Der dritte Bürgermeister will die Angelegenheit nicht hoch hängen, er wundert sich allerdings über das Verhalten. Gut möglich ist es seiner Ansicht nach, dass Günther ihn wegen einer Aktion vor einigen Jahren nicht erwähnt hat.
Wie seinerzeit berichtet, hatte Kuklas Fraktionsgemeinschafts-Kollege German Schlaug während der offiziellen Eröffnung des sanierten Mittelbaus der Schule mehrere Sprechblasen in der Aula aufgehängt, auf denen "Herr Bürgermeister, wo ist die Kunst am Bau geblieben?" stand. Damit spielte Schlaug auf das "verlorengegangene" großflächige Kunstwerk von Alfred Russ an, das einst in der Aula hing. Bis heute ist es verschwunden. Da der Hausmeister die Sprechblasen entfernte, ist es damals nicht zum Eklat gekommen.
Die Aktion hatte allerdings ein Nachspiel. "Mehrere eingeladene Honoratioren waren verärgert", sagt Günther, der die Sprechblasen ebenfalls als alles andere als sinnvoll empfand. Da Schlaug und Kukla später die Sprechblasen abholten, erhielten kurz darauf beide Post von Günther. In dem Brief hatte er den beiden Stadträten mitgeteilt, dass er sie für die Aktion hätte anzeigen können. "Natürlich hätten die beiden ihre Aktion bei mir anmelden müssen. Wir sind eine staatliche Behörde, da kann nicht einfach jeder kommen und aufhängen, was er will", sagt Günther.
German Schlaug kann heute über den Brief von Roland Günther schmunzeln. "Ich habe darauf bestanden, dass ich angezeigt werde. Es hat sich geradezu um eine Strafvereitelung wegen persönlicher Bekanntheit gehandelt. Das geht nicht an."
Mittlerweile hängt an der Betonwand in der Aula übrigens ein neues Kunstwerk: Auf einem zwölf Meter langen Plakat ist Jean-Paul, der Namensgeber der Schule verewigt. "Das Werk stammt von Schülern unserer Schule", sagt Günther.