Hof 48 neue Stellplätze für Fahrräder

Werner Rost

Am Hauptbahnhof haben die Stadt Hof und die Bahn eine zweistöckige Abstellanlage eröffnet. Der ADFC Hof begrüßt die Verbesserung, übt aber auch Kritik.

 
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Hof - Vertreter der Stadt Hof und der Bahn haben am Freitag am Hofer Hauptbahnhof eine Deutschlandpremiere gefeiert: Hof ist die erste von mehr als 300 Kommunen, die von der bundesweiten "Bike&Ride-Offensive" profitiert. Ab sofort stehen 48 kostenlose Fahrradstellplätze zur Verfügung. Damit hat die qualvolle Enge für Drahtesel auf der bisherigen Fläche an der ehemaligen Postfiliale ein Ende. Die neue Abstellanlage befindet sich am Weg zum Luftsteg, im Gebäudewinkel zwischen der ehemaligen Post und dem Gewerkschaftshaus.

Die Stahlkonstruktion auf zwei Etagen wirkt auf den ersten Blick etwas zu filigran und ungeschützt. Doch die Stahlelemente sind sehr massiv und bieten einen optimalen Halt für Fahrräder aller Art. Sie sollen im kommenden Jahr überdacht werden, sodass die Bikes dann vor Regen und Schnee geschützt sind.

Rund 60.000 Euro kostet die Anlage samt Überdachung, wobei die Stadt Hof dank des Förderprogramms nur einen sehr kleinen Anteil übernehmen muss. Den Hauptanteil von 55 Prozent der förderfähigen Kosten trägt das Bundesumweltministerium. Dazu kommen weitere 35 Prozent aus der ÖPNV-Förderung der Bundesländer. Somit bleiben für die Kommunen Eigenanteile von etwa einem Zehntel der Kosten. Rund 300 Projekte sind angemeldet worden. Mit der Eröffnungspremiere kommt Hof zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres bundesweit in Sachen Fahrradverkehr in die Schlagzeilen, diesmal im positiven Sinne. Wie berichtet, hatte die Stadt beim bundesweiten Fahrrad-Klimatest des ADFC denkbar schlecht abgeschnitten. Hof belegte in seiner Gruppe den letzten Platz. Eines der Bewertungskriterien waren die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder an den Bahnhöfen. Zumindest in diesem Punkt dürfte Hof künftig erheblich besser abschneiden.

Eine riesige grüne Schleife hing zur Einweihung an der Anlage. Für Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner war es auf den ersten Blick etwas unklar, wie man ein Fahrrad in den ersten Stock der Stahlkonstruktion bekommen soll. Andreas Rudolf, Leiter des Regionalbereichs Süd der Bahntochter Station & Service, demonstrierte es. Mit einem Handgriff schiebt man die Schiene aus der oberen Ebene heraus, die sich automatisch nach unten neigt. Das Fahrrad bugsiert man dann schräg in die Stahlleiste, um diese dann wieder nach oben zu schwenken.

"Es passiert uns bei der Bahn nicht oft, dass wir neun Monate nach dem Start eines Projekts bereits die Einweihung feiern", sagte der bayerische Bahnhofs-Chef Andreas Rudolf, der sich stolz als Gastgeber von täglich dreieinhalb Millionen Reisenden im Freistaat vorstellte. "Derartige Abstellanlagen verknüpfen die beiden ökologischsten Verkehrsträger Fahrrad und Bahn auf ideale Weise", betonte Rudolf. Der in Hof installierte Typ sei vom ADFC zertifiziert worden. Rudolf hofft, dass die Anlage Anreiz für möglichst viele Menschen sein wird, um vom motorisierten Individualverkehr auf die Bahn umzusteigen.

"Es freut mich, dass wir beim Thema Fahrrad diesmal Vorreiter sind", sagte Fichtner. Der OB dankte der Bahn sowie Jürgen Stader von der Stadtverwaltung und Jürgen Baumann vom Bauamt für die gute Zusammenarbeit und schnelle Realisierung innerhalb von neun Monaten. Im Gespräch mit der Frankenpost kündigte Fichtner weitere Verbesserungen im Bereich des Hauptbahnhofs an. So werde 2020 ein Sanitärcontainer mit Toiletten neben dem Empfangsgebäude aufgestellt. Fichtner hofft, dass dann das Geruchsproblem im Durchgangsbereich des Bahnhofs der Vergangenheit angehören wird.

Erfreut, aber auch kritisch verfolgte Jörg Ogrowsky vom ADFC Hof die Einweihung der neuen Anlage. "Das ist ein Erfolg nach zehn Jahren Auseinandersetzung", sagte er. Aber: "Ich halte den Standort für schlecht gewählt." Ogrowsky verwies auf frühere Überlegungen, Abstellmöglichkeiten zu schaffen, die leichter einsehbar gewesen wären. Der nun gewählte Standort sei etwas versteckt und nicht so sicher gegen Diebstähle. Der Hofer Grünen-Stadtrat Dr. Klaus Schrader testete die Anlage mit seinem E-Bike und stellte fest, dass die schwereren Räder nicht einfach in die obere Etage gebracht werden können. Zumindest für E-Bikes empfehle sich das Abstellen auf der unteren Ebene. Wie Andreas Rudolf erläuterte, ist die zweistöckige Variante aus Platzgründen gewählt worden. Die Anlage könne bei Bedarf mit Modulen für je zwölf Rädern vergrößert werden, sofern die Durchfahrt zum Luftsteg dadurch nicht zu sehr beengt werde.

Schrader sieht für den umweltfreundlichen Fahrradverkehr noch großen Nachholbedarf in Hof. Zu den wichtigsten Aufgaben zählt er: die Verbesserung der Sicherheit für Radfahrer durch separate Fahrstreifen; eine Fahrrad-Route, auf der man von der Kulmbacher Straße sicher zum Eisteich gelangt; sowie die Verlängerung von der Hans-Böckler-Straße zum Kuhbogen. "Radwege müssen nicht nur angelegt, sondern auch gepflegt werden."

Dass Radweg-Projekte lange dauern, weiß Doris Feustel aus Jägersruh, die am Hauptbahnhof dabei war. "30 Jahre hat es gedauert, bis wir endlich einen Fahrradweg entlang der Staatsstraße 2192 bekommen haben."

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