Wunsiedel 1500 Tschechen pendeln

Die Grenze von und nach Tschechien ist ab Donnerstag für die Pendler gesperrt. Foto: Florian Miedl

Der Landkreis Wunsiedel ist massiv auf die Fachkräfte aus dem Nachbarland angewiesen. Kaum einer kann im Homeoffice arbeiten.

 
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Wunsiedel - Ohne tschechische Mitarbeiter geht in manchen Branchen in der Region nichts mehr. Nicht nur die Gastronomie, sondern auch viele Handwerks-Betriebe sind auf die Fachkräfte aus dem Nachbarland angewiesen. Ab diesem Donnerstag müssen sich die tschechischen Mitarbeiter entscheiden: Entweder sie bleiben zu Hause oder sie müssen sich im Fichtelgebirge vorübergehend eine Herberge suchen und dann drei Wochen in Marktredwitz, Selb oder Wunsiedel bleiben. Und wenn sie dann nach dieser Zeit ihre Lieben im Heimatort wieder sehen heißt es für sie, zwei Wochen in Quarantäne zu gehen.

Während die Gastronomie im Zuge der Ausgangsbeschränkung derzeit ruht, laufen andere Branchen weiter. Vor allem auf dem Bau und im Handwerk sind Mitarbeiter aus Tschechien gang und gäbe.

Wie die Teamleiterin für den Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit im Landkreis, Andrea Bachmann-Jung, im Gespräch mit der Frankenpost sagt, pendeln rund 1500 Tschechen in den Landkreis Wunsiedel ein. "Der größte Teil der Beschäftigten ist sicher im Verarbeitenden Gewerbe, im Bereich Handel/Instandhaltung, Reparatur von Kfz und dem Gastgewerbe tätig - also alles keine Bereiche, in denen Homeoffice eine alternative Möglichkeit böte..." Die Beschränkungen seien eine riesige Herausforderung für die regionale Wirtschaft. "Natürlich gibt es auch für tschechische Mitarbeiter Kurzarbeitergeld. Aber die Betriebe haben nunmal das Problem, die Fachkräfte für die Zeit des Ausfalls ersetzen zu müssen. Und das ist praktisch fast unmöglich. Denn die Unternehmen haben ja bisher schon keine Maurer, Zimmerer oder andere Facharbeiter auf dem heimischen Arbeitsmarkt gefunden."

Bernard Bauer von der Deutsch-Tschechischen Handelskammer in Prag sagte, dass er innerhalb von wenigen Stunden Hunderte Anrufe und Anfragen bekommen habe - auch aus dem Fichtelgebirge. "Auch Ärzte und Pfleger fallen unter die Pendlerbestimmungen", sagte er der Frankenpost . Lediglich wenn es sich um Blut- oder Organ-Transporte handle oder zur Hilfeleistung bei einem Unfall im grenznahen Raum dürfte das Personal die Grenzen passieren.

Auch der Waldershofer Fahrradhersteller Cube im Landkreis Tirschenreuth beschäftigt tschechische Mitarbeiter. Wie Marketing-Sprecherin Marie Korzen sagte, hat Cube die Montage eingestellt und die übrigen Betriebsabläufe minimiert. "Daher haben wir derzeit keinen Personalengpass. Doch sollte sich die Sperre länger hinziehen, müssen wir sehen, wie sich die Situation lösen lässt." Matthias Bäumler

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Die Agentur für Arbeit hat derzeit ihre Geschäftsstellen für den Besucherverkehr geschlossen. Anstelle des persönlichen Zugangs von 8 bis 18 Uhr gibt es die lokale Rufnummer: 0921/887100. Auch die Service-Telefonnummer 0800/ 4555500 für Arbeitnehmer und 0800/4555520 für Arbeitgeber stehen zur Verfügung.

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