Wunsiedel Luisenburg: Musical-Stars haben Spaß an "Zucker"

Andrea Herdegen
Stehen in "Zucker" - nach 23 Jahren getrennter Karrieren - auf der Luisenburg wieder gemeinsam auf der Bühne: Frank Logemann und Sanni Luis. Foto: Andrea Herdegen

Sanni Luis und Frank Logemann sind auf Deutschlands großen Bühnen zu Hause.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wunsiedel - Eine Uraufführung steht bei den Luisenburg-Festspielen an: An diesem Freitag wird als letzte Premiere der Spielzeit das Musical "Zucker" gezeigt. Geschrieben hat das regionale Stück, das zurück ins Wunsiedel um 1808 führt, die künstlerische Leiterin Birgit Simmler. Ihr ist es auch gelungen, zwei Stars des deutschen Musicals zu engagieren: Sanni Luis und Frank Logemann.

Zur Person

Sanni Luis ist 48 Jahre alt und wurde in Nürtingen geboren. Sie besuchte die Schauspielschule "École Philippe Gaulier" in Paris. Zurück in Deutschland studierte sie Musical an der Hamburger Stage School. Noch während ihrer Ausbildung bekam sie die weibliche Hauptrolle der Miranda in "Shakespeare & Rock ’n’ Roll" in Berlin. Danach spielte sie in der deutschen Erstaufführung von "Les Misérables" in Duisburg die Rolle der Eponine und später auch die Fantine. Es folgten zahlreiche Hauptrollen wie Ellen in "Miss Saigon", Bella in "Die Schöne und das Biest" und Sofie in der Welturaufführung von "Sofies Welt". Außerdem tritt Luis mit einem eigenen Soloprogramm auf und hat internationale Konzert- und Workshop-Engagements. Sanni Luis sang zur Einweihung des Bundeskanzleramts in Berlin und zum Jubiläum des Olympiastadions Lillehammer.

Frank Logemann ist 55 Jahre alt. Er ist ein Späteinsteiger, hat zuerst Betriebswirtschaft studiert, dann als Journalist gearbeitet. Seine Schauspielkarriere begann er in seiner Geburtsstadt Köln. Erst mit dreißig Jahren hatte er ersten Kontakt zu Musicals mit dem "Kleinen Horrorladen - op Kölsch". Es folgten Hauptrollen in "Die Schöne und das Biest”. Weitere Stationen: "Les Misérables” in Duisburg, "Glöckner von Notre Dame”, "Elisabeth”, "Mamma Mia", "Schuh des Manitu”, "Cats", "Hello Dolly", "Rocky", "Das Wunder von Bern" und zuletzt "Kinky Boots" in Hamburg. Neben seiner Tätigkeit im Musical kennt man ihn aus TV-Produktionen wie "Unter Uns”, "Die Wache”, "Lindenstraße”, "Verbotene Liebe", "Soko Köln", "Soko Wismar" und "Großstadtrevier". 2019 erschien sein musikalisches Soloprojekt "Episch". Für "Tosca - Das Rock-Musical” schrieb er Buch und Musik.

Die beiden Darsteller proben seit sieben Wochen, fühlen sich auf der Luisenburg und in der Region sehr wohl. "Man spürt die große Unterstützung für die Festspiele. Wir wurden überall freundlich aufgenommen", sagt Logemann, der den Bürgermeister Dr. Georg Schmidt spielt. Luis findet besonders die Natur "wahnsinnig schön": "Dieses in die Felsen hineingebaute Theater hat eine ganz, ganz besondere Atmosphäre."

Die Stimmung im "Zucker"-Team beschreiben beide als sehr gut, als professionelles Arbeiten mit wunderbaren Kollegen. Luis und Logemann haben sich auf der Luisenburg nach langer Zeit wiedergetroffen. 1996 spielten die beiden bei der Deutschland-Premiere von "Les Misérables" in Duisburg miteinander. Seitdem hatten sie sich nicht mehr gesehen. "Jetzt sind wir schnell wieder zusammengewachsen. Das ist das Schöne an diesem Beruf: Man trifft Leute wieder, mit denen man schon einmal eine sehr intensive Zeit erlebt hat", sagt Luis, die die Rolle der Eli übernommen hat.

Wie ist es, bei einer Uraufführung mitzuspielen? Für Sanni Luis ist das immer etwas Besonderes, weil es noch nichts gibt, woran sich die Darsteller halten können: "Sein Bürgermeister ist die erste Kreation des Bürgermeisters, meine Eli ist die erste Kreation der Eli." Für Frank Logemann überwiegen die Vorteile, weil man sehr viel beeinflussen könne. Einen Nachteil sieht er darin, dass es länger dauert, weil etliche Sachen noch nicht stehen. "Wir müssen im Zusammenspiel viel ausprobieren, müssen schauen, ob das Geschriebene funktioniert." Manchmal komme es deshalb vor, dass die Schauspieler Textpassagen neu lernen müssten.

An seiner Figur findet Logemann interessant, dass sie Anleihen am realen Leben der Stadt nimmt. "Einerseits ist Dr. Schmidt eine historische Figur, andererseits ist er vom Wesen her schon ein bisschen dem aktuellen Bürgermeister angeglichen. Alles was er tut, macht er sehr intensiv und temperamentvoll."

Elisabeth "Eli" Brandenburg ist die Tante von Florentin Schmidt. Eine Geschäftsfrau aus gutem Hause. "Sie ist ein bisschen die Grande Dame, hat aber sehr viel Herz und Humor. Aber sie ist auch tough", sagt Luis über ihre Figur. Eli sei es gewesen, die ihrem Neffen Florentin das Kaufmannsgebaren beigebracht, ihn in die Rolle des Geschäftsführers hineinmanövriert hat. Der Bürgermeister ist ihr Schwager.

Die Musical-Landschaft in Deutschland hat sich verändert. Es gibt viel mehr Produktionen. Wie wirkt sich das auf die Darsteller aus? Logemann bringt es auf einen einfachen Nenner: "Die Gagen sind runtergegangen, die Ticketpreise haben sich verdoppelt", sagt er. Und Luis fügt an, dass nicht nur viel mehr Musicals gespielt würden, sondern es auch viel mehr gute Darsteller gebe. "Es kommen wahnsinnig viele nach. Mit Recht: Es ist ein toller Beruf."

Zum Thema Erfolg sagt Luis, dass sie als Künstlerin liebe, was sie tue, und diese Liebe nach außen weitergebe. "Wenn wir damit berühren können, wenn wir die Zuschauer erreichen können, dann ist das der Erfolg, den wir uns wünschen." Logemann freut sich, dass sie als Künstler die seltene Möglichkeit hätten, Begeisterung zu schaffen. "Das finde ich so einzigartig an unserem Beruf." Den Moment, in den man die Menschen erreiche, den spüre man auf der Bühne. "Für mich ist der Applaus gar nicht so wichtig. Sondern der Moment, in dem ich merke, dass da etwas passiert zwischen mir und dem Publikum."

Als Traumrollen, die sie unbedingt mal spielen wollen, nennt Sanni Luis sofort Norma Desmond in "Sunset Boulevard" und die Diana in "Next to normal". Frank Logemann: "Ja, das klingt gut. Ich würde gerne den Jeckyll in ,Jeckyll und Hyde‘ spielen. ,Next to normal‘ würde ich auch gerne spielen. Vielleicht deinen Mann?" - "Oh ja, das würde ich sehr gerne mit dir spielen." - "Es ist ein tolles Stück." - "Das steht ganz oben auf meiner Liste." - "Dann bleiben wir gleich hier", sagt sie. "Genau. Wir gehen gleich rüber zu Birgit Simmler und sagen: ,Pass mal auf, wir haben uns da etwas überlegt‘", sagt er. Beide lachen.

Bilder