Naila Achtung Reh!

Sandra Hüttner
In der Zeit der Brunft ist damit zu rechnen, dass Rehe über die Straße rennen. Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa Quelle: Unbekannt

Die Brunftzeit hat begonnen. Das erhöht die Gefahr von Wildunfällen. Autofahrer sollten damit rechnen, dass die Tiere unvermittelt über die Straße laufen.

 
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Naila - Noch bis Ende August dauert die Brunft der Rehe. "Gerade jetzt kann es durch die erhöhte Aktivität des Rehwildes vermehrt zu Verkehrsunfällen kommen", weiß der Kreisvorsitzende der Jägerschaft Naila, Stefan Eul. Die Tiere sind nicht nur in den üblichen Aktivitätsphasen in den frühen Morgen- und den Abendstunden unterwegs, sondern fast den ganzen Tag; nur in der heißen Mittagszeit machen sie Pause. Es herrscht sozusagen "wildes Treiben in Feld und Wald", da das Rehwild Paarungszeit hat. Bei der Brunft geht es im wahrsten Wortsinn rund. "In der Paarungszeit treibt der Bock die brunftige Geiß durch den Hochwald oder durch die Felder und liefert sich mit Rivalen Kämpfe und spektakuläre Verfolgungsjagden", erklärt Stefan Eul. In den Getreidefeldern seien oft sogenannte "Hexenringe" zu beobachten: runde Kreise, wo das Getreide beim wilden Liebesreigen niedergefegt wurde. Das weibliche Reh sondert Duftstoffe ab und signalisiert so seine Paarungsbereitschaft. "Ist es noch nicht ganz so weit und der Bock bedrängt die Geiß allzu aufdringlich, reagiert sie mit einem schrillen Fiepton und rennt davon", erklärt der erfahrene Waidmann.

Stefan Eul erklärt eine wildbiologische Besonderheit beim Reh, die sogenannte Keimruhe: "Die befruchtete Eizelle nistet sich über einige Monate in der Gebärmutterschleimhaut ein, ohne sich weiter zu entwickeln." Erst im Spätwinter, wenn die Tage wieder länger werden, setzt die Zellteilung ein, und der entstehende Embryo wächst. "Durch diese verlängerte Tragzeit wird sichergestellt, dass die Jungtiere in der für sie optimalen Zeit, nämlich im Mai des Folgejahres, geboren werden."

Schmunzelnd merkt der Kreisvorsitzende an, dass "Liebe bekanntlich blind macht": "Da die Tiere völlig hormongesteuert sind, jagen brunftige Rehe oft auch unvermittelt über die Straße, und da kann es schnell zu Wildunfällen kommen." Deshalb appelliert Stefan Eul an alle Verkehrsteilnehmer: "Fahren Sie auch in im eigenen Interesse besonders vorsichtig, vor allem bei Fahrten entlang unübersichtlicher Straßenränder, durch Waldstücke, entlang von Hecken oder zwischen Mais- oder Getreidefelder. Dort können Rehe vollkommen unvermittelt auf der Straße auftauchen." Autofahrer sollten stets bremsbereit sein - und wissen, dass ein Reh zur Paarungszeit selten allein kommt. "Meist folgt der Geiß ein Bock." Sein Rat: "Taucht auf der Fahrbahn ein Reh auf, abblenden und versuchen, kontrolliert zu bremsen." Ist ein Zusammenstoß nicht zu verhindern: "Unbedingt das Lenkrad gerade gehalten und keinesfalls unkontrollierte Ausweichmanöver versuchen!" Bei einer Kollision muss der Autofahrer unverzüglich die Polizei oder den Jagdpächter verständigen. "Eine verspätete Meldung kann ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz sein, falls das Wildtier nicht sofort tot war", erläutert Eul. Hat ein Fahrzeug ein Wildtier berührt und es läuft scheinbar unversehrt davon, muss immer mit Verletzungen gerechnet werden, mit denen das Tier nicht überleben kann.

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