Dem Landratsamt Wunsiedel stehen alleine 270 000 Euro zur Verfügung, die es als Anreiz und Förderung an die Bauern weitergibt. Nicht nur Wiesen und Felder, sondern auch Flüsse und Bäche stehen im Fokus. "Wir müssen diese anreichern mit Holz und Laub, Nährstoffen für Tiere. Die Sandbänke, die wir derzeit noch häufig sehen, sind für die Tiere wie eine Wüste."
Die Bedeutung der Insekten für eine intakte Natur verdeutlicht Dr. Oliver Kress, der eigens für dieses Projekt beim Landratsamt eingestellt wurde: "Insekten haben viele Aufgaben: Sie sind Nahrungsquelle für viele Tiere und gleichzeitig auch Bestäuber von Pflanzen." So lästig auch Wespen oder Stechmücken sein mögen - sie leisteten wertvolle Beiträge für die Erhaltung der Natur. Kress ordnet die Leistung der Bauern in größere historische Zusammenhänge ein: Ehe sie das Land in vergangenen Jahrhunderten hier urbar machten, waren große Teile dicht bewaldet. "Es gilt jetzt, die Natur zu erhalten, die wir Menschen selbst geschaffen haben."
Zu den Partnern des Projektes zählen die Universitäten in Bayreuth und Magdeburg - von letzterer kommt mit Dr. Michael Seidel ein weiterer eigens angestellter Mitarbeiter. Zu dem Forschungsteam, das Stefan Schürmann aufgebaut hat, zählen auch die Ökologischen Bildungsstätten in Hohenberg und Wunsiedel, Naturschutzverbände, Behörden und Kommunen. "Gerade von der interdisziplinären Arbeit erwarten wir uns wertvolle Erkenntnisse. Hier kann der eine vom anderen lernen. Auch von der Einbeziehung der Bürger versprechen wir uns viel. Denn nur, wenn unser Tun in der Bevölkerung akzeptiert wird, können die Forschungsergebnisse nachhaltig in die Praxis umgesetzt werden."
Zum Dialog mit den Bürgern gehört auch gute Information. Die Arbeit für die Insekten im Landkreis soll in einem "multimedialen Internet-Auftritt" gezeigt werden. "Man kann da in 3D-Modellen spazieren gehen. Und jede Insektenart, die hier einen Lebensraum hat, springt dem Betrachter regelrecht entgegen."
Vom Engagement und der Begeisterung seines Mitarbeiters lässt sich auch Landrat Peter Berek anstecken: "Das Fichtelgebirge und unser Landkreis, der sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat, sind der perfekte Ort für solche Forschungen. Ich bin mir sicher, dass wir hier große öffentliche Unterstützung erfahren werden." Und wenn die Menschen dann noch bereit wären, deutlich mehr für gutes Fleisch zu zahlen und den Landwirten auf ihre Weise den richtigen Weg weisen, besetzte der Landkreis eine weitere Vorreiterrolle.