Wunsiedel Betrug erschüttert Stadt Wunsiedel

Brigitte Gschwendter
Zahlreiche Banknoten zu 10, 20 und 50 Euro liegen auf einem Tisch. Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa/Illustration

Rund 80.000 Euro fehlen laut Bürgermeister Nicolas Lahovnik bei einer Stiftung und einem Kommunalunternehmen. Ein Mitarbeiter soll jahrelang Geld unterschlagen haben. Am Montag gab es Durchsuchungen.

 
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Wunsiedel – Ausgerechnet in Wunsiedel, wo in der Stadtkasse ohnehin die größten Löcher weit und breit klaffen, hat ein Verwaltungsmitarbeiter diese Löcher systematisch vergrößert. Es besteht der Verdacht, dass der Bedienstete jahrelang öffentliche Gelder in die eigene Kasse transferierte. Jetzt läuft gegen den Mann ein Verfahren wegen Betrugs. Betroffen sei in größerem Stil die Heinrich-Benno-Schäffler-Stiftung, aber auch beim WUN Immobilien Kommunalunternehmen (KU) habe man Unregelmäßigkeiten festgestellt, erklärt Bürgermeister Nicolas Lahovnik, Vorsitzender der Stiftung sowie des KU-Verwaltungsrats.
Die Heinrich-Benno-Schäffler-Stiftung verwaltet das Immobilienvermögen des gleichnamigen Ehrenbürgers der Stadt, Monsignore Schäffler, und unterstützt gemeinnützige Zwecke wie die Sanierung der Orgel in Sankt Veit mit mehreren Tausend Euro pro Jahr.

Am Montag beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft Akten der Stiftung und des KU, aber auch die Wohnung des Beschuldigten wurde durchsucht. Bemerkenswert ist: Genau der KU-Mitarbeiter, der das Stiftungsvermögen für die Allgemeinheit verwalten sollte, hat es beiseitegeschafft, um sich selbst zu bereichern.

Lahovnik schätzt den Schaden auf rund 80 000 Euro – „ein nicht unerheblicher fünfstelligen Betrag“. Zum großen Teil sei die Stiftung betroffen, kleinere Summen fehlten aber auch beim KU. Hier wie dort habe sich der Beschuldigte „mehrfach über Jahre bedient“, erklärt der Bürgermeister: „Ich bin erschüttert.“ Derartige Vorfälle seien ihm zwar aus anderen Orten bekannt, aber „nicht bei uns“, sagt Lahovnik. Zumal in der Wunsiedler Verwaltung bei finanziellen Dingen immer das Vier-Augen-Prinzip gelte. „Es deutet einiges darauf hin, dass der beschuldigte Mitarbeiter das System mit großer Akribie über Jahre ausgehebelt haben muss.“

Festgestellt worden sei der Schaden in der vergangenen Woche, erklärt der Vorstand des WUN Immobilien KU, Uwe Heidel. Einer seiner Mitarbeiter habe den Betrug aufgedeckt und ihn sofort informiert. Nun würden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Vorfall lückenlos aufzuklären. „Wir stehen als treuhänderischer Verwalter der Stiftungsgelder in besonderer Verantwortung. Unsere Prozesse entsprechen den gängigen Standards, umso erschütternder ist der Vorfall“, sagt KU-Vorstand Uwe Heidel.


Nachdem erste Verdachtsmomente bekannt geworden seien, informierte er den Bürgermeister umgehend, gemeinsam zeigte man den Fall an. Jetzt ermittele die Staatsanwaltschaft. Außerdem seien arbeitsrechtliche Maßnahmen eingeleitet und der Mitarbeiter sei freigestellt. Weitere Auskünfte will Heidel aus Rücksicht auf die laufenden strafrechtlichen Ermittlungen nicht geben. Nachdem bei einer Buchführungs-Kontrolle herausgekommen sei, dass Gelder fehlten, begannen die Nachforschungen. „Wir haben in den vergangenen Tagen sehr hart gearbeitet, um möglichst viel Sicherheit zu bekommen“, sagt Nicolas Lahovnik. Er schätzt, dass sowohl bei der Stiftung als auch beim WUN Immobilien KU „ein paar Tausend Vorgänge“ überprüft werden müssten. Da komme noch sehr viel Arbeit auf die Wunsiedler Verwaltung zu.


Der Bürgermeister macht klar, dass er äußerst offensiv mit diesem Thema umgehen wolle und versprach größtmögliche Transparenz. „Sobald wir neue belastbare Fakten haben, veröffentlichen wir sie auch.“ Nun gelte es abzuwarten, was bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft herauskomme und ob sich der Verdacht tatsächlich erhärte. Die Durchsuchungen am Montag seien mit Heidel und ihm abgestimmt gewesen – mit dem Beschuldigten seines Wissens nicht, sagt der Bürgermeister.
„Wir werden den Vorfall detailliert aufklären und jedwede Maßnahmen ergreifen, die nötig sind, um Schaden von der Stiftung, dem KU und der Stadt fernzuhalten“, verspricht Nicolas Lahovnik. Ihm sei sehr an Transparenz und klarer Aufklärung gelegen.

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