Marktleuthen Kandidaten liefern sich Schlagabtausch

Die Bewerber um das Amt des Landrats im Kreis Wunsiedel stellen sich in Marktleuthen erstmals zusammen dem Publikum. Mehr als 300 Zuschauer wollen wissen, wer sich am besten verkauft.

 
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Marktleuthen - Diese Frage hat es in sich: Wie ernst meinen Sie es mit Ihrer Kandidatur? Moderator Christoph Beck machte es den Bewerbern um das Amt des Landrats wahrlich nicht leicht. Bei der großen Podiumsdiskussion am Sonntagabend in der Marktleuthener Stadthalle mussten Peter Berek (CSU), Holger Grießhammer (SPD), Brigitte Artmann (Grüne - sie weilt derzeit im Ausland und hat sich daher vorab per Videointerview den Fragen gestellt) und Matthias Popp (Große Landstadt Fichtelgebirge) Farbe bekennen. Die Frankenpost , die Akademie Steinwald-Fichtelgebirge, die Wirtschaftsjunioren und die AGI hatten die vier Bewerber zum Kandidaten-Check geladen und mit ihnen kamen die Interessierten in Massen. Die etwa 300 Besucher fassende Halle war zum Platzen gefüllt. Sogar draußen im Foyer lauschten vor der geöffneten Saaltür etliche Menschen den Politikern.

Damit im Nachhinein niemand sagen kann, er hätte schlechtere Bedingungen gehabt, loste Moderator Christoph Beck (er ist freiberuflicher Journalist und Autor) die Stehtische aus, von denen die Kandidaten in das Publikum blickten. Lediglich für Brigitte Artmanns Antworten mussten sich die meisten Besucher umdrehen, damit sie die Videoleinwand sehen konnten.

Doch mehr als das ausgeklügelte Diskussions-Prozedere interessierte die Zuschauer, wofür die drei Männer und die Frau eigentlich stehen und warum man ausgerechnet sie wählen soll. Brigitte Artmann beantwortete die Fragen in einem Satz: "Wer für den Klimaschutz ist, der muss mich wählen."

Schnell sind am Sonntagabend die großen Linien zwischen den Kandidaten deutlich geworden. Während Brigitte Artmann alle Bereiche in ihrem Programm auf das Thema Klimaschutz abklopft, steht bei Matthias Popp das Ziel der Gründung einer großen Landstadt an oberster Stelle. Diese müsse sich ebenso dynamisch und "wirkmächtig" entwickeln können wie die Ballungsräume. Von dieser Warte aus betrachtet er sein gesamtes Handeln, das in Form von Diskussionen mit der Bevölkerung noch konkretisiert werden soll.

Peter Berek und Holger Grießhammer sind hingegen so etwas wie die Generalisten in dem Bewerber-Quartett. Für Berek ist diese Haltung nur logisch: "Wahlprogramme müssen breit aufgestellt sein, weil es ganz viele Themen gibt, um die wir uns kümmern müssen." Daher nannte er auch gleich drei als er von Moderator Christoph Beck nach seinen zwei wichtigsten gefragt wurde. Dies sind die Nachhaltigkeit samt der Entwicklung eines Energie-Landkreises 4.0, die weitere Digitalisierung und der ÖPNV. An die Neugestaltung des öffentlichen Nahverkehrs will Berek "grundsätzlich rangehen", um endlich eine gute Lösung zu finden.

Für Holger Grießhammer ist es wichtig, dass der Landkreis zu dem wird, was er ist: der Marke Fichtelgebirge. Dies sei für den Tourismus ebenso von Vorteil wie für die Wirtschaft - "Stichwort ,made im Fichtelgebirge’". Vor allem am Herzen liegt ihm die Gesundheitsversorgung mit dem Erhalt der beiden Kliniken in Marktredwitz und Selb.

Alle vier Bewerber warben um die Gunst der Wähler mit ihren Kompetenzen - wenn auch in unterschiedlichen Nuancen. Brigitte Artmann reichte es aus, zu erwähnen, dass sie bei den Grünen sei und ein 49-seitiges Konzept vorlegen könne. Darin steht unter anderem das Ziel einer ökologisch umgebauten Wirtschaft im Landkreis Wunsiedel.

Gießhammer lässt hingegen Zahlen sprechen. So sei er als erst knapp 38-jähriger Kandidat schon seit 18 Jahren in der Kommunalpolitik tätig, davon zwölf Jahre als zweiter Bürgermeister und zehn Jahre als Kreisrat. Auch könne er die Erfolge in seiner Heimatstadt Weißenstadt vorweisen.

Matthias Popp erwähnte ebenfalls seine kommunalpolitische Erfahrung, zu der unter anderem die sechs Jahre als zweiter Bürgermeister in Wunsiedel zählen, wovon er ein Jahr den ersten Bürgermeister vertreten musste. Auch die Wissenschafts-Karte zog er, indem er betonte, dass er seit 2013 Professor an der Technischen Hochschule Nürnberg sei und viele Kontakte in der Wissenschafts-Szene in der Halbmillionen-Metropole geknüpft habe.

Auf Zahlen aus seiner Vita verzichtete Berek. Er verwies auf "unsere" Erfolge in Bad Alexandersbad (hier ist er seit zwölf Jahren Bürgermeister). Außer seinen beruflichen und politischen Fähigkeiten spreche für ihn, dass er Menschen gewinnen könne, nah an den Bürgern dran sei und vor allem dafür stehe, Lösungen zu finden, statt Probleme zu formulieren.

Bleibt die Frage von Christoph Beck an Matthias Popp, ob es ihm ernst ist mit der Landrats-Kandidatur oder ob es sich nur um eine PR-Aktion für die von ihm gegründete Gruppierung handelt. Popp beantwortete sie in einem feierlichen, fast an eine Trauungs-Zeremonie erinnernden Tonfall: "Meine Kandidatur nehme ich ernst."

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Eine ausführliche Berichterstattung über die Diskussion der vier Landrats-Kandidaten folgt.

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