Wunsiedel Pesthauch über dem Katharinenberg

Feuerspucker sind nur ein Teil des diesjährigen Programms. Archiv Foto: Josef Rosner

Zum elften Mal ruft in Wunsiedel der Berg die Freunde des Mittelalters. Auch heuer gibt es wieder neue Attraktionen.

 
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Wunsiedel - Die gewittrigen Regenfälle der vergangenen Tage erfreuen nicht nur Land- und Forstwirte, sondern auch die Veranstalter des "Collis Clamat", das von Donnerstag, 8. August, bis Sonntag, 11. August, den Katharinenberg in Wunsiedel wieder zum Beben bringen wird. An den vier Tagen brechen dann "Dunkle Zeiten" über den Ort mit dem ohnehin leeren Stadtsäckel ein.

"Der Regen ist für uns ein Traum", sagt Michael Fuchs, Cheforganisator und Anführer der Mittelalter-Truppe "Die Hundlinge". Alle Vorhaben des Programms könnten nun am kommenden Wochenende realisiert werden, ohne dass die Vorsichtsmaßnahmen noch strenger reglementiert werden müssen.

Bereits im vergangenen Jahr, zum zehnten Geburtstag des Mittelalterspektakels, sei eigens ein Sicherheitskonzept mit den Behörden ausgearbeitet und auch eingehalten worden, berichtet Fuchs. Das Konzept habe den Vorteil, dass Rettungskräfte wie Feuerwehr, BRK und Bergwacht bereits vorab koordiniert werden. Die erfahrenen Teilnehmer am Feldlager würden sich sowieso an die strengen Regeln, etwa in Bezug auf offenes Feuer, halten.

Mit sechs Lagergruppen habe das Treffen der Mittelalterfreunde vor elf Jahren angefangen. Heuer haben 77 Gruppen ihre Teilnahme angekündigt, und dabei musste sogar einigen Interessierten abgesagt werden. "Der Berg kommt an seine Kapazitätsgrenzen", sagt Fuchs. Dazu kommen die vielen Besucher aus nah und fern. Und die wollen selbstverständlich unterhalten werden. "Wir haben wieder ein furioses Rahmenprogramm", freut sich der Ober-Hundling. Musiker, Künstler und Akrobaten von europäischem und sogar Weltruf sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Viele der Schausteller, von denen einige auch für gefüllte Wänste und gut geölte Kehlen sorgen, sind schon von Anfang an dabei.

Eine der Hauptattraktionen in diesem Jahr sind "Die Gefährten des Feuers". Die Reiterguppe aus Buchen im Odenwald lässt die Hufe ihrer Schlachtrösser in der Arena klappern und demonstriert die Gewandtheit von Ross und Reiter. Ebenfalls neu ist die Teilnahme des Vereins Musketier Marktredwitz. Seine Mitglieder demonstrieren, welch feine Klinge heute im Leistungssport gefochten wird. Parallel dazu demonstrieren Ritter und Landsknechte den brutalen Zweikampf des Mittelalters mit Schwert, Breitaxt und Hammer. "Danza Furiosa" alias Nicola Elze zeigt Artistik in einem acht Meter hohen Spinnennetz. Dazu bietet sie eine Feuershow und einen Schlangentanz, selbstverständlich mit echtem "Gewürm".

"Wir wollen zeigen, dass die Menschen früher schon an einem Kratzer an der Hand verrecken konnten", erklärt Fuchs das diesjährige Motto "Dunkle Zeiten". Deshalb gibt es neben dem Festzug, der sich am Freitag um 11.30 Uhr auf dem Burgermühlweiherplatz gen Festgelände in Bewegung setzt, auch einen Pestzug. Ausgemergelte und von verschiedenen Krankheiten gezeichnete "Aussätzige" folgen dann den prachtvoll gekleideten Rittern, Burgfräuleins und Würdenträgern. Für möglichst schaurige Effekte wie eitrige Pestbeulen, verunstaltende Ausschläge und offene Wunden sorgen die Experten aus der Maske der Luisenburg-Festspiele. Der unheimliche Pestzug sucht den Berg und das feiernde Volk dann auch am Samstag nach Einbruch der Dunkelheit heim - dann allerdings im Schlepptau der "Grölldeifl", der gruseligen Raunachtgestalten aus Konnersreuth.

Für mediävale Töne sorgen an allen Tagen verschiedene Musikgruppen auf diversen Bühnen. Neben alten Bekannten sind auch neue Klänge zu hören. Viele Teilnehmer sind auch hier von Anfang an dabei. "Wer einmal hier war, möchte mit aller Macht wiederkommen", weiß der Organisator. Neu ist ein "Allstarkonzert" mit Barden aus den verschiedenen Bands. "Es wird gar nicht so einfach, die verschiedenen Stile zusammenzubringen", prophezeit Fuchs.

Start ist bereits am Donnerstag um 14 Uhr mit einem "Gauklertag". Involviert sind auch hier Mitglieder aus dem Ensemble der Luisenburg-Festspiele. Schlachtenlärm, die Schreie einer brennenden Hexe, Gaukler, Narren, Geschichtenerzähler, Spießgesellen und fahrendes Volk werden den Wunsiedler Hausberg vier Tage lang in ein Zeitalter zurückversetzen, über das in der Moderne gar nicht so viel bekannt ist. "Was wir über das Mittelalter zu wissen glauben, ist vielen nur aus Hollywood-Produktionen bekannt", erklärt Fuchs. Ganz so ernst dürfe man das Spektakel aber im 21. Jahrhundert nicht nehmen. Dennoch: "Im Gegensatz zum dunklen Zeitalter lamentieren wir heute auf höchstem Niveau."

Das ganze Programm gibt’s unter:

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www.collis-clamat.de

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