Waldershof Tausende Gäste aus aller Welt in Waldershof

Zentraler Treffpunkt während der Händlertage ist der riesige Bistro-Bereich inmitten des Show-Rooms in der Waldershofer Cube-Zentrale. Foto: Matthias Bäumler

Während der Händlertage von Cube verwandelt sich das Unternehmen in eine Art riesige Jugendherberge. Das internationale Flair prägt für zwei Wochen die gesamte Region.

 
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Waldershof - Eine Gruppe Engländer drängt sich an der Theke und giert nach Kaffee. Nebenan sitzen zwei Holländer und drei Polen in ein Gespräch vertieft. Während der Händlertage des Waldershofer Fahrrad-Herstellers Cube herrscht in der Zentrale Jugendherbergs-Atmosphäre. So locker die Stimmung auch ist, für Cube laufen derzeit die wichtigsten Wochen des Jahres. Können sie die Händler, die dieses Jahr aus 40 Ländern angereist sind, überzeugen oder haben die Waldershofer Entwickler und Designer deren Geschmack verfehlt? Angesichts der vielen neugierigen Augen und strahlenden Gesichtern scheint Letzteres ausgeschlossen. Auch mehrere Kanadier, die eben zu Tür reinkommen, sind nach einer Probefahrt offenbar von den Gefährten "made im Fichtelgebirge" überzeugt.

25 Kilometer Umkreis

Die mehr als 1000 Händler, die in diesen Tagen Cube besuchen, sind in Hotels in 25 Kilometern Umkreis untergebracht. "Diesmal mussten wir sogar Betten in Weißenstadt buchen", sagt Marketing-Leiter Marko Haas.

"Allein in den ersten drei Tagen hatten wir 1600 Leute hier", sagt Marko Haas, der bei Cube für das Marketing zuständig ist. Bis zum Ende der Händlertage am 14. August haben sich noch viele Hunderte weiter Händler angesagt.

Die Veranstaltung ist eine riesige logistische Herausforderung. "Ohne viele Ferienarbeiter, meist Studenten, die sich um den Service kümmern oder in der Küche arbeiten, könnten wir das nicht stemmen", berichtet Cube-Öffentlichkeitsarbeiterin Marie Korzen. Die potenziellen Kunden sollen sich wohl fühlen in Waldershof und sich vor allem Zeit für die Produkte nehmen. All dies sei hier im Fichtelgebirge wesentlich besser möglich als auf den großen Messen wie in Friedrichshafen. "Daher haben wir uns schon 2015 entschlossen, die Händler bei ,uns zu Hause’ zu informieren", sagt Haas.

Wichtig sei es, dass jeder Interessent die Produkte auch gleich mal ausprobieren könne. Daher starten immer wieder Gruppen zu Ausfahrten in die Region. "Wir haben 40 E-Bikes und 60 andere Räder, mit denen die Händler zusammen mit Guides Touren unternehmen." Die E-Mountainbiker fahren auf die Kösseine, kehren im Kösseinehaus ein und suchen sich anschließend einige Wurzelstrecken für den Rückweg. Auch die Rennrad-Tour ist nicht ohne. Diese führt in aller Regel über Schurbach und Neusorg auf den Steinwald-Radweg und wieder zurück. Wer die Klettertauglichkeit der Carbonrenner testen will, der darf noch den Friedenfelser Berg hochstrampeln.

Vor allem die vielen Rennrad-Fans aus Holland sind vom Fichtelgebirge und vom Steinwald begeistert. "Die wundern sich immer, dass es hier ,richtige Berge’ gibt. Ich muss dann etwas abschwächen und spreche lieber von Hügeln", sagt Haas. Vor einiger Zeit habe er in den Niederlanden bei einer Rennrad-Präsentation an einer Ausfahrt teilgenommen. "Ich wurde vorgewarnt, dass auf der Strecke zwei richtige Berge eingebaut sind. Irgendwann fragte ich den Guide, wann den nun endlich die Kletterei beginnt. Da hat er mir verdutzt geantwortet, dass wir schon längst über die Berge gefahren sind..."

Die Fahrrad-Branche gleicht mittlerweile ein wenig der der Smartphones: jedes Jahr müssen die Hersteller Neuheiten präsentieren. Für E-Bike-Fans interessant dürfte vor allem der neue Bosch-Motor sein, der wesentlich kleiner ist als der bisher übliche. "Dies ermöglicht unseren Konstrukteuren, zum Beispiel Carbon-Fullys (vollgefederte Mountainbikes) so zu konstruieren, dass sie im Gelände noch wendiger sind", sagt Haas. Den dazugehörigen Akku gibt es nun mit 625 Watt-Stunden (bisher maximal 500). Doch auch bei den Rad-Kategorien gibt es neue Trends: "Der Verkehrsinfarkt in den Innenstädten ist ein riesiges Thema. Fahrräder können für den urbanen Verkehr eine Alternative sein. Welche Modelle Cube hier entwickelt hat, ist noch bis zur Veröffentlichung des neuen Produktkataloges ein Firmengeheimnis.

Wie Haas im Gespräch mit der Frankenpost sagt, entwickelt sich Cube immer mehr zum Komplett-Anbieter. Das heißt, dass sich die Waldershofer nicht nur auf Fahrräder konzentrieren, sondern eine eigene Bekleidungs- und Zubehör-Linie auf dem Markt gebracht haben. Daher arbeiten am Fuße der Kösseine auch Schneider, die Muster anfertigen. Auch Fahrradhelme konstruiert Cube selbst. "Dafür verwenden wir unter anderem einen 3-D-Drucker", sagt Marie Korzen.

Kerngeschäft bleiben die Fahrräder. Hier ist Carbon das Maß aller Dinge. Vor einiger Zeit hat Cube einen Experten eingestellt, der sich ausschließlich um Carbon kümmert. Dabei geht es um Frage, wie die Fasern gelegt werden oder wie der Harz-Anteil minimiert werden kann. "Es ist eine Kunst, die Fasern so zu legen, dass der Rahmen einerseits leicht federt, andererseits steif genug für das sichere Fahren ist.", sagt Haas.

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