Hof Auf der Jagd nach dem Licht

Alina Juravel
Bei seinen Fotos ist es Mirko Fikentscher wichtig, keinen peinlichen Postkartenkitsch zu repräsentieren: Auf seinen Naturmotiven verlieren sich Menschen als kleine, konzentrierte Punkte in den Weiten der Natur, wie etwa hier bei Rehau. Foto: Mirko Fikentscher

Mirko Fikentscher aus Rehau fotografiert gerne seine Heimat. Die Bilder veröffentlicht er auf Instagram, wo ihm bereits 35 000 Menschen folgen. Ein lukratives Hobby.

 
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Rehau - Am Wochenende mal ausschlafen? Kommt für Mirko Fikentscher nicht in Frage. Der 22-Jährige stellt sich den Wecker gerne auf vier Uhr früh. Wenn es draußen noch dunkel und ruhig ist, packt der junge Mann seine Sachen und zieht los. Während die meisten Menschen noch schlafen, geht der Rehauer in den Wald oder auf einen Berg, besteigt Klippen oder wühlt sich durch die Büsche. Fikentscher geht auf die Jagd. Seine Waffe ist die Kamera, sein Ziel ist der Sonnenaufgang. Den kurzen Moment möchte der 22-Jährige möglichst perfekt einfangen. "Man hat nur ganz wenig Zeit, um diese besondere Stimmung vor die Linse zu kriegen", sagt Fikentscher. Der Sonnenaufgang allein reicht ihm aber nicht. Er muss am besten in Begleitung mit rauer, unberührter Landschaft kommen. "Wir haben hier in der Region so schöne Natur, so richtige Bilderbuchmotive", schwärmt der 22-Jährige, der in Rehau eine Ausbildung zum Kunststofftechniker macht.

Vor einem Jahr hat der Hobby-Fotograf damit angefangen, seine Bilder, hauptsächlich aus dem Fichtelgebirge und dem Frankenwald, in dem sozialen Netzwerk Instagram zu veröffentlichen. Rund 35 000 Menschen folgen seinem Account mittlerweile, jedes Bild wird durchschnittlich 1500 mal geliked. Die meisten Reaktionen für seine Fotos kommen aus Kanada, den USA und Großbritannien. Mit seinen poetischen Landschaftsbildern begeistert Fikentscher Tausende Menschen rund um den Globus. "Es freut mich sehr, dass ich mit meinen Bildern so viele Menschen erreichen kann", sagt der Rehauer.

Was zuerst als reines Hobby angefangen hat, entwickelt sich für den 22-Jährigen immer mehr zu einem lukrativen Geschäftsmodell. Denn Instagram ist schon längst nicht mehr nur ein soziales Netzwerk, auf dem die Nutzer quadratische Bilder direkt vom Handy aus teilen können. Fast 500 Millionen Menschen nutzen die Plattform, die seit April 2012 zu Facebook gehört.

Aufnahmen von Nutzern mit einer hohen Reichweite sind besonders in der Werbung gefragt. Denn die Industrie mag Instagram. "Hier lassen sich Werbeprodukte einfach, aber authentisch platzieren", ist sich der 22-Jährige sicher. Nach Angaben von Instagram schalten bereits mehr als 200 000 Unternehmen weltweit Werbung auf dem Foto-Netzwerk. Einige Firmen sind bereits auch auf Fikentscher aufmerksam geworden. "Vor allem Unternehmen aus dem Outdoor-Bereich schreiben mich an und bieten mir Kooperationen an", erzählt der 22-Jährige.

Solche Kooperationen können ganz verschieden aussehen. Die Platzierung gezielter Produkte wird zum Teil bezahlt oder zumindest bekommt der Nutzer die Ausrüstung, die er auf seinem Foto vorstellt, geschenkt. "Eine Zelt-Firma aus Amerika will jetzt zum Beispiel, dass ich ihr Produkt fotografiere, dafür schicken sie mir ein teures Zelt zu und ich darf es anschließend behalten", erklärt der junge Mann. Wie er dabei das Zelt in Szene setzt, wird dem 22-Jährigen überlassen. "Hauptsache, die Firma wird dann im Foto verlinkt", sagt Fikentscher.

Seinen Lebensunterhalt kann der Rehauer mit seiner Fotografie noch nicht verdienen. "Dafür ist meine Reichweite auf Instagram noch nicht groß genug." Die ganz Großen unter den Instagrammern können aber schon lange von ihren Fotos in dem sozialen Netzwerk leben. Wie etwa Pamela Reif aus Karlsruhe, die laut eigenen Angaben bis zu 15 000 Euro pro Bild verdient, das sie auf Instagram postet und auf dem sie mehrere Produkte bewirbt. Dem 20-jährigen Fitness-Model folgen aber auch 2,5 Millionen Menschen.

Dass seinem Instagram-Profil auch mal so viele Menschen folgen werden, hält der Rehauer für unwahrscheinlich, aber "etwa ab 100 000 Abonnenten wird es trotzdem richtig lukrativ", berichtet Fikentscher. Also arbeitet er fleißig an seiner Instagram-Karriere und postet täglich mindestens ein Bild auf seinem Account: "Man muss ständig präsent bleiben, sonst verliert man seine Abonnenten." Nur um Geld und Werbegeschenke geht es ihm aber nicht, wie der Rehauer versichert: "Ich liebe es, in der Natur zu sein und unberührte Landschaften zu entdecken. Das entspannt mich."

Im Internet

Auf seinem Instagram-Profil lädt Mirko Fikentscher täglich neue Landschaftsbilder. Zusätzlich betreibt der 22-Jährige einen Blog, auf dem er eine Art digitales Tagebuch führt.

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www.instagram.com/mixplor

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