Der Samstagvormittag beginne bei der Tagung stets mit einem Betroffenen-Vortrag, sagt Schmidt. In diesem Jahr erzählt Claudia Biel, wie bestimmte Gedanken den Schmerz aufwühlen und andere ihn erleichtern. 2005 verlor die Referentin ihren 47 Jahre alten Mann durch Suizid, 2009 ihren 23 Jahre alten Sohn, das einzige Kind des Paares. Biel erklärt, wie sie versucht, belastende Gedanken zu meiden und entlastende Deutungen für wahr zu halten. Ihr Satz "Was hilft, hat Recht”, zeigt ihren pragmatischen Umgang mit Trauer.
Ein Gottesdienst mit dem Sänger Jay Alexander und ein gemeinsames Essen beschließen den Samstag.
"Sind Suizidtrauernde traumatisiert?", heißt der Fachvortrag der Psychologin und Psychotherapeutin Sybille Jatzko. Sie erklärt, wie es Betroffenen nach dem Verlust geht, unterscheidet Trauer von Trauma und zeigt jeweils passende Verarbeitungs-Strategien und Therapien.
Zwei Tage laufen während der Bundestagung die beiden "Young-Survivors"-Workshops. Trauerbegleiterinnen gäben betroffenen Kindern und Jugendlichen Gelegenheit, über Bedrückendes zu sprechen, sagt der Agus-Geschäftsführer. Es könne trösten, zu sehen, dass Gleichaltrige ähnliche Verluste erlebten.
"Die Bundestagung will Betroffenen nach einem Suizid neue Impulse im Trauerprozess ermöglichen", erklärt Schmidt. Unabhängig von Alter der Angehörigen gehe es immer um die Grundfrage, wie sich ein so schwerer Schicksalsschlag in das eigene Leben integrieren lasse.
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Die Teilnahme an der Agus-Jahrestagung in Bad Alexandersbad ist kostenlos, Spenden sind willkommen. Seit 2006 gibt es eine gemeinnützige Stiftung mit dem Ziel, Trauernden nach Suizid zu helfen. Bei der Finanzierung helfen Mitgliedsbeiträge, Zuschüsse und Spenden.
Infos gibt es im Internet unter agus-selbsthilfe.de
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Anmerkung der Redaktion: Wegen der wissenschaftlich belegten Nachahmerquote nach Selbsttötungen haben wir uns entschieden, in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche zu berichten, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Dann gestalten wir die Berichterstattung bewusst zurückhaltend und verzichten, wo es möglich ist, auf Details. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge www.telefonseelsorge.de . Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.