Wunsiedel/Hof Gesucht: die Marke Kornberg

Wolfgang Neidhardt
Hier sollen sich in einem Jahr nicht nur Mountainbiker treffen: Für das zukünftige Kornberghaus ist die Bodenplatte bereits gelegt. In wenigen Wochen soll der Dachstuhl stehen. Foto: Florian Miedl

Selber Design-Studenten haben zahlreiche Vorschläge für die Präsentation des künftigen Natur- und Sportzentrums entwickelt. Der Zweckverband will dazu auch die Meinung der Bürger hören.

 
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Wunsiedel/Hof - Der Begriff "Marke" steht für etwas Typisches, Besonderes oder gar Einzigartiges - und dafür, dass sie nach gezielter Werbung nicht mehr aus dem Gedächtnis verschwindet. In den kommenden Monaten soll der Große Kornberg im Fichtelgebirge auch zu einer Marke werden. Dort entsteht bekanntlich ein Bike-Park und rundherum eine Art Natur- und Sportzentrum. Nun braucht das Kind einen Namen. Dabei helfen Design-Fachschüler aus Selb. Sechs Entwürfe gelangten in die Endauswahl. Der Zweckverband Kornberg fasste in seiner jüngsten Sitzung folgenden Beschluss: Die Bürger sollen ihre Meinung äußern, dann werde man Anfang September entscheiden.

Bauarbeiten liegen im Zeitplan

Die Arbeiten rund um den Bike-Park auf dem Kornberg liegen im Zeitplan. Das berichtete Stefan Krippendorf bei der Sitzung des Zweckverbandes. Bei dem Mitarbeiter des Landratsamtes Hof laufen die Fäden für das Projekt zusammen. Er geht davon aus, dass die Anlage wie geplant im Frühjahr 2021 eröffnet werden kann.

Eine unangenehme Überraschung hatte die Natur aber schon parat. Bei den Grabungen für Wasser- und Abwasserkanal sowie Breitbandkabel stießen die Mitarbeiter der Baufirma auf eine Granitader. "Mit schwerem Gerät und einer Steinfräse" hätten sie das Hindernis zu beseitigen versucht. "Doch da sind wir nicht weitergekommen." So konnten die stählernen Sickerkammern, in denen die Leitungen verlaufen, statt den üblichen fünf Metern nur in drei Metern Tiefe verlegt werden. Wesentlich verzögert worden seien die vor etwa drei Monaten in der Nähe von Spielberg gestarteten Arbeiten allerdings nicht. "Ein Drittel der Strecke ist geschafft", sagte Krippendorf. Zwischen Ende August und Mitte September sollte das obere Ende des Kanals erreicht sein. Komplettiert wird die Kanalanlage durch ein Pumpwerk und den Weg dorthin - in der Nähe der Gaststätte "Kornbergwirt" am Ortsausgang von Spielberg. Das Kornberghaus am Fuße der Skipiste, das künftig mit Gastronomie und Bike-Verleih die Basis des Parks darstellen soll, wird in den kommenden Wochen Gestalt annehmen. "Die Bodenplatte ist gelegt, die Grube geschlossen", teilte Stefan Krippendorf mit. In dieser Woche sollen die Zimmerer anrücken. "In eineinhalb Wochen steht das Haus." Bis Ende August dürfte es dann dicht sein. Für die Innenarbeiten gibt der Planer den Handwerkern Zeit bis etwa Mitte November. Im Gange sind auch die Arbeiten am neuen Unterstellgebäude gegenüber dem Kornberghaus. Das alte Gebäude sei "ausgemistet" und für den Abriss bereit. Am Fundament des Nachfolgebaues werde derzeit gearbeitet. Verzögert hätten sich aus Pandemie- Gründen in den vergangenen Monaten die Arbeiten am Förderantrag für den eigentlichen Bike-Park. "Jetzt wird aber daran wieder gearbeitet." Die Ausschreibung dürfe in einigen Wochen folgen. Stefan Krippendorf erwartet in dieser Woche die überarbeitete Umweltverträglichkeitsprüfung. Die sei dann ergänzt um eine artenschutzrechtliche Prüfung. "Sofern wir vorzeitige Maßnahmen genehmigt bekommen, könnten wir vor den Sommerferien beim eigentlichen Bike-Park loslegen."

Dabei gleicht die Suche nach einer Dachmarke einem Spagat: Niemand will den Kornberg umbenennen. Gleichwohl soll es für ihn einen Begriff geben, der vor allem junge Besucher anzieht. Und die sprechen inzwischen bekanntlich eine ganz andere Sprache. Drei Markenbegiffe gelangten in die Endauswahl: "Kornberg", "Korner" oder "12 Grad Ost". Letzterer scheint nach kurzer Diskussion im Zweckverband geringere Chancen zu haben. Die Verfremdung "Korner" will dem Jugend-Jargon folgen bis hin zum Kunstverb "kornern".

Bernd Rössler von der Fachschule für Produktdesign präsentierte insgesamt sechs Vorschläge für das Identitäts- und Gestaltungskonzept. Sie waren von ursprünglich 28 in die engere Auswahl gekommen. Gar 94 verschiedene Namen hätten sich die Schüler einfallen lassen. Rössler stellte klar: "Es geht nicht nur um Mountainbiken. Der Kornberg ist unser aller Hausberg. Wir wollen ihn nicht umbenennen." Allerdings müssten potenzielle Besucher mit einer möglichst einprägsamen und charakteristischen Marke angelockt werden. Der Fachlehrer betonte: "Es geht um die eigene Identität, die Unterscheidungskraft" - im Vergleich mit ähnlichen Einrichtungen in der näheren und weiteren Umgebung.

Zu den drei Namensvorschlägen erklärte er: "Kornberg: Hier ist der Name die Marke." Diese sei allerdings an eine Privatperson vergeben und müsse deshalb verhandelt werden. Die Verfremdung "Korner" solle Kumpelhaftes andeuten: "Sie macht den Berg zu deinem Freund." Die Bezeichnung "12 Grad Ost" lehnt sich daran an, dass über den Berg eben der zwölfte Längengrad verläuft.

Zu jedem der drei Begriffe präsentierten die Design-Schüler zwei Entwürfe. Das Schlagwort "Kornberg" steht in einem davon für "entdecken, staunen, schaffen, Ruhe finden, idyllische Natur und Sportmöglichkeiten." Die zweite Idee konzentriert sich in dem Satz "Es liegt in deiner Natur, draußen zu sein." Für 12 Grad Ost lauten die Schlagworte "Dein Berg - Dein Sport" und "Wo ist man am besten aufgehoben?"

"Korner" könne auch als neuer Geheimtipp gelten: "Kennst du schon…?" Das Schlagwort solle alle Menschen mitnehmen, die den Berg nutzen, und versöhnen. Es stehe für befreiend, natürlich, idyllisch, wild und aktiv zugleich.

"Wir sollten heute noch nicht entscheiden", eröffnete der Wunsiedler Landrat Peter Berek als Gastgeber die Diskussion über den richtigen Weg von Verkauf, Vermarktung und Werbung: "Ich halte es für klug, die Öffentlichkeit zu fragen." Der Hofer Landrat Oliver Bär, dem auch "12 Grad Ost" gefällt, schloss sich dem an: "Wir sollten via Internet ein Stimmungsbild ermitteln." Eine Präsentation für den Kornberg müsse ohnehin aufgebaut werden. "Neben einem Meinungsbild schaffen wir damit gleich breite Öffentlichkeit", ergänzte Peter Berek.

Einige Zweckverbandsmitglieder benannten bereits ihren Favoriten: Der Selber Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch favorisiert das Festhalten am Wort Kornberg und gibt zu bedenken: "Je mehr man fragt, umso mehr Meinungen erhält man. Die Entscheidung wird dann schwierig." Ihm stimmt Florian Leupold (SPD) aus Marktleuthen zu: "Ein neuer Name wäre unglücklich. Die Dachmarke Kornberg ist ein Begriff." Die öffentliche Diskussion könne dabei helfen, eine gute Kombination zu finden. Willy Neupert (CSU) aus Selb gefällt für den Kornberg der Satz: "Es liegt in Deiner Natur".

Sympathien für "Korner" zeigte Ulrich Scharfenberg (SPD) aus Rehau. "Kids sind sicher begeistert von einem Begriff wie ,kornern‘ ", meinte der Schwarzenbacher Bürgermeister Hans-Peter Baumann. Die Abwägung fasste der Rehauer Bürgermeister Michael Abraham zusammen: "Es geht um Beständiges, Auffindbares. Doch wir müssen auch die Zielgruppen ansprechen." Und vielleicht, so Pötzsch, gelinge doch ein Spagat: "Kornern am Kornberg" könne eine originellen Kombination sein.

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