Als die zehn Sängerinnen im Alter von 14 bis 21 Jahren samt Chorleiterin Ursula Dollinger und Band gegen 18 Uhr am Tonstudio aufkreuzen, hat der Profi also längst Routine: Die Technik ist angerichtet. Zehn Mikros liegen fertig verkabelt bereit. E-Piano und Verstärker warten nur darauf, in den Begleitmusikern des Chors - Gitarristin, Bassist, Cajon-Spieler und die Chorleiterin am Klavier - ihre Meister zu finden. Und so geht alles ganz schnell: "Du mer amoll na Sound cheggng", sagt Tröger, kaum haben alle Musiker einen Platz gefunden. Erst sind die Sängerinnen dran, dann die Instrumente. Noch schnell ein defektes Mikrofonkabel ausgetauscht - und schon erklingt das Ensemble in seiner ganzen Pracht. Orangefarbene Balken scheinen auf der Mischpult-Anzeige Fangen zu spielen. Rasch ist alles eingestellt und eingepegelt. Es wird ernst: Achtung, fertig, Aufnahme!
"You give life, you give love, you bring light to the darkness", so klingt es durchs Studio. "Great are you Lord", ein poppig-moderner Lobpreis-Song. Erst sind die Sängerinnen zurückhaltend, dann aber blühen sie mit jedem Durchgang weiter auf. Harry Tröger sitzt derweil an seinem Rechner und blickt hochkonzentriert zur Tastatur: bloß keine Unstimmigkeit, keine unsaubere Harmonie, keinen schiefen Ton überhören! "Da sind noch ein paar Töne dabei, da fallt ihr ab!", urteilt er schließlich. "Haltet die Tonhöhe!"
Der Frankenpost-Marketingleiterin Birgit Döhne, die von der Seite aus zuhört, stehen derweil die Haare zu Berge - weil's gar so schön ist: "Dass man bei einem solchen Wetter Gänsehaut bekommt, ist echt selten", lobt sie die Sängerinnen. Nach einer kurzen Verschnaufpause geben sie nochmal alles. "Und jetzt die Spaßversion!", fordert Harry Tröger. Das Ensemble liefert sie prompt.
Aus den besten Teilen aller Aufnahmen schneidet der Tontechniker später die Fassung zusammen, die auf der CD landet. Dabei bekommt jeder Chor seinen eigenen Sound: "Es soll nicht alles gleich klingen", erklärt Tröger. "Ein sakrales Stück muss ich anders abmischen als einen Popsong." Dabei spielt auch die Akustik des Raums eine Rolle: Der Kirchenchor klingt nur echt in der Kirche. Für die Popsongs von Link to Heaven hingegen eignet sich der trockenere Klang des Tonstudios besser.
Doch der entscheidendste Faktor für eine gelungene Aufnahme ist die Leistung der Sänger: "Intonation und Timing sind beim Chorsingen das A und O", führt Tröger aus. Und: "Schee frisch muss es kumma!" Deshalb ist es dem Klang-Experten wichtig, dass sich vor seinen Mikros alle wohlfühlen. Sonst greife "die Angst des Kaninchens vor der Schlange": "Wenn sich die Leute vor dem Singen fürchten, dann wird's leblos. Die Sänger müssen Spaß haben. Da steckt viel Psychologie dahinter." Sie anzuwenden, darauf versteht sich der Münchberger.
Bei der Aufnahme des Weihnachtslieds - "My Grown up Christmas List" von Kelly Clarkson - wirken die Sängerinnen gelöst. Besonders die beiden Solistinnen dürfen in diesem Stück glänzen. Ihre anspruchsvollen Parts singen sie frei heraus - und geht der Einsatz mal daneben oder bricht in den höheren Lagen die Stimme weg, dann ist's nicht schlimm: Kurz mit den Kolleginnen gelacht - und schon klappt's beim nächsten Versuch wieder deutlich besser. So ist auch Titel Nummer zwei schnell im Kasten. Eine echte Leistung! Denn: "Geprobt haben wir den Song zuletzt in der Weihnachtszeit", gibt Chorleiterin Ursula Dollinger zu.
"Wir waren am Anfang schon aufgeregt", erzählen die Sängerinnen nach den Aufnahmen. "Und das, obwohl ja gar kein Publikum dabei war." Schließlich komme es im Studio auf jeden Ton an. Solistin Ruth Dollinger, Tochter der Chorleiterin, ergänzt: "Ich bin gespannt, wie es ist, wenn man sich auf der Aufnahme selbst hört." Die anderen Mädel nicken eifrig. "Keine Angst", beruhigt Harry Tröger die Sängerinnen. "Ihr bekommt noch ein bisschen Gnadenhall auf die Stimme, und dann passt das alles!"