Hof Bis zum nächsten Mal

Nach 5500 Abstrichen schließt die Teststation an der Freiheitshalle. Sie könnte aber wieder wichtig werden. Foto: Uwe von Dorn

Es gibt keine Fälle, jetzt schließen Teststation und Infektpraxen. Sie könnten bald schon wieder öffnen, weil der Staat sie braucht oder Corona sich zurückmeldet.

 
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Hof - Neuinfektionen: 0. Bekannte akute Fälle: 0. Corona hat Stadt und Landkreis Hof scheinbar verlassen. Das bedeutet für Mediziner und ihre Mitarbeiter eine Pause. Aber eben nur eine Pause - "Wir gehen davon aus, dass Corona wiederkommt", sagt der Rehauer Arzt Dr. Andreas Pötzl, einer der Initiatoren der Teststation an der Hofer Freiheitshalle. Zum Monatsende schließt sie, auch weil der Katastrophenfall in Bayern abgeblasen ist. Wie es weitergeht, weiß noch niemand. Weder mit der Pandemie noch mit der Test-Infrastruktur.

Bilanz

Die Teststelle an der Hofer Freiheitshalle entstand in Kooperation von Stadt und Landkreis Hof, dem Gesundheitsamt, dem Ärztlichen Kreisverband Hof sowie der Freiheitshalle Hof. 5500 Menschen wurden dort nach der Eröffnung am 17. März getestet.

In den Infekt-Praxen, die kurze Zeit später in Münchberg und Hof eingerichtet wurden, wurden rund 250 Corona-Patienten ambulant behandelt.

Im Gesundheitsministerium in München gesteht man der Corona-Infrastruktur eine ruhige Phase zu. "Mit dem Ende des Katastrophenfalls sind die Schwerpunktpraxen zwischenzeitlich wieder weggefallen", lässt die Bamberger Ministerin und Ärztin Melanie Huml online verlauten. Zwischenzeitlich hätten bayernweit 124 Testzentren ihre Arbeit geleistet. Ihre Zukunft ist ungewiss. "Welche Rolle die Testzentren im Rahmen einer ausgeweiteten Teststrategie auch nach Ende des Katastrophenfalls übernehmen werden, wird zeitnah entschieden", heißt es im Staatsministerium.

Auf diese Entscheidung wartet man in Hof. "Wenn Sie mich fragen, ob es eine gute Idee wäre, die Infektionspraxen offen zu lassen - Ja. Ja. Und ja." Ulrich Voit, Arzt aus Schwarzenbach am Wald und Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands, ist ein Verfechter dessen, was er mit geschaffen hat. "Eine Infektionspraxis ist ein sinnvolles Kind der Katastrophe", macht er klar. Dass dieses Kind nun aus dem Konferenzbereichs der Freiheitshalle verschwindet, hält er entsprechend für keine sonderlich gute Idee. "Die Praxen und die Teststelle waren wirksame Instrumente und haben die Menschen beschützt", sagt Voit. Und auch wenn die Infektionszahlen zuletzt gegen Null liefen, eine ruhige Kugel haben die Mitarbeiter des Testzentrums an der Freiheitshalle nicht geschoben. Verdachtsfälle gab und gibt es immer noch. "Wir haben am Tag noch 20 bis 25 Tests gemacht", sagt Dr. Pötzl. Die Zahlen reichten aber auch schon in denn dreistelligen Bereich.

Auch Ulrich Voit räumt deshalb ein, dass die aktuell niedrigen Infektionszahlen letztlich eine Pause vertretbar werden lassen. Nur: "Jetzt darf halt nichts passieren." Ein neuer lokaler Hotspot würde alles über den Haufen werfen. Voit ist gespannt auf das neue Testkonzept im Freistaat, das kommende Wochenende vorgestellt werden soll. Offenbar plant Bayern mit den Tests in die Breite gehen zu wollen. Solange das nicht fix ist, sieht Voit die Region "im Niemandsland".

Dort verortet das Hofer Landratsamt, die für das Gesundheitsamt zuständige Behörde, die Lage allerdings nicht. "Sollten Verdachtsfälle auftreten, werden diese ab Juli vor Ort in den Hausarztpraxen, sofern deren räumliche Situation eine entsprechende Trennung der Patienten zulässt, getestet", steht in einer Pressemitteilung der Kreisbehörde. Menschen, die im Verdacht stehen, sich mit dem Virus infiziert zu haben, sollen sich demnach wie gehabt telefonisch mit ihrem Hausarzt in Verbindung zu setzen.

Ob der Hausarzt in jedem Fall seinem Patienten helfen kann, ist jedoch keineswegs sicher. "Wer keine Symptome hat, muss den Corona-Test selber bezahlen", erklärt Dr. Andreas Pötzl. Das könne sich zwar ändern, aber solange der Freistaat keine neuen Verordnungen präsentiert, mit der auch die Kassenärztliche Vereinigung leben kann, wird sich an der Regelung nichts ändern. "Die Kassen bezahlen Tests nur bei Symptomen oder wenn die Corona-Warn-App einen Risikokontakt meldet", sagt der Arzt aus Rehau. Wer sich einer Risikogruppe zugehörig fühlt und Gewissheit haben will, muss also Geldscheine zücken, solange er weder Fieber noch Husten hat. 59 Euro werden in der Regel fällig.

Das angekündigte Testprogramm der Regierung könnte diese Praxis schon bald ändern. Das könnte auch das Szenario, das keiner will: ein Aufflammen der Covid-19-Infektionen in der Region. Da dies sehr schnell gehen kann, muss auch die Potenz der Corona-Teststellen wieder schnell erhöht werden können. Vorbereitet sieht man sich jedenfalls. Für Ulrich Voit ist es eine "Frage von wenigen Tagen", bis die Infektpraxis wieder Patienten aufnehmen kann. Die Teststation an der Freiheitshalle sieht Dr. Andreas Pötzl gerüstet: "Wenn der Landrat heute sagt, wir brauchen die Station, dann sind wir morgen bereit."

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