Hof/Landkreis Arbeitslosigkeit ist leicht angestiegen

Mit den immer weiter sinkenden Arbeitslosenquoten ist es wohl vorbei. Der Chef der Arbeitsagentur Bayreuth-Hof blickt dennoch optimistisch nach vorne.

 
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Hof/Landkreis - Der Welthandel schwächelt und internationale Handelskonflikte verbreiten Unsicherheit. Das schlägt sich - wenn auch in moderatem Ausmaß - auf die Arbeitsmarktsituation in Stadt und Landkreis Hof nieder. Bundesweit waren im Dezember erstmals seit sechs Jahren wieder mehr Menschen ohne Anstellung als im Vorjahresmonat. Auch der Bezirk Bayreuth-Hof der Bundesagentur für Arbeit folgt dieser Entwicklung.

Der Bestand an Arbeitslosen stieg vom Dezember 2018 zum Dezember 2019 um 262 Personen auf insgesamt 9124. "Das ist noch immer ein sehr, sehr niedriges Niveau", stellt Sebastian Peine, Chef der Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof in einem Pressegespräch klar. "Vor 15 Jahren hatten wir weit mehr als doppelt so viele." Selbst im Jahr 2017 waren im Dezember noch mehr Arbeitslose gemeldet. Dennoch werde sich der Positivtrend der vergangenen Jahre auch 2020 nicht fortsetzen lassen, wagt Peine zu prognostizieren. Das liege an der zu erwartenden weiteren Eintrübung der Konjunktur. Immerhin sei aber auch "kein dramatischer Anstieg" der Arbeitslosigkeit zu erwarten. In zwei, drei Jahren sei durchaus wieder mit Rekorden zu rechnen - auch durch die weitere Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt.

Überhaupt hat sich die Situation für Arbeitssuchende seit dem Jahr 2005 immens verbessert: Kamen damals im Dezember auf jede offene Arbeitsstelle 19 Arbeitslose, waren es 2019 lediglich noch 1,6.

Die Arbeitslosenquote im gesamten Agenturbezirk, der die beiden kreisfreien Städte Hof und Bayreuth mit ihren jeweiligen Landkreisen sowie die Kreise Kulmbach und Wunsiedel umfasst, lag im Dezember 2019 bei einem Wert von 3,6 Prozent - zum Vergleich: die bundesweite Quote lag bei 4,9, die für Oberfranken jedoch bei 3,2 und die für Bayern gar bei lediglich 2,8 Prozent. Großer Ausreißer nach oben ist innerhalb des Bezirks die Stadt Hof mit einer Quote von 5,4 Prozent - der zweithöchsten in Bayern, übertroffen einzig von der Stadt Schweinfurt (6,0). Angesichts des gemessen an der Gesamtbevölkerung hohen Anteils an Flüchtlingen in Hof findet Peine diesen Wert jedoch "bemerkenswert". Der Landkreis Hof lag mit einem Wert von 2,9 gar beinahe im Bayern-Durchschnitt.

Besondere Anstrengungen unternimmt die Arbeitsagentur, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, den Sebastian Peine mit Zahlen belegen kann: 4125 arbeitslosen Fachkräften standen im Dezember 3550 offene Stellen gegenüber - eine geringe Divergenz. Hier setzen die Vermittler auf Prävention, etwa durch Berufsberatung vor dem Erwerbsleben, und Förderung.

So sollen etwa ungelernte, in Helferberufen tätige Arbeitskräfte dafür gewonnen werden, eine Ausbildung zu absolvieren. Um Fachkräfte fit zu machen für die Zukunft, gibt die Agentur täglich 41 000 Euro für Weiterbildung aus und gewährt fünf Förderungen, von denen mehr als eine auch zu einem Abschluss führt. 2020 soll das Budget mindestens auf gleicher Höhe bleiben. Aus der Berufsberatung gehen im Schnitt täglich sieben neue Lehrlinge hervor. Potenzial liegt zudem in der Integration Geflüchteter in den ersten Arbeitsmarkt. Im Berichtsjahr 2019 hatten sich im Bereich der Arbeitsagentur Bayreuth-Hof 166 Geflüchtete um eine Ausbildungsstelle beworben. Am 30. September befanden sich davon 53 in Ausbildung.

Überhaupt könnten Fachkräfte aus dem Ausland ein Teil der Lösung sein: Am 1. März tritt das Fachkräfteeinwanderungsgesetz des Bundes in Kraft, das es auch Fachkräften mit beruflicher, nicht akademischer Ausbildung leichter machen soll, nach Deutschland einzuwandern. In Selb betreibt die Agentur bereits ein sogenanntes Welcome Center, das tschechische Staatsbürger, die in der Region die größte Gruppe ausländischer Arbeitskräfte ausmachen, dabei unterstützt, eine Arbeitsstelle in Bayern aufzunehmen.

Darüber hinaus soll das Projekt "Triple Win" dabei helfen, den Pflegenotstand zu lindern: Pflegekräfte aus Ländern, in denen in diesem Sektor ein Überschuss besteht, sollen dazu bewogen werden, nach Deutschland zu kommen. Das funktioniert durch bilaterale Abkommen zwischen Deutschland und den Herkunftsländern: den Philippinen, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Tunesien. "Solche Modelle wären denkbar in allen Branchen", findet Peine.

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