Fichtelgebirge Der Garten als wahres Paradies

David Trott

Thomas Riedl und Sabine Hirschmann in Selb-Plößberg und Familie Plaß aus Schirnding haben ein Händchen für Pflanzen. Sie schufen in Jahrzehnten etwas andere grüne Oasen.

 
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Selb/Schirnding - Wer Thomas Riedls kleine Oase in Selb-Plößberg betritt, versteht schnell, warum er keinen Urlaub im Ausland braucht: Sein Garten vereint Einflüsse aus unterschiedlichen Ländern und Regionen. Die Steinformationen und steinernen Figuren erinnern an einen japanischen Zen-Garten. Die riesigen Holzschnitzereien und in Szene gesetzten Wurzeln sind typisch für das Erzgebirge. Das Garten-Gesamtkunstwerk kann man am ehesten mit den tropischen Grünanlagen der Adelsfamilien in der ehemaligen britischen Kolonie Sri Lanka vergleichen.

Der Garten ist für den Steinmetz Thomas Riedl mehr als ein Ort zum Entspannen. Er ist eine Lebenseinstellung. Auch auf kleinem Raum ist Vielfalt möglich. Wer genauer hinsieht, dem fällt auf, dass in Riedls grüner Oase hauptsächlich einheimische Laub- und Nadelbäume und Farne zum Einsatz kommen. Hier versprühen selbst Linden, Kiefern oder auch ein Apfelbaum fernöstliches Flair. So schaut in Selb-Plößberg der betende Mönch nicht auf wellenförmige Kies-, Stein- und Sandwüsten. Buddha wacht hier über einen Seerosenteich, in dem sich ein steinerner Kranich vergnügt. Weil aus Naturstein geformte Rundbögen oder von Efeu bewachsene Baumstämme viele Räume auf dem gut 1000 Quadratmeter großen Areal entstehen lassen, wirkt der Garten viel größer, als er eigentlich ist. Und auch bei der zweiten und dritten Erkundungstour fallen dem Besucher immer wieder neue Details auf. "Fast jedes Mal, wenn ich meine obligatorische Feierabend-Runde durch den Garten mache, fällt mir wieder etwas Neues ein", sagt Riedl. Arbeit gebe es immer. "Man darf es nur nicht übertreiben, gleich am Anfang zu viele Pflanzen setzen, um so schnell wie möglich ein schönes Ergebnis zu haben. Ein Garten braucht Zeit und bildet sein perfektes Erscheinungsbild manchmal erst nach vielen Jahren." Einige der Pflanzen züchtete er in liebevoller Feinarbeit zum Bonsai. Bei größeren und älteren Bäumen erreicht Riedl die gewünschten Formen mit Steingewichten oder gar mit verschraubten Holzleisten. So wird nach und nach die Wuchsform optimiert, um außergewöhnliche Formen zu erreichen. Thomas Riedl arbeitet schon seit 40 Jahren an seinem Garten-Lebenswerk. "Als ich den Schrebergarten mit 15 Jahren übernommen habe, gab es hier nur ein paar Beete und reichlich Wildwuchs. Auf dem kompletten Grundstück war wegen der Hanglage kaum eine ebene Fläche." Zu Beginn habe er einige Tiere hier gezüchtet und auch viele Partys gefeiert. Doch bald schon entwickelte sich die Lust nach mehr, sagt Riedl. So wurden erst jede Menge Unkraut entfernt und ein Teich angelegt. Unzählige Tonnen an Feldsteinen formten die Terrassen, Tore und Mauern. "Man muss dranbleiben, den Wildwuchs und das Unkraut in Schach halten. Ohne meine Lebensgefährtin Sabine Hirschmann wäre die Arbeit nicht zu schaffen", sagt Riedl.

Urlaub daheim

Mittwoch, 5. August: Wer im Landkreis Wunsiedel Waldbaden gehen will, muss keine Wasserratte sein.

Donnerstag, 6. August: Was gefällt Dauercampern am Feisnitz-Stausee?

Freitag, 7. August: Wie ein Ehepaar aus Schönwald seinen Garten auf Vordermann bringt.

Samstag, 8. August: Warum sitzt das Rentnerpaar Dörfler permanent auf dem Pedelec?

An diesem Montag: Was zaubert Thomas Riedls grüner Daumen in Selb-Plößberg?

Mittwoch, 12. August: Tipps, Tipps, Tipps: Wie sich junge Familien im Fichtelgebirge vergnügen.

Nach zwei Jahren ohne Zuschnitt und Unkrautzupfen würde man den Garten nicht mehr wiedererkennen. Einen Rückschlag erlebte der Garten-Perfektionist im August 2019. Hier wurde sein Idyll während eines Platzregens überflutet und unter einer 20 Zentimeter hohen Schlammdecke begraben. Viele Freunde und Bekannte halfen ihm damals, den lehmigen Mutterboden mit unzähligen Rapskeimlingen vom Nachbarfeld aus der Anlage zu schaufeln. Mit viel Liebe und Zeitaufwand hat er die Anlage wieder hergerichtet. Um die Pflanzen in dieser Vollkommenheit zu erhalten, muss jeden Tag gegossen werde. Gerade die Bonsai-Bäume seien problematisch. Diese hätten sehr kleine Wurzeln. "Man darf die Arbeit nicht sehen. Mein Garten bietet mir so viel Ruhe und Ausgleich, dass ich keinen Urlaub brauche." Er nutze seine Oase als Ort, um dem Alltagsstress zu entfliehen.

Einige Kilometer weiter zu einem weiteren besonderen Garten nach Schirnding: Zwar bietet der Garten von Elke und Peter Plaß genug schattige Räume zum Entspannen. Der eigentliche Grundgedanke ist jedoch ein anderer: Das Ehepaar pflegt einen Bauerngarten in Perfektion. Seit gut 30 Jahren leben die beiden ihre Liebe zum Gemüse aus. Mittlerweile bauen sie 120 Sorten an Gemüse an. "Eigentlich ist alles, was bei uns wächst, essbar oder zumindest sinnvoll nutzbar", erklärt Peter Plaß. Viele Pflanzen könne man auch als biologische Schädlingsbekämpfung oder als Biodünger verwenden. So sammeln sie jetzt schon Ackerschachtelhalme, um in der kommenden Saison gegen den Mehltau gewappnet zu sein. Auch das Wundermittel "Brennesseljauche" steht in ausreichender Menge als chemiefreies und umweltfreundliches Schädlingsbekämpfungsmittel und natürlicher Dünger parat. "Es verlässt kein Blatt das Grundstück. Das ist das Gold des Gartens. Alles wird verwertet." So manches Unkraut ist eine Leibspeise für die 14 Hühner und den Hahn Salvator. Das fleißige Federvieh liefert übrigens sechs bis neun Eier am Tag. Zusätzlich kümmern sich die Tiere zusammen mit den Laufenten um die lästigen Schnecken. "Die Enten riegeln den Garten von unten und die Hühner von oben ab", erklärt Plaß. Daher sei seit Jahren kein Salatblatt den Schnecken zum Opfer gefallen. Ein Highlight ist das Tomatenhaus. Hier experimentiert der Hobby-Gärtner mit seltenen und alten Sorten. An Stricken wachsen die Pflanzen gut drei Meter nach oben. "Zum Gießen habe ich übrigens eine 17 000 Liter Regenwasser-Reserve", sagt Plaß.

Die Erträge des Gartens versorgen das Ehepaar fast das ganze Jahr. So wird getrocknet, gelagert, eingekocht und eingefroren. Allein 140 Gläser Tomaten haben die Selbstversorger im vergangenen Jahr produziert. Natürlich sei alles mit Arbeit verbunden, aber diese sei der optimale Ausgleich nach einem harten Tag im Büro.

Tipps und Tricks der Profis

  • Gießen sollte man am Morgen. In der Nacht nehmen die Pflanzen weniger Wasser auf und die Wurzeln können faulen.
  • Neben der Pflanze eingegrabene Tontöpfe liefern das Wasser direkt an die Wurzeln.
  • Totholzhaufen, Steine und Sand sind Lebensräume für Igel und Insekten.
  • Ein guter Kompost und Brennesseljauche in Verbindung mit Hornspäne ersparen teuren Dünger.
  • Viele Pflanzen sind essbar oder eignen sich wie der Ackerschachtelhalm als Mittel gegen Pflanzen-Krankheiten wie den Mehltau.
  • Gehäckseltes Schnittgut eignet sich super als Mulch.
  • Um in der kühlen Jahreszeit etwas von der Ernte zu haben, sollte man überschüssigen Ertrag trocknen, einfrieren, einkochen oder einlegen.
  • Erdbeeren, Himbeeren oder Brombeeren ergeben mit Kandiszucker und Vodka einen leckeren Likör.

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