Hof Ansturm auf die Messe Consenio

Lisbeth Kaupenjohann

Die erste Consenio-Messe der Frankenpost kommt gut an: Zahlreiche Besucher informieren sich über alles, was das Leben im Alter betrifft.

 
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Kurz vor Eröffnung der ersten Consenio-Messe am Samstagvormittag ist der große Parkplatz vor der Freiheitshalle schon fast zur Hälfte zugeparkt. An den Ständen sehen Fachleute aller Gesundheits-Sparten dem Ansturm gelassen entgegen. Im Festsaal begrüßt Birgit Döhne, Marketingleiterin der Frankenpost, die zahlreichen Gäste. Vor allem "Best-Ager" sind gekommen, Männer und Frauen zwischen 50 und 70, die eines wissen: Jünger werden sie nicht.

"Möchten Sie wirklich noch mal 20 sein?", fragt Ursula Erber, Stargast der Veranstaltung, in die Runde. Ringsum Kopfschütteln. 83 Jahre zählt die zierliche Dame, und sie wirkt alles andere als alt. Dabei genießt sie ihren eigenen Worten nach ihr Alter, wo immer es geht. Seit zehn Jahren spielt sie die resolute Brunner-Wirtin in der TV-Serie "Dahoam is dahoam". Die soll noch mindestens bis 2020 laufen - und so, wie es aussieht, hält Ursula Erber das locker durch.

Ein wenig "dahoam" fühlt sich Erber auch hier in Oberfranken, hat sie doch einige Jahre auf der Luisenburg im "Brandner Kaspar" gespielt. "Ich freue mich, die Sprache wiederzuhören", sagt sie als eine echte Münchnerin. An diesem Morgen hat sie in der Frankenpost gelesen, dass die Mitarbeiterinnen des Hofer Seniorenhauses Christiansreuth ihre Kinder mit an den Arbeitsplatz nehmen dürfen. "Eine tolle Idee", meint sie. "Nur Alte - das ist doch langweilig." Die bekannte Schauspielerin findet, dass sich die Jungen darauf einstellen müssen, dass immer mehr ältere Menschen um sie herum leben. "Und sie sollen Lust kriegen aufs Alter." Auf die Frage, was sie so anstelle, um gesund zu bleiben, sagt sie schlicht: "Nichts. Ich arbeite." Aber sie laufe gern und viel, fahre auch Rad. "Frische Luft ist wichtig."

Frankenpost-Leser hatten an Ursula Erber Fragen geschickt, die sie jetzt nach Möglichkeit beantwortet: Ob sie auch privat grantig sei und was sie gar nicht leiden könne? Nein, grantig sei sie nicht. Höchstens angesichts von Heuchelei und anonymer Häme im Internet. Erber bekennt, lieber Rotwein als Bier zu trinken, es zu genießen, bei den Dreharbeiten von "Dahoam is dahoam" zu Hause im eigenen Bett schlafen zu können und eine Schwäche zu haben für Buchläden. Ansonsten sei sie froh, so zäh zu sein. "Das sind die guten Gene. Außerdem nutze ich mein Hirn - das hilft." Sollte sie einmal mit dem Beruf aufhören, wolle sie eine Fremdsprache lernen. Ihre Botschaft an alle: "Lebe gern!"

Was aber, wenn diverse Zipperlein sich zu Krankheiten auswachsen, wenn es schwerer wird, allein zu Hause zurechtzukommen? An den Ständen gibt es für die Besucher viele Tipps. Es geht um Vorsorge wie Sport und gesunde Ernährung, um Therapien, Hilfsmittel und vieles mehr. Die Hofer Firma Steinel & Dietel informiert über alternative Wohnformen. Sie schafft barrierefreien, komfortablen Wohnraum in der Region. Ob Alt- oder Neubau, die Kosten wollen wohl kalkuliert sein. "Wir profitieren von niedrigen Grundstückskosten in der Region. Die Baukosten sind die gleichen wie in Nürnberg", erklärt Birgit Dietel. Die Projekte, die bisher angeboten werden können, seien zum Großteil verkauft. Es werde weiter geplant und gebaut.

"Viel Gesprächsbedarf besteht, wenn es um das Thema Pflege geht", sagt Sebastian Oehme von der Diakonie Hochfranken. Gerade im ambulanten Bereich sei das Angebot groß und eher unübersichtlich. Nur über das Internet könne man sich da nicht informieren. Auf Interesse stoßen die Kurzvorträge am Stand. Häufig gestellte Fragen lauten: Was leisten Pflegedienste? Wie organisiere ich Pflege? Wer trägt welche Kosten? Auch die Bilder aus den stationären Einrichtungen betrachten Standbesucher eingehend. Mitarbeiter laden ein zur Besichtigung.

Auch Kliniken präsentieren sich. In ihren grünen Kitteln fallen sie gleich ins Auge - die "Grünen Damen", die am Sana-Klinikum Hof im Einsatz sind. Am Stand lernen Besucher, wie man sich die Hände desinfiziert. Andere informieren sich bei Professor Matthias Schürmann, wie diese oder jene Operation vonstatten gehe. Eine Dame legt sich in den Untersuchungsstuhl, um mehr über die Funktion ihrer Schilddrüse zu erfahren.

Auch längere Fachvorträge finden in den Konferenzräumen ihr Publikum. Da geht es beispielsweise um Schlaganfall, Oberschenkelhalsbruch, Aortenaneurysma und Grauen Star, um dicke Beine, Atemnot und psychische Erkrankungen im Alter. Aber auch um Vorsorge, Pflegeversicherung, Ernährung und mehr.

"Jeder Vierte leidet im Alter unter depressiven Erkrankungen", weiß Dr. Lothar Franz, Chefarzt der Bezirksklinik Rehau. Der Eintritt in die Rente ist, sagt er, oft eine problematische Phase. Das Geld werde knapper, die Sinnesorgane lassen nach, Erkrankungen und Einsamkeit schmälern die Lebenslust. Gar nicht selten litten Menschen auch unter Ängsten oder dem Verarmungswahn - auch wenn die Verhältnisse gar nicht so schlecht sind. "Gern leben", dieses "Rezept" gibt Dr. Franz allen mit auf den Weg, die ihre psychische Gesundheit erhalten wollen. Sie sollten aber trotzdem auf Symptome wie verändertes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, Kopf- und Rückenschmerzen achten. Depressionen könnten auch organische Krankheiten negative beeinflussen. Hilfe finde man bei Beratungsstellen, Psychotherapeuten und Ärzten.

Mundartautorin Sonja Keil hat ihre besondere Sicht auf Senioren und wie sie sich gesund erhalten. Befreites Lachen ruft sie mit ihren Gschichtla hervor. Und wie man weiß, ist Lachen ja schon an sich gesund. Wie Ursula Erber sieht Keil das Ganze gelassen: Man wird halt alt - das ist ganz normal.

Man muss sich auch gar nicht wie eine 20-Jährige herausputzen. Aber sich was Schönes zu gönnen, oder wenigstens anzusehen, steigert durchaus die Lebensfreude. Vor großem Publikum geht im Festsaal die Modenschau der Firmen Kleiber, Regnitzlosau, des Ateliers Goldener Schnitt, Münchberg, und des Kaufhauses Wöhrl, Hof, über die Bühne. Auf dem Laufsteg präsentieren Mannequins im besten Alter - darunter auch ein Mann - tragbare Mode für alle Gelegenheiten, mal schick, sportiv oder auch festlich. Angesagt sind in diesem Winter Farbkombinationen wie Bordeaux/Grau, Tannengrün/Gelbgrün/Blau oder auch Braun/Rosa/Rot. Es darf - sogar im sportlichen Bereich - glitzern und glänzen, man trägt viel Webpelz, Spitze und sogar Federschmuck.

Während die Firma Kleiber mit italienischer Mode vor allem die modebewussten Frauen anspricht, punktet das Atelier Goldener Schnitt mit eigenen Maßgrößen, die auf unterschiedliche Körperformen Rücksicht nehmen, mit bequemer, aber auch eleganter Mode. Das Kaufhaus Wöhrl zeigt ebenfalls Alltags-, Sport- und Festmode. Da schwingen kurze, weite Röcke, lockt der Leo, zeigen sich weibliche Kurven in eng anliegenden, aber doch bequemen Kleidern und Hosen. Pailletten und Strass harmonieren mit Kapuzenjacken und edler Wolle. Wer kann, zeigt nackte Haut, dem Alter zum Trotz, oder schmückt sich mit voluminösen Schals und Tüchern. "Die Trendfarben im Frühjahr sind ein leuchtendes Gelb, Himmelblau, Lila und Rot", verrät Birgit Döhne.

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