Ob die Aktion auch nachhaltig wirksam ist? Katharina Hupfer hat daran keinen Zweifel. So hätten sich die Berliner zumindest für das Fichtelgebirge interessiert. "Ein Künstler hat sogar konkrete Pläne. Da er in der gesamten Metropole offenbar kein bezahlbares und geeignetes Atelier findet, will er es bei uns versuchen. Er ist uns willkommen." Auch einige andere Besucher nahmen sich das Kärtchen mit der Adresse von Katharina Hupfer mit.
Dass die Mitarbeiterin der Entwicklungsagentur demnächst mehrere Anrufe erhält, ist so gut wie sicher. Grund dafür dürfte die zweite Aktion des Tages sein. "Wir haben einen Fahrradkurier losgeschickt, der 1000 Abreißzettel an Litfaßsäulen, Ampelmasten oder anderen öffentlichen Orten anbrachte." Darauf stehen Botschaften, die bei den Berlinern sämtliche "Haben-Wollen-Reflexe" auslösen werden. So zum Beispiel: "Kitaplatz frei. Mitten in der Natur. Niedrige Kosten.", "Vollzeitjob mit perfekter Work-Life-Balance bei einem innovativen Weltmarktführer." oder "Freistehendes Haus, großer Garten, sechs Zimmer, Küche, Bad, 1000 Euro monatlich warm". Eine Adresse nennen die Freiraum-Macher nicht, lediglich eine Telefonnummer ist mit angegeben - die von Katharina Hupfer. "Gut möglich, dass ich auch den einen oder andere Wutanfall miterleben werde, wenn die Anrufer erfahren, dass es all das nicht in Berlin, sondern im Fichtelgebirge gibt."
Erstaunt ist Katharina Hupfer, dass vielen Berlinern das Fichtelgebirge kein Begriff mehr ist. "Vor dem Mauerfall war unsere Region eines der beliebtesten Urlaubsziele der Berliner." Während die älteren Besucher die Kösseine, den Ochsenkopf oder Wunsiedel mit den Luisenburg-Festspielen kennen würden, sei das leider bei den jüngeren Hauptstädtern nicht der Fall. Auch deshalb sind nach Ansicht von Katharina Hupfer Aktionen wie die am Dienstag wichtig.
Eine Gruppe war aus etwas anderen Gründen über die Freiraum-Macher am Kollwitz-Platz erstaunt. "Mehrere Tirschenreuther sind an unseren Stand gekommen und haben sich über die heimatliche Botschaft gefreut. Sie fanden es sehr gut, dass wir Fichtelgebirgler in Berlin auf die Vorzüge unserer Region aufmerksam machten." Die VR-Brillen wollten die Tirschenreuther dann doch selbst ausprobieren. "Sie waren zwar alle schon häufiger auf der Kösseine, aber noch nie virtuell."
In welcher Großstadt das Fichtelgebirge demnächst für Aufsehen sorgen wird, steht noch nicht fest. "Die Organisation ist gar nicht so einfach. Wir müssen sie unter anderem bei den Ordnungsämtern anmelden und viele Auflagen erfüllen", sagt Katharina Hupfer, die für die Berlin-Aktion verantwortlich war. Offenbar waren den Berliner Behördenmitarbeitern die Fichtelgebirgler dann doch etwas unheimlich. "Den gesamten Tag über saßen drei Ordnungsamts-Mitarbeiter in der Nähe und achteten darauf, dass alles korrekt abläuft."