Hof Corona: Ein Sommer ohne Feste in der Hofer Region

, Werner Rost

Reihenweise fallen heuer große Veranstaltungen der Corona-Pandemie zum Opfer, darunter Pfingsttagung und Wiesenfeste. Hoffnung haben noch die Burgfreunde Lichtenberg.

 
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Hof - Am Donnerstag um 13.40 Uhr hat Markus Söder noch einmal genauer definiert, was die Bundeskanzlerin am Abend zuvor gesagt hatte: "Großveranstaltungen, das sind Feste, Bierzelte, große Veranstaltungen, so wie man sie sich vorstellt", sagt Ministerpräsident Markus Söder auf seiner Pressekonferenz. Und schiebt nach: "Das Oktoberfest werden wir noch bewerten." Allerdings steht damit fest: Bis Ende August werden auch in der Region alle Stadt-, Wiesen- und Volksfeste verboten werden. Allerdings gehen die Kommunen der Region bislang noch recht unterschiedlich damit um.

Blick auf die Luisenburg

In Wunsiedel hat man noch eine leise Hoffnung, dass die Luisenburg-Festspiele stattfinden könnten. Trotz Nachfragen bei der Staatsregierung konnte Bürgermeister Karl-Willi Beck noch nicht in Erfahrung bringen, ab welcher Besucherzahl ein Event als Großveranstaltung gilt. Am 23. April will der Wunsiedler Stadtrat aber eine Entscheidung treffen.

Hofer Volksfest: Noch am Donnerstag ist das Fest offiziell nicht abgesagt gewesen. Vergeblich hat die Stadt auf die entsprechende Rechtsverordnung der Regierung gewartet, die die Söder’schen Worte in ein rechtlich verbindliches Pamphlet einbetten muss. Dieses Schreiben muss die Stadt Hof noch abwarten, bis sie das Verbot umsetzen - sprich: das Fest absagen - kann. Die Verordnung ist die rechtliche Grundlage für alle Verträge, die nun aufgelöst werden müssen. Noch am Abend zuvor hatte es, nach der TV-Ansprache von Merkel und Co., lange interne Telefonketten innerhalb der Stadtverwaltung gegeben, was das gesprochene Wort denn nun bedeute. Denn auch, wenn allen klar war, wozu die Ankündigung Merkels führen würde, war auch zu diesem Zeitpunkt noch nichts offiziell abgesagt. Ein Rathaus-Mitarbeiter sagte am Mittwochabend flapsig: "Wir sagen kein Volksfest ab, nur weil im Fernsehen einer was erzählt - auch, wenn es der Ministerpräsident ist."

Für die Schausteller und die regionalen Anbieter, die das Fest sonst zu dem machen, was es ist, ist das Verbot ein Desaster: In einem ausführlichen Brief, der der Frankenpost vorliegt, hatte sich jüngst noch Schausteller-Chef Lorenz Kalb an die Stadt gewandt und gebeten, nichts vorschnell abzusagen. "Das wäre ein deprimierendes, entmutigendes und bitteres Zeichen für uns - und für die Bürger", hatte Kalb geschrieben. Und auch die Hofer Festwirte mussten die Nachricht erst einmal verdauen. "Obwohl wir in letzter Zeit damit gerechnet hatten", erklärt Björn Pausch. Die Stadtverwaltung rechnet nun damit, dass das Schreiben am heutigen Freitag eingehen könnte.

Auch im Landkreis Hof sind Großveranstaltungen wie etwa die Wiesenfeste betroffen. Naila und Münchberg haben ihre Wiesenfeste gestern bereits offiziell abgesagt. Was die traditionellen Heimat- und Wiesenfeste betrifft, ist teilweise noch unklar, ob dies zu Entschädigungszahlungen führen könnte. So sagte etwa der Bad Stebener Bürgermeister Bert Horn im Gespräch mit der Frankenpost , dass darüber während einer Sitzung des Ferienausschusses am Donnerstagabend darüber beraten werde. "Im Vertrag mit dem Festwirt gibt es keine Regelung für den Fall einer Absage", erklärte der Bürgermeister.

Im Kurort gibt es traditionell besonders viele Großveranstaltungen, die Tausende von Besuchern anlocken. Den Auftakt bildet der große Kirchweihmarkt am 1. Mai, der ebenso abgesagt ist wie das für den 25. und 26. Juli geplante Kurparkfest. Monika Josiger, Leiterin der Tourist-Information in Bad Steben, hatte dieses beliebte Fest weitgehend fertig organisiert. Sie denkt dabei weniger an die vielen Stunden, die sie selbst mit der Organisation verbracht hat, als vielmehr an die Standbetreiber und die Künstler, die nun auf ihre Einnahmen verzichten müssen.

Noch etwas bewegt die Leiterin der Bad Stebener Tourist-Info: Niemand weiß, wann der eigentliche Kurbetrieb wieder anlaufen kann. "Ich bekomme Anrufe von langjährigen Kurgästen mit chronischen Erkrankungen, die zum Beispiel wegen Rheuma-Beschwerden im Sommer gerne wieder Radonbäder machen würden", sagt Josiger. Doch zurzeit sei unklar, wann die Kliniken wieder öffnen können, die als Notfall-Krankenhäuser vorgesehen seien.

Von den Absagen sind in Bad Steben auch der Kinosommer und das Sommerfest der Spielbank betroffen. Casino-Direktor Udo Braunersreuther hatte für das am 7. August geplante Jubiläumsfest - es sollte das 20. Sommerfest werden - die beliebte Band Silhouettes vorgesehen.

Nicht stattfinden kann außerdem die Pfingsttagung in Bobengrün, wie Christine Fehn vom CVJM-Vorstand bekannt gibt. "Wir werden wahrscheinlich online einen Ersatz anbieten", erklärte Fehn. Die Umsetzung hänge von den technischen Möglichkeiten ab.

Großveranstaltungen sind derzeit bis Ende August verboten. Noch nicht unmittelbar betroffen ist deshalb das 20. Burgfest in Lichtenberg, das erstmals dreitägig von 4. bis 6. September stattfinden soll. Die Burgfreunde Lichtenberg haben bereits alle Verträge unter Dach und Fach. Wie der Vorsitzende Stefan Eckardt erklärte, werden sich die Vorstandsmitglieder der Burgfreunde mit dem Bürgermeister beraten. Eckardt steht auch in Kontakt mit den Veranstaltern des Mittelalterfestes Mediaval in Selb, das jedes Jahr ebenfalls am letzten Wochenende der Sommerferien stattfindet. In Selb will man demnach erst Ende Juni oder Anfang Juli eine Entscheidung treffen. Diesen Zeitraum möchte sich auch Eckardt vorbehalten. "Entschieden ist noch nichts, aber vom Gefühl her wird unser Burgfest heuer wohl eher nicht stattfinden können", zeigte sich Eckardt aber pessimistisch. "Notfalls feiern wir unser Jubiläums-Burgfest im nächsten Jahr."

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