nicht üblich gewesen. "Diesmal habe ich mich kurzfristig für eine kleine Rede entschlossen, da wir im Freigelände waren." Doch auch eine Erwähnung Kuklas wäre laut Günther kein Problem gewesen. "Auch Landtagsabgeordneter Martin Schöffel war kurzzeitig anwesend. Wir haben uns kurz unterhalten, extra begrüßt habe ich aber auch ihn nicht."

Wie Kukla sagt, hat er sich anschließend unter die Gäste gemischt und die einzelnen Spielstationen angesehen. "Dabei bin ich dann schon angesprochen worden, warum ich als Vertreter der Stadt kein Grußwort gesprochen habe."

Grußworte sind beim Schulfest ebenfalls unüblich, entgegnet Roland Günther. "Aber wenn er das mit uns abgesprochen hätte, dann wäre eine kurze Ansprache möglich gewesen. Es war überhaupt kein böser Wille, dass Kukla weder eigens erwähnt noch zu einem Grußwort aufgefordert worden ist."

Der dritte Bürgermeister will die Angelegenheit nicht hoch hängen, er wundert sich allerdings über das Verhalten. Gut möglich ist es seiner Ansicht nach, dass Günther ihn wegen einer Aktion vor einigen Jahren nicht erwähnt hat.

Wie seinerzeit berichtet, hatte Kuklas Fraktionsgemeinschafts-Kollege German Schlaug während der offiziellen Eröffnung des sanierten Mittelbaus der Schule mehrere Sprechblasen in der Aula aufgehängt, auf denen "Herr Bürgermeister, wo ist die Kunst am Bau geblieben?" stand. Damit spielte Schlaug auf das "verlorengegangene" großflächige Kunstwerk von Alfred Russ an, das einst in der Aula hing. Bis heute ist es verschwunden. Da der Hausmeister die Sprechblasen entfernte, ist es damals nicht zum Eklat gekommen.

Die Aktion hatte allerdings ein Nachspiel. "Mehrere eingeladene Honoratioren waren verärgert", sagt Günther, der die Sprechblasen ebenfalls als alles andere als sinnvoll empfand. Da Schlaug und Kukla später die Sprechblasen abholten, erhielten kurz darauf beide Post von Günther. In dem Brief hatte er den beiden Stadträten mitgeteilt, dass er sie für die Aktion hätte anzeigen können. "Natürlich hätten die beiden ihre Aktion bei mir anmelden müssen. Wir sind eine staatliche Behörde, da kann nicht einfach jeder kommen und aufhängen, was er will", sagt Günther.

German Schlaug kann heute über den Brief von Roland Günther schmunzeln. "Ich habe darauf bestanden, dass ich angezeigt werde. Es hat sich geradezu um eine Strafvereitelung wegen persönlicher Bekanntheit gehandelt. Das geht nicht an."

Mittlerweile hängt an der Betonwand in der Aula übrigens ein neues Kunstwerk: Auf einem zwölf Meter langen Plakat ist Jean-Paul, der Namensgeber der Schule verewigt. "Das Werk stammt von Schülern unserer Schule", sagt Günther.

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