Hof Auf der ökologischen Baustelle

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Das Wasserwirtschaftsamt wird die Saale an einen natürlichen Zustand heranfürhen. Dabei sind der Behörde Grenzen gesetzt, die das Konzept weg vom Ideal führen.

 
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Hof - Die Saale, wie sie durch Hof schleicht, ist kein Schmückstück. Und wird es auch nicht werden. Zumindest nicht im historischen Vergleich. Stephan König will den großen Fluss auch nicht in die Urform zurückhieven. Sein Zugeständnis: "Die Kulturlandschaft ist unser Maßstab." König arbeitet im Wasserwirtschaftsamt in Hof, und er muss die Saale im Stadtgebiet auf Vordermann bringen. Ob er will oder nicht.

Natürlich will er, als einer, der in Hof an der Saale aufgewachsen ist. Beruflich bindet ihn die europäische Wasserrahmenrichtlinie. Dieses 22-Buchstaben-Ungetüm ist ein staatenüberspannendes Konzept, an dessen Ende saubere Natur, sauberes Wasser steht. Bis 2027 soll die Saale das "gute ökologische Potenzial" erreicht haben. Es heißt Potenzial, nicht Zustand, weil die Saale mit der Rundum-Bebauung, den Wehren und dem notwendigen Hochwasserschutz weit entfernt vom Ideal bleiben wird. "Die Saale wird nie ein naturnahes Gewässer", so drückte es Simone Stöger aus, die mit dem Unternehmen Ökon Umweltplanung für das Wasserwirtschaftsamt am Konzept für das Projekt schreibt.

König und Stöger stellten im Rathaus öffentlich vor, was mit der Saale in den nächsten Jahren geschehen kann. Nun wird das Papier alsbald fertig sein, dann muss die Behörde ihr Konzept prüfen lassen. Was der Staat dafür auszugeben bereit ist, wird die nächste Frage sein. Aber passieren muss etwas, denn um die Fische ist es in der Saale schlecht bestellt, erklärte Stöger. Der Fluss sei im Stadtgebiet zu geradlinig, zu verschlammt, die Strömung sei viel zu gleichartig und Wehre und nicht funktionierende Fischtreppen lassen den Schluss zu, dass viel zu tun ist. Die Arbeiten zur Landesgartenschau 1994 seien schon gut, aber nicht gut genug gewesen.

"Wir wollen nicht alles umbauen", versprach Stöger. Das sei zu teuer, vor allem aber nicht notwendig. Es reiche aus, in Teilbereichen das Ufer aufzulockern, kleine Inseln anzulegen, mit Steinen und Totholz den Wasserfluss zu variieren und den Schlamm zu entfernen. In diesen vorbildlichen Bereichen soll sich Fischvielfalt entwickeln können. Und diese Tiere sollen dann im Fluss auch über naturferne Stücke bis zum nächsten sauberen Stück kommen. Strahlwirkungskonzept nennen das die Wasserexperten. König zufolge reicht es mitunter, die Natur etwas anzustupsen, die natürliche Dynamik sorge für die positive Entwicklung. Etwa wenn man den strichgeraden Verlauf des Flusses am Uferweg auflockert.

Das Wasserwirtschaftsamt darf aber nur den Zustand des Flusses verbessern. Ihm wäre es aber auch daran gelegen, den Freizeitwert der Saale zu erhöhen, damit die Hofer ihren Fluss mehr wertschätzen und sich dort erholen oder austoben können. Nur wäre dann die Stadt im Spiel, die das Geld - und sei es über Fördermittel - beisteuern müsste. "Ideen gibt es jede Menge", betonte Stephan König. Wer sie bezahlt, sei offen.


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Die Saale

wird nie ein

naturnahes

Gewässer.

Simone Stöger,

Ökon Umweltplanung

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