Dass das nicht immer reicht, müssen die Briefträger allzu oft erfahren. Daher bittet Erwin Nier auch alle Hundehalter, Briefkästen außen am Zaun anzubringen, wenn auf dem Grundstück ein Hund aufpasst. Der Pressesprecher der Post kann in diesem Zusammenhang Hundebesitzer nicht immer verstehen: "Wenn jemand das Schild ,Vorsicht vor dem Hund!’ an seinem Zaun befestigt, dann will er, dass niemand das Grundstück betritt. Aber der Briefträger oder die Müllabfuhr sollen dann trotzdem aufs Grundstück kommen."
Für Hundetrainer Gerhard Wagner kommt es zu Fällen wie dem in Leupoldsgrün häufig dann, wenn ein Hundehalter nicht seiner Verantwortung nachgekommen ist. "Eine Luftpistole kann jeder kaufen, aber wenn man damit auf einen Menschen anlegt, ist das strafbar. So ist das auch mit einem Hund - der kann eine Waffe sein." Allzu nachlässig, auch rechtlich, gehe man mit Fällen um, in denen ein Hund einen Menschen verletzt - nur weil der Halter sein Tier nicht richtig erzogen hat.
Dass Briefträger häufig Opfer von bissigen Hunden werden, ist für Wagner, der im Raum Hof-Plauen arbeitet, nichts Neues. "Für Trainingszwecke haben wir sogar eine DHL-Uniform", sagt er. Ziel sei es, dass das Tier mit der gelben Jacke eine positive Verknüpfung entwickelt. Ansonsten sei es für das Tier jedesmal ein Erfolg, wenn er den Zusteller verbellt und das Grundstück postbotenfrei hält. Springt für ihn aber etwas heraus, reagiere er auf die Uniform ganz anders. Wagner: "Viele Zusteller haben eine ganze Tüte Leckerlis dabei." Im Grunde aber sei es die Pflicht jedes Hundehalters,, sein Tier entsprechend zu lenken. Geschieht das nicht, bleibe das Verhalten des Hundes oft unberechenbar. Und ist es einmal soweit und man steht einem knurrenden und bellenden Hund gegenüber, dann gibt es, erklärt Trainer Wagner, nur eins: "Erstarren. Stehenbleiben, keinen Mucks machen und um Himmels willen dem Hund nicht in die Augen starren."